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Bargeld verliert an BedeutungEurostaaten wollen weniger Münzen herstellen

Lesezeit 6 Minuten
Die Euroländer wollen 2025 nochmals weniger Münzen herstellen als im laufenden Jahr.

Die Euroländer wollen 2025 nochmals weniger Münzen herstellen als im laufenden Jahr (Symbolbild)

Bargeld wird immer weniger genutzt. Die Euroländer reagieren und prägen weniger Münzen. Manche Münzen im Portemonnaie haben einen hohen Sammlerwert.

Bargeld ist für die Menschen im Euroraum trotz des Trends zu digitalen Bezahlmethoden an der Ladenkasse noch erste Wahl. Vor allem bei kleinen Beträgen greifen Verbraucherinnen und Verbraucher überwiegend zu Schein und Münze, wie eine Analyse der Europäischen Zentralbank (EZB) ergab.

Doch die Bedeutung digitaler Bezahlmöglichkeiten nimmt stetig zu. Jahr für Jahr werden weniger Einkäufe bar abgewickelt: 52 Prozent der Transaktionen waren es in diesem Jahr, 2022 lag der Wert bei 59 Prozent, 2019 wurden sogar noch 72 Prozent Barzahlungen im Währungsraum gezählt. Zugleich geht der Anteil der Kartenzahlungen nach oben: von 25 Prozent 2019 über 34 Prozent 2022 auf 39 Prozent in der aktuellen Auswertung.

Der Anteil der Barzahlungen an der Ladenkasse ist der Erhebung zufolge, in die auch nationale Umfragen einflossen, im Vergleich der Jahre 2022 und 2024 in allen Ländern des Euroraums zurückgegangen, mit Ausnahme von Finnland und den Niederlanden. Die stärksten Rückgänge gemessen an der Zahl der Transaktionen wurden in Zypern (elf Prozentpunkte), Deutschland, Malta und Portugal (jeweils zehn Prozentpunkte) beobachtet.

Barzahlungen sind rückläufig

Wer zu Schein und Münze greift, schätzt daran, dass er beim Blick in den Geldbeutel genau weiß, wie viel er noch ausgeben kann. Auch das anonyme Bezahlen ohne elektronische Spuren ist ein Argument der Bargeldbefürworter. Doch selbst in Deutschland, das als Land der Barzahler gilt, sind Schein und Münze an der Ladenkasse rückläufig.

Einer im Juli veröffentlichten Umfrage der Bundesbank zufolge wurden im Jahr 2023 zwar immer noch 51 Prozent der Zahlvorgänge hierzulande bar abgewickelt. Das waren aber sieben Prozentpunkte weniger als bei der Vorgängerstudie aus dem Jahr 2021. Zugleich nahm der Anteil der Zahlungen mit Debitkarten um fünf Punkte auf 27 Prozent zu, das mobile Bezahlen per Smartphone legte um vier Punkte auf sechs Prozent aller Bezahlvorgänge zu.

Im europäischen Durchschnitt halten Verbraucherinnen und Verbraucher die Zahlung per Karte für schneller und einfacher. Bei Zahlungen über 50 Euro sind Karten das am häufigsten verwendete Zahlungsmittel.

Karten sind dominierendes Zahlungsmittel

Auch gemessen am Wert sind Karten der EZB-Analyse zufolge das dominierende Zahlungsmittel in den 20 Eurostaaten mit einem Anteil von 45 Prozent. Bargeld kommt auf 39 Prozent, 7 Prozent entfallen auf das mobile Bezahlen etwa per Smartphone – mit steigender Tendenz. Während der Corona-Pandemie hatte der Einzelhandel das kontaktlose Bezahlen als besonders hygienisch beworben. Das schnelle Bezahlen im Vorbeigehen ist unter anderem mit einem Smartphone oder einer Smartwatch möglich.

„Digitale Zahlungen nehmen weiter zu, wenn auch langsamer“, stellt die EZB fest. Ein Treiber sei der rege Online-Handel. Zahlungen im Internet, die überwiegend per Karte abgewickelt werden, machen gut ein Fünftel (21 Prozent) aller Zahlungen und gut ein Drittel (36 Prozent) des Gesamtwertes aus. In beiden Betrachtungen ging es seit der Untersuchung 2022 nach oben.

Eine Mehrheit der Verbraucher im Euroraum (62 Prozent) hält es gleichwohl für wichtig, dass Bargeld als Zahlungsmöglichkeit erhalten bleibt. EZB-Direktoriumsmitglied Piero Cipollone bekräftigt: „Wir sind bestrebt, sichere, effiziente und integrative Zahlungsmöglichkeiten zu gewährleisten. Indem wir sowohl Bargeld als auch die Entwicklung eines digitalen Euro unterstützen, wollen wir sicherstellen, dass die Menschen jetzt und in Zukunft immer mit öffentlichem Geld bezahlen können.“

Euroländer prägen weniger Münzen

Unterdessen reagieren die Staaten der Eurozone auf die gesunkene Nachfrage nach Bargeld, vor allem beim Hartgeld. Die Euroländer wollen 2025 nochmals weniger Münzen herstellen als im laufenden Jahr: Die Währungshüter der Europäischen Zentralbank (EZB) genehmigten den 20 Staaten, die die Gemeinschaftswährung nutzen, die Produktion von Geldstücken im Gesamtvolumen von rund 2,17 Milliarden Euro. Im laufenden Jahr waren es knapp 2,35 Milliarden Euro.

