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Norbert WinkeljohannBayers Aufsichtsratschef will keine Angstkultur beim kriselnden Konzern

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Norbert Winkeljohann steht neben dem Bayer-Logo

Norbert Winkeljohann, Aufsichtsratsvorsitzender der Bayer AG (Archivbild)

In einem Interview spricht der Chefkontrolleur der Leverkusener über den Auftrag an den neuen Bayer-Chef Bill Anderson.

Norbert Winkeljohann, Aufsichtsratschef bei Bayer, will den kriselnden Leverkusener Konzern wieder in einer führenden Position im Wettbewerb sehen. Eine Performance, die das sicherstelle, sei der erste Auftrag an den im Sommer 2023 installierten Vorstandschef Bill Anderson, sagte Winkeljohann im Interview mit dem „Handelsblatt“. „Das Zweite ist der klare Fokus auf Produkte und Innovationen“, führte der Chefaufseher aus. „Die Forschung muss schneller zählbare Ergebnisse bringen. Und das Dritte ist schlicht, das Unternehmen konsequent kundenorientiert aufzustellen.“

Anderson will Stellen im mittleren Management streichen

„Wir wollen keine Angstkultur“, sagte Winkeljohann über Andersons Pläne für den radikalen Umbau bei Bayer. Der US-Manager will zahlreiche Stellen im mittleren Management streichen. Anfang Dezember hatte er im „Handelsblatt“ von den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern eine große Veränderungsbereitschaft gefordert. „Die allermeisten wollen etwas Sinnvolles machen und sich weiterentwickeln. Sie sind für Veränderungen offen und wissen, dass sie in einem Jahr deutlich weiter sein werden als jetzt“, sagte Anderson damals: „Es gibt Leute, bei denen sich alles um ihr Ego dreht oder die keine Lust auf Veränderung haben. Sie können vielleicht in einer traditionellen Arbeitsumgebung effektiv sein, aber sicher nicht in unserer. Wer für diese Veränderung nicht offen ist, wird es bei Bayer schwer haben.“

Andersons Vorstellungen deckten sich mit Winkeljohanns „eins zu eins“, bekundete der Aufsichtsratschef jetzt: „Auf den Fluren von Bayer haben mir viele gesagt, es fehle mitunter an der persönlichen Verantwortung fürs Geschäft. Deswegen finde ich die neue Vorgehensweise hervorragend – und, ja, ich würde mir wünschen, dass die vielleicht sogar in Behörden mal Einzug hält.“

Gefragt nach einem potenziellen Verkauf der Agrarchemie oder rezeptfreier Medikamente, den Anderson ins Spiel gebracht hatte, sagte Winkeljohann, auch die Beibehaltung aller drei Divisionen – die Pharmasparte steht nicht zur Disposition – sei eine Option: „Wichtig ist, dass die drei Divisionen profitabel, wettbewerbsfähig und führend im Markt sind.“

Gutes Zeugnis für Kauf von Monsanto

Die Vision von Andersons Vorgänger Werner Baumann, mit dem Kauf des umstrittenen Saatgut- und Pflanzenschutzmittelkonzerns Monsanto aus Bayer ein führendes Ernährungsunternehmen zu machen, „war und ist richtig“, so Winkeljohann. „Das ist gelungen.“

Darüber hinaus äußerte er deutliche Kritik an der Schwarzmalerei in der deutschen Wirtschaft: „Die Lage ist schlimm, aber nicht so schlimm, wie einige jetzt behaupten“, sagte Winkeljohann. Die Wirtschaft sei 2023 leicht geschrumpft, werde in diesem Jahr aber womöglich wieder leicht wachsen. „Das ist doch alles kein Grund für Frust und Investitionsstopp in Deutschland“, so Winkeljohann.

Gleichwohl sieht Bayers Chefkontrolleur Deutschland auf dem Weg, die Riege der führenden Wirtschaftsnationen der Welt zu verlassen, „wenn wir so weitermachen“. Er fordert in dem Interview eine konzertierte Aktion der deutschen Wirtschaft, die sich mit der Politik über alle Parteigrenzen hinweg zusammensetzen müsse, um „einen Konsens zu finden, was für eine Wirtschaft wir überhaupt wollen“.

„Die wichtigsten Wirtschaftsvertreter müssen sich generell mehr einmischen“, meint Winkeljohann außerdem. CEOs müssten sich neben den Interessen ihres Unternehmens „auch für die Zukunft und die Wettbewerbsfähigkeit unserer Volkswirtschaft einsetzen – egal ob es nun um das Thema Steuern, Bildung oder Zuwanderung geht“. Dazu gehöre, sich mit den Inhalten der AfD auseinanderzusetzen: „Es geht auch um Aufklärung.“