Gestiegene Kosten machen Bastei Lübbe zu schaffen. Für die schlechten Zahlen ist eine erst 2020 gekaufte Plattform verantwortlich.
Bastei LübbeWie Liebesromane für junge Leute das Geschäft des Kölner Verlags retten
Wegen stark gestiegener Kosten für Druck und Papier sowie einer hohen Abschreibung ist der Gewinn des Kölner Verlags Bastei Lübbe vor Zinsen und Steuern um 50 Prozent auf 7,2 Millionen Euro eingebrochen. Wie Finanzvorstand Joachim Herbst bei der Vorstellung der Bilanz in Köln sagte, lagen allein die Mehrkosten für den Druck im abgelaufenen Geschäftsjahr bei 1,4 Millionen Euro.
Smarticular: Nachhaltigkeits-Plattform verhagelt die Bilanz
Infolge des Ukraine-Kriegs hatten viele Branchen zuletzt mit Kostenexplosionen zu kämpfen – Papier und Druck waren dabei besonders betroffen. Teuer war für Bastei Lübbe auch die Abschreibung auf die Nachhaltigkeits-Plattform Smarticular in Höhe von 2,7 Millionen Euro. Die Plattform, die Lübbe erst 2020 gekauft hatte, soll nun neu aufgestellt werden. „Das hat uns – überspitzt gesagt – die Bilanz verhagelt“, so Herbst. „Das Jahr würde ohne Smarticular ganz anders aussehen.“ Nach 40 Cent im vergangenen Jahr soll den Aktionären dieses Jahr eine Dividende von 16 Cent pro Aktie vorgeschlagen werden.
Verlagsmarke Lyx ist Treiberin des Erfolgs
Tatsächlich stieg der Umsatz von Bastei Lübbe 2022/23 um 5,8 Prozent auf 100 Millionen Euro. Der Anstieg war dabei vor allem vom Erfolg der Verlagsmarke Lyx getragen, die auf Liebesromane für junge Erwachsene spezialisiert ist. Ihr Umsatz legte um ganze 63 Prozent zu, nachdem Lyx bereits in den vergangenen Jahren stets ein Umsatztreiber gewesen war. Mittlerweile erzielt Bastei Lübbe 33 Prozent seines Gesamtumsatzes mit sogenannten community-getriebenen Geschäftsmodellen. Dazu zählt neben Lyx auch die Verlagsmarke Community-Editions, die Bücher von Influencerinnen und Influencern verlegt. Sowohl Lyx als auch Community-Editions zeichnen sich durch den engen Austausch zwischen Leserschaft, Autorinnen und Verlag aus.
Bastei Lübbe ist einer der größten deutschen Publikumsverlage. Zu den 15 Verlagsmarken zählen neben Lübbe zum Beispiel der Belletristik- und Sachbuchverlag Eichborn und der Kinderbuchverlag Baumhaus. Verlegt werden Autorinnen und Autoren wie Rebecca Gablé, Ken Follett, Kinderbuch-Autor Jeff Kinney und Liebesroman-Autorin Mona Kasten.
Gerade Lyx hat sich mit diesem Konzept zuletzt eine sehr kaufstarke, junge Zielgruppe erschlossen. Lesetouren mit Lyx-Autorinnen waren nach Angaben von Marketing-Chefin Sandra Dittert zuletzt innerhalb von zehn Minuten ausverkauft. Ansonsten werden die Bücher vor allem über soziale Medien vermarktet: Lübbe hat mittlerweile ein eigenes Contentstudio eingerichtet, in dem Videos für Plattformen wie Instagram und Tiktok produziert werden.
Hoher digitaler Umsatzanteil
Der Erfolg von Marken wie Lyx ist es auch, der Bastei Lübbe optimistisch nach vorn blicken lässt: „Wir erwarten im laufenden Geschäftsjahr mindestens Vorjahresumsätze“, so Finanzchef Herbst. „Wir werden das Momentum bei Lyx nutzen und sind überzeugt, dass wir dauerhaft einen Umsatz von mehr als 100 Millionen Euro präsentieren können.“
Wichtiger Treiber für Bastei Lübbe ist neben den community-getriebenen Modellen auch das Geschäft mit Audiobüchern. Insgesamt liegt der digitale Umsatzanteil des Verlags – inklusive E-Books – mittlerweile bei 32 Prozent. Der Marktdurschnitt erreicht 15 Prozent. Für Bastei Lübbe ist das Digitalgeschäft lukrativ, weil die Margen hier höher sind.
Künstliche Intelligenz schreibt noch keine Bücher
Auswirkungen auf das Geschäft hatte im vergangenen Jahr jedoch auch die eingetrübte Konsumstimmung. „Wir haben nach Beginn des Krieges gemerkt, dass es auch bei Büchern eine gewisse Kaufzurückhaltung gab“, so Programmchef Simon Decot. „Über das Jahr hinweg hat sich das allerdings abgeschwächt.“ Als besonders krisenresistent erwies sich die junge Zielgruppe. Etwas schwächer lief das Jahr dagegen in der Belletristik und im Sachbuch.
Derweil setzt sich auch Bastei Lübbe mit der Frage auseinander, welche Rolle künstliche Intelligenz für den Verlag spielen kann. So wird KI bereits dafür eingesetzt, Produktionsabläufe zu unterstützen, zum Beispiel bei Hörbüchern. Auch ein erstes Buchcover hat Bastei Lübbe bereits auf diesem Wege entwerfen lassen. „Man muss das sehr differenziert betrachten“, so Vorstandschef Soheil Dastyari. „Bildlich ist die KI schon sehr weit – textlich aber nicht.“ Bücher werden also vorerst nicht mithilfe künstlicher Intelligenz konzipiert oder gar geschrieben. „Es gibt andere Bereiche, in denen das deutlich naheliegender ist.“