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Bier-MarktZum Karneval wird Kölsch teurer

Lesezeit 3 Minuten
Zwei Menschen stoßen vor dem Dom mit Kölsch an.

Die Kölsch-Preise steigen.

Deutschlandweit steigen die Bierpreise wegen hoher Energie-Kosten. Die Marke von zwei Euro für die Stange Kölsch ist längst überschritten.

Inflation und Energiekosten lassen Kölsch im Karnevalsjahr 2023 so teuer werden wie nie zuvor. Damit kommt der deutschlandweite Trend zu Preissteigerungen der Brauereien auch in Köln an. So hat die Brauerei Gaffel für Mitte Januar angekündigt, die Preise zu erhöhen. Branchenkreisen zufolge haben auch die Kölsch-Brauereien der Radeberger Gruppe die Preise bereits vor dem Jahreswechsel im Einzelhandel erhöht. Dazu gehören die Kölschmarken Sester, Sion, Peters, Küppers, Gilden und Dom Kölsch. Damit folgen die Kölner Brauereien dem Vorgehen auf Bundesebene.

Zahlreiche Brauereien in Deutschland haben für dieses Jahr bereits Preiserhöhungen angekündigt.
Holger Eichele, Hauptgeschäftsführer des Deutschen Brauer-Bundes

Die Kunden müssen sich auf höhere Preise gefasst machen, sagt Holger Eichele, Hauptgeschäftsführer des Deutschen Brauer-Bundes. „Zahlreiche Brauereien in Deutschland haben für dieses Jahr bereits Preiserhöhungen angekündigt.“ Grund für die Kölschbrauer, die Preise zu erhöhen, sind die drastisch gestiegenen Kosten.

„Die Kölsch-Brauereien, wie die gesamte Brau-Branche in Deutschland, stehen vor großen Herausforderungen hinsichtlich der Kosten auf der Produktionsseite. Die extrem hohen Energiekosten und stark steigende Kosten für Rohstoffe und Vorprodukte sowie Personal und Logistik beeinflussen natürlich die Preisgestaltung“, sagt Christian Kerner, Geschäftsführer des Kölner Brauerei-Verbandes. So hätten „einige Kölsch-Brauereien angekündigt, demnächst die Preise zu erhöhen“.

Preise steigen zu Karneval: Vor allem die hohen Energiepreise steigern den Kölsch-Preis

Wie stark die Kosten in die Höhe schnellen, zeigen Zahlen des Deutschen Brauer-Bundes, die aus einer Umfrage unter Mitgliedsunternehmen hervorgeht. Demnach stiegen allein die Preise für Kronkorken zwischen November 2021 und November 2022 um 120 Prozent. Glas wurde 70 Prozent teurer, Kohlensäure 90 Prozent. Das bestätigt auch der Chef der Malzmühle, Michael Rosenbaum. „Gerstenmalz hat sich für uns um 90 Prozent verteuert“, so Rosenbaum. Zur Malzmühle gehört seit 2021 auch Sünner-Kölsch.

Die Kostensteigerung eines Biers ist grafisch anhand einer Bierflasche dargestellt. Die Steigerungen sind folgendermaßen von oben nach unten: Kronkorken plus 120 Prozent, Hopfen plus 35 Prozent, Kohlensäure plus 90 Prozent, Braumalz plus 90 Prozent, Etiketten plus 30 Prozent, Neuglas plus 70 Prozent, Strom und Gas plus 750 Prozent, Kraftstoffe plus 55 Prozent, Bierkisten plus 40 Prozent, Bierfässer plus 60 Prozent, Kartonagen plus 40 Prozent, Seefracht plus 55 Prozent, LKW-Fracht plus 20 Prozent.

Kostensteigerung der Brauereien

Am härtesten hätten aber die Energiekosten durchgeschlagen. „Unsere Energiekosten haben sich verdoppelt, der Strompreis ist explodiert“, sagt Rosenbaum. Bierbrauen gelte generell als besonders energieintensiv, muss das Produkt zunächst gekocht und anschließend über lange Zeit abgekühlt werden. Das schlägt auf die Rechnung. Durch Inflation und Rohstoffmangel hat sich laut Brauer-Bund auch die Logistik stark verteuert.

Die Malzmühle will laut Geschäftsführer Rosenbaum bislang noch nicht die Preise erhöhen. „Wir beobachten die Kostensteigerungen und schauen zunächst, ob sich die Märkte wieder beruhigen“, so Rosenbaum. Gaffel-Marketingchef Thomas Deloy warnt derweil vor Panikmache. „Wir haben die Kostensteigerungen in den Märkten bei weitem nicht vollständig an die Kunden weitergegeben“, sagt Deloy, eine teilweise Weitergabe sei aber unerlässlich. Auch Deloy sagt: „Wir hoffen, dass der Markt sich wieder beruhigt.“

Zwei-Euro-Marke für ein Kölsch ist in der Kölner Innenstadt längst überschritten

In den Brauhäusern der Kölner Innenstadt ist unterdessen in den meisten Betrieben die einstige „Angstmarke“ von zwei Euro längst gefallen. Im Brauhaus Sion oder in der Malzmühle werden 2,20 für die Stange Kölsch verlangt, bei Gaffel sind es 2,10 bis 2,20. Vor Corona lagen die Preise in solchen Lokalen zwischen 1,80 und 1,90 Euro. Hotels nehmen auch schon mal 2,50 Euro. Günstiger wird es in den Vierteln, wo es Kölsch in der Kneipe oft noch deutlich unter zwei Euro gibt.

Allerdings sollten Kölschfreunde nicht allzu traurig sein. Denn im internationalen Vergleich ist Kölsch sogar in der Gastronomie noch sehr günstig. In keinem westeuropäischen ist Bier so preiswert wie in Deutschland. In Norwegen etwa werden für 0,2 Liter mehr als 3,50 Euro fällig. Die Schweiz oder andere skandinavische Länder haben ähnliche Preise. Auch in den nahen Niederlanden und sogar im Bierland Belgien ist der Hopfentrunk deutlich teurer.

Zusammen mit den steuerfreien Exporten und dem Haustrunk ergab sich in Deutschland ein Absatz von 8,8 Milliarden Litern Bier, rund 2,7 Prozent mehr als im Vorjahr. Die zwischenzeitlichen Verluste habe man nicht mehr aufholen können, so der Brauer-Verband. Daran habe auch die WM nichts geändert.