Von 2022 auf 2023 hatte vor allem der Euro-Beitritt Kroatiens zum 1. Januar 2023 für einen deutlichen Anstieg auf ein Volumen von gut 2,6 Milliarden Euro gesorgt. In den beiden Jahren zuvor betrug der Umfang der Ausgabe neuer Münzen jeweils um die zwei Milliarden Euro.

Von der für das kommende Jahr vorgesehenen Münzproduktion ist ein Volumen von gut 1,72 Milliarden Euro für den täglichen Gebrauch bestimmt. Dazu kommen Sammlermünzen im Umfang von etwas mehr als 443 Millionen Euro.

Deutschland stellt meiste Euros her

Die meisten Geldstücke will erneut Deutschland produzieren. Auf 479 Millionen Euro beläuft sich das Volumen in Europas größter Volkswirtschaft, davon entfallen 135,5 Millionen Euro auf Sammlermünzen. Mit einem Gesamtvolumen von rund 336,5 Millionen Euro kommt Frankreich auf den zweithöchsten Wert neuer Münzen, Spanien liegt mit knapp 335 Millionen Euro knapp dahinter auf Rang drei der Euroländer.

Die EZB legt jährlich anhand des von den Eurostaaten gemeldeten Bedarfs eine Obergrenze für den Gesamtumfang der Ausgabe von Münzen fest. In diesem Rahmen dürfen die Länder dann Geldstücke prägen lassen.

Während sich die Wertentwicklung der Euro-Sammelmünzen außerhalb von Numismatiker-Kreisen eher als vernachlässigbar erweist, kann der Blick ins eigene Portemonnaie oder Sparschwein durchaus lohnen. Denn bestimmte Euromünzen, die nicht als Sammler-, sondern als Umlaufmünzen gedacht sind, können weitaus wertvoller sein als der aufgedruckte Nennwert es verspricht. Etwas Glück gehört allerdings dazu.

Münzen mit Fehlprägungen, wie eine um 180 Grad verdrehte Rückseite, können im Einzelfall bis zu 200 Euro wert sein. Es ist also ratsam, solche Münzen nicht hastig im Alltag auszugeben. Besondere Bekanntheit erreichten die Euromünzen mit den sogenannten „drehenden Sternen“. Vor der Einführung der ersten Euro-Kursmünzen wurden einige Zwei-Euro- und 50-Cent-Münzen geprägt, die nicht wie gewünscht dem Vorbild der Europafahne folgten.

Nach der EU-Osterweiterung wurde auch die alte Europakarte auf den Euro-Münzen verändert - jedoch nicht bei allen. 2008 kamen einige Exemplare mit Fehlprägungen in den Umlauf, die noch nicht angepasst waren - sie sind bei Sammlern begehrt und wertvoll.

Nach der EU-Osterweiterung wurde auch die alte Europakarte auf den Euro-Münzen verändert - jedoch nicht bei allen. 2008 kamen einige Exemplare mit Fehlprägungen in den Umlauf, die noch nicht angepasst waren - sie sind bei Sammlern begehrt und wertvoll.

Die Rückseiten der deutschen Euromünzen wie auch die Europaflagge zeigen jeweils zwölf Sterne. Bei den betroffenen Varianten der Münzen zeigten die Sterne radial vom Mittelpunkt ausgehend mit je einer Spitze nach außen. Sie waren um den Mittelpunkt gedreht angeordnet. Auf der Europaflagge zeigen die abgebildeten Sterne aber mit der Spitze nach oben – so wie auf den normalen Euromünzen.

Die meisten dieser „drehenden Stern-Münzen“ wurden zwar eingezogen und vernichtet. Einige aber sind noch im Umlauf, weil vielen Bargeldnutzer weder der Fehler auffällt, noch der Wert bekannt ist. Sammler sind laut diversen Internetmarktplätzen bereit, um die 500 Euro für einen „drehenden Stern“ auf den Tisch zu legen.

Bei Münzen, deren Rückseite auf dem Kopf steht, sind Preise von rund 200 Euro durchaus erzielbar. Fachleute sprechen von Stempeldrehung. Ein- und Zwei-Euro-Münzen, deren Inneres oval statt rund ist, nennt man Spiegel. Der Wert hängt von der Größe der Fehlprägung ab, bewegt sich aber teilweise über 100 Euro.

In seltenen Fällen wird ein falscher Rohling geprägt, zum Beispiel die Prägung eines Zwei-Euro-Stücks auf einem Ein-Euro-Rohling. Sammler zahlen dafür Preise von bis zu 650 Euro. Die genannten Preise sind Schätzungen des Berufsverbands des Deutschen Münzenfachhandels.

Kleinstaaten wie Monaco, San Marino oder der Vatikan sind dafür bekannt, Münzen in sehr limitierten Auflagen zu prägen – was sie wiederum bei Sammlern begehrt macht. Experten schätzen, dass die kostbarste Zwei-Euro-Münze ein Stück aus Monaco mit einem Porträt von Grace Kelly ist, geprägt im Jahr 2007. Nach Expertenmeinung kann das Exemplar bis zu 3000 Euro wert sein. (mit dpa)