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Caravan-BrancheBei Wohnmobilen gibt es wieder Rabatte

Lesezeit 4 Minuten
Geländegängige, kompakte Wohnmobile wie dieser Sprinter liegen voll im Trend

Geländegängige, kompakte Wohnmobile wie dieser Sprinter liegen voll im Trend

Nach Jahren mit Lieferengpässen normalisiert sich der Caravanmarkt. Die Nachfrage ist weiter ungebrochen, nie zuvor war Campingurlaub in Deutschland so stark nachgefragt

Nie zuvor war Camping in Deutschland so beliebt wie im vergangenen Jahr. Der Caravaning Industrie-Verband (CIVD) veröffentlichte am Mittwoch eine Studie, wonach im vergangenen Jahr so viele Menschen wie noch nie auf Campingplätzen und ausgewiesen Reisemobilstellplätzen in Deutschland übernachtet haben. Laut dem Deutschen Wirtschaftswissenschaftlichen Institut für Fremdenverkehr (DWIF) wurden 2023 insgesamt 54,5 Millionen Gästeübernachtungen auf deutschen Campingplätzen registriert, so CIVD-Geschäftsführer Daniel Onggowinarso, vier Prozent mehr als ein Jahr zuvor. Zusätzlich hätten ausgewiesene Wohnmobilstellplätze 13,5 Millionen Übernachtungen verzeichnet.

Von dem Trend profitiere die heimische Wirtschaft enorm, betonte der Verband. So hätten Urlauber mit Wohnmobil oder Caravan der deutschen Wirtschaft allein im Jahr 2023 einen touristischen Umsatz von mehr als 19,5 Milliarden Euro beschert, fast acht Prozent mehr als 2022. Rