Statt Kreditkarte oder SmartphoneKölner erfindet Ring für bargeldloses Zahlen
Köln – Um im Restaurant oder im Supermarkt zu zahlen, hält Lukas Schmitz (28) meist nur noch seine Hand ans Zahlungsterminal – und schon erscheinen die Worte „Zahlung erfolgt“ auf dem Gerät. „Die Leute wollen dann sofort wissen, wie ich das gemacht habe. Sie stellen unzählige Fragen, zum Beispiel ob ich einen Chip in meiner Hand implantiert habe“, erklärt der Kölner im Gespräch mit dieser Zeitung. Dass ein Ring an seinem Finger die Zahlung ermöglicht, erkennen die meisten nämlich nicht.
Pago heißt der Ring, den Schmitz und seine beiden Mitgründer erfunden haben und für 89 Euro über einen eigenen Onlineshop vertreiben. Sie waren davon genervt, zum Bezahlen erst in ihren Taschen nach Portemonnaie oder Smartphone kramen zu müssen. Da sei es auch schon mal vorgekommen, dass der Smartphone-Akku bereits leer war – der Ring hingegen kommt ohne Akku aus.
Kein klassischer Silberschmuck
Eher unauffällig ist der Ring, der aus Keramik besteht und in Mattschwarz sowie in den glänzenden Varianten Schwarz und Weiß erhältlich ist. In kurzer Zeit sollen zudem Varianten in Blau und Rosa sowie eine aus Holz hinzukommen. Von klassisch silbernem oder goldenem Schmuck setzt sich der Keramik-Ring damit ab, allerdings aus technischen Gründen: „Durch Keramik wird das Signal des Rings nicht gestört, wie es zum Beispiel bei Metall der Fall sein kann“, sagt Schmitz.
Der Kölner betont, dass der in China hergestellte Ring nicht nur staub- und wasserdicht, sondern auch kratzfest sei. Gar eine Bergsteigertour habe er problemlos überstanden. Der NFC-Chip im Inneren, der übrigens genauso funktioniert wie jene in gängigen Kreditkarten und Smartphones, sei damit durchgehend geschützt.
Schutz vor Diebstahl
Und auch sonst unterscheidet sich der Ring wenig von bekannten Zahlungsmethoden: Eine Pin-Eingabe zum Beispiel ist erst ab einer Zahlungshöhe von 50 Euro notwendig. Allerdings müssen sich Nutzer einen neuen Pin merken, der Ring funktioniert derzeit nämlich nur mit einer neu ausgestellten virtuellen Prepaid-Mastercard von Vimpay, die mithilfe des Zahlungsdienstleisters Fidesmo aufgespielt wird.
Kunden müssen beim Bestellvorgang daher ein paar Daten eingeben, die laut Schmitz aber für sein Start-up Pagopace nicht einsehbar seien. Beim Erhalt des Rings müssen sich die Kunden verifizieren, erst dann können sie mithilfe einer App Geld auf den Ring laden.
Wie bei Prepaid-Lösungen üblich, können Nutzer auch ihr Geld wieder vom Ring abbuchen – das ist besonders nützlich, falls der Ring abhandenkommen sollte. Da er Strom wie auch Kontostandinformationen vom Zahlungsterminal bezieht, ist also ab dem Zeitpunkt der Geldabbuchung keine Zahlung mehr möglich.
Zwar gibt es immer wieder Berichte, dass Diebe heimlich mithilfe von Kartenlesegeräten Geld von NFC-fähigen Geldkarten abbuchen. „Bei Portemonnaies in der Hosentasche kann das gut passieren“, erklärt Schmitz, „den Ring muss man aber in einer bestimmten Position und Entfernung zum Terminal halten – es ist nahezu unmöglich, so Geld davon zu stehlen.“
Hohe Nachfrage
Rund zwei Wochen nach Markteinführung war der Pago zunächst ausverkauft. Man habe nicht mit einem so großen Interesse gerechnet, erklärt Schmitz. „Eigentlich dachten wir, dass ein paar Menschen den Ring kaufen, die sehr technikaffin sind, nicht zurückschrecken neues auszuprobieren und dafür auch Geld ausgeben.“
Tatsächlich seien aber auch Rentner unter den Kunden oder Eltern, die ihren Kindern ein festes Taschengeld auf den Ring buchen. Eine Dame habe den Ring gar als Hochzeitsring haben wollen. Jetzt sei man aber vorbereitet: „Für das Weihnachtsgeschäft haben wir ordentlich eingekauft und hoffen, dass wir damit durchkommen“, sagt er. Vom Chipmangel sei man bislang nicht betroffen.
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Schmitz sieht sein Start-up also auf Erfolgskurs. An Investoren denkt er gar nicht, auch wenn das Unternehmen noch nicht profitabel ist. Stattdessen schmiedet er weitere Pläne: ein neues Büro, ein Ladenlokal, mehr Mitarbeiter und ins europäische Ausland expandieren will er. Und ein wenig mehr Freiheit steht auf der Agenda: „Es wird nicht mehr lange dauern, bis man seine eigene Kreditkarte auf dem Ring nutzen kann“, sagt Schmitz verheißungsvoll. „Wir sprechen gerade mit den Großen.“