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Bonner Finanzaufsicht BafinFolgen des Kriegs in der Ukraine nur bedingt verkraftbar

Lesezeit 3 Minuten
Mark Branson Bafin Nov2021

Bafin-Präsident Mark Branson (Archivbild)

Köln – „Das deutsche Finanzsystem ist stabil“, sagte Mark Branson, Chef der Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (Bafin) diesen Dienstag auf der Jahrespressekonferenz. Zwar wären die direkten Auswirkungen des Kriegs und die der Sanktionen gegen Russland und Belarus zumindest aktuell verkraftbar, doch zugleich warnte er vor schwer einschätzbaren Effekten wie einem weltweit gebremstem Wirtschaftswachstum, den anziehenden Preisen von Energie und Rohstoffen und der infolge steigenden Inflation. Zinsanhebungen in der Eurozone würden immer wahrscheinlicher.

Das niedrige Zinsniveau treibt die Bafin um. Einerseits mache der Zinsüberschuss bei den Banken traditionell einen hohen Ertragsanteil aus, andererseits könnte ein kräftiger, abrupter Zinsanstieg sie in neue Schwierigkeiten bringen. Die Refinanzierung würde plötzlich teurer werden und die Zinseinkünfte langsamer steigen. In einem Stresstest untersucht die Bafin gemeinsam mit der Deutschen Bundesbank, welche Geldhäuser davon besonders getroffen werden könnten.

Überbewertete Wohnimmobilien

Auch den Lebensversicherern und Pensionskassen setzt das Umfeld zu: Neben 20 Lebensversicherern habe man mit 30 Pensionskassen allerdings zehn Institute weniger im Blick als noch im Vorjahr, alle wegen Altlasten durch Garantieversprechen aus vergangenen Zeiten. „Die Situation hat sich etwas entspannt, zum Teil wegen verbesserter Zinsen, weil die Trägerunternehmen mehr unterstützen und wir die Zusammenarbeit mit ihnen intensiviert haben“, erklärt Frank Grund, Direktor Versicherungs- und Pensionsfondsaufsicht. Steigende Zinsen würden für die Versicherer aber höhere Schadenaufwendungen und Kosten bedeuten.

„Die Nachfrage nach Wohnimmobilienkrediten ist immer weiter gestiegen – hauptsächlich aufgrund der niedrigen Zinsen“, erklärt Branson weiter. Steigen die Zinsen, werden Nachfrage und infolge Immobilienpreise sinken und damit auch der Wert der Sicherheiten. Da die Preise für Wohnimmobilien laut Bundesbank etwa 20 bis 35 Prozent überbewertet seien, habe die Bafin bereits erste kapitalpuffernde Maßnahmen veranlasst, um das Bankensystem widerstandsfähiger zu machen und sei bereit, gegebenenfalls nachzuschärfen.

Probleme bei Adler

Mit Blick auf den Fall des insolventen Zahlungsdienstleisters Wirecard kamen viele Fragen zur Funktionsfähigkeit der Bilanzkontrolle auf: Erst vergangenes Wochenende erhielt der Immobilienkonzern Adler kein Testat vom Wirtschaftsprüfer KPMG für seinen Jahresabschluss. Adler habe laut KPMG wichtige Informationen vorenthalten. „Wichtig ist, dass mögliche Probleme so schnell wie möglich erkannt und so schnell wie möglich bekannt gegeben werden können – wenn ein Testat verweigert wird, ist das für mich ein Zeichen, dass die Prüfung funktioniert“, so Branson. Er verspricht zwar, die Kontrollen weiter zu intensivieren, zu laufenden Verfahren wolle er aber sonst nichts sagen.

Branson übernahm im vergangenen August die Leitung der Bafin von Felix Hufeld, der nach dem Wirecard-Skandal die Bafin verlassen musste. Weder Wirtschaftsprüfer EY noch der Bafin waren die Unregelmäßigkeiten beim Zahlungsdienstleister aufgefallen.

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Besonders stark warnte Branson immer wieder vor Cyberangriffen auf den deutschen Finanzsektor, die im Zuge des Krieges wahrscheinlicher geworden seien. „Sind wir vorbereitet auf einen wirklich schwerwiegenden Sicherheitsvorfall? Wenn wir ehrlich sind, wissen wir das nicht“, sagt er. Man analysiere mit Informationen des nationalen Cyber-Abwehrzentrums täglich die Lage und informiere die Branche.

Als weitere wichtige Aufgaben nennt Branson die Intensivierung, die Geldwäsche in Deutschland zu bekämpfen. Auch die Digitalisierung und Nachhaltigkeit seien wichtige Fokuspunkte, letzterer mit Augenmerk darauf, dass Unternehmen ihre Nachhaltigkeitsrisiken in den Griff bekommen sollen.