Brauereien sehen sich seit Monaten in nahezu allen Bereichen mit erheblichen Kostensteigerungen konfrontiert. Lange habe man diese durch interne Maßnahmen abfedern können. Nun erhöhen bekannte Kölsch-Marken im Dezember die Preise.
„Kostenexplosionen der Brauwirtschaft“Erste Kölsch-Brauerei erhöht trotz gestiegenen Absatzes die Preise
Infolge der stark gestiegenen Produktionskosten wollen einige bekannte Kölsch-Marken zum Monatswechsel ihre Preise erhöhen. „Die Brauereien sehen sich seit Monaten mit massiven Kostensteigerungen in bisher unbekanntem Ausmaß in nahezu allen Bereichen konfrontiert“, beschreibt Georg Schäfer, Sprecher von der Radeberger Gruppe die aktuelle Lage. Zu dem Unternehmen gehört auch das Haus Kölscher Brautradition, welches die Marken Sion-, Sester-, Peters-, Dom- und Gilden-Kölsch unter einem Dach vereint.
Anhand interner Daten und Börsennotierungen sieht sich die Brauereigruppe zum Beispiel mit Mehrkosten von 165 Prozent bei Glasflaschen, 150 Prozent bei Malz, 240 Prozent bei Paletten und 125 Prozent bei Kronenkorken konfrontiert. Im Energiebereich sind die Werte noch höher. So gibt die Brauereigruppe den Mehraufwand bei Strom mit 500 Prozent und bei Gas sogar mit 750 Prozent an. Georg Schäfer spricht deshalb von „Kostenexplosionen der Brauwirtschaft“.
„Unternehmerisch tun wir im Haus Kölscher Brautradition daher bereits alles Machbare, um diese Kostenbelastungen durch interne Maßnahmen abzufedern“, sagt der Brauerei-Sprecher. Dies reiche jedoch nicht aus. Zum 1. Dezember werden bei den Kölsch-Marken des Unternehmens deshalb die Preise erhöht, um zumindest „einen Teil der massiven Teuerungsraten weiterzugeben“.
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Ob weitere Kölsch-Marken folgen werden, kann Christian Kerner, Chef des Kölner Brauerei-Verbands, nicht sagen. Er geht aber davon aus, dass weitere Kölsch-Brauereien zumindest über Preiserhöhungen nachdenken müssen. Darüber hinaus betont er: „Die Kölner Brauereien haben sich mit Preissteigerungen sehr lange zurückgehalten. Sie haben versucht, das selbst aufzufangen.“ Eine Kostenweitergabe müsse jede Brauerei individuell prüfen und hänge von verschiedenen Faktoren, wie zum Beispiel Vertragslaufzeiten, ab.
Aktuell handele es sich jedoch um Preissteigerungen, die es so „noch nie gegeben hat“ und zwar in nahezu allen Bereichen. Nach zwei Jahren Corona-Pandemie stimme immerhin die Perspektive wieder. „In diesem Jahr haben wir einen guten Absatz gehabt“, sagt Kerner. Das Vor-Corona-Niveau sei zwar noch nicht erreicht, aber Kölsch werde wieder getrunken.
Auch Georg Schäfer von der Radeberger-Gruppe bestätigt einen guten Absatz: „Nach Monaten mit geschlossener Gastronomie und abgesagten Veranstaltungen sind wir nun weitestgehend mit normaler Schlagkraft zurück.“ Vor allem der Sessionsauftakt habe gezeigt, wie groß der Nachholbedarf der Menschen allein im Kölner Karneval sei. Nach Angaben des Deutschen Brauer-Bundes betrug der Bierabsatz in Nordrhein-Westfalen von Januar bis September dieses Jahres rund 16.848 Hektoliter. Im gleichen Zeitraum des Vorjahres waren es 15.503. Das entspricht einem Plus von 8,7 Prozent in diesem Jahr.
In Bayern stehen viele Brauereien dagegen „mit dem Rücken zur Wand“. Nach Angaben von Walter König, Geschäftsführer des Bayerischen Brauerbundes, haben erste Betriebe bereits die Kapazitäten verringern oder sogar schließen müssen. Eigentlich müsste der Preis für einen Kasten Bier um zwei, drei oder sogar fünf Euro angehoben werden.
„Das ist am Markt aber nicht durchsetzbar.“ Auch bei den Hopfenbauern drohe ein „Betriebssterben“. Neben steigenden Kosten verschlimmere eine außerordentlich schlechte Ernte in den deutschen Anbaugebieten die Situation der Bauern. (mit dpa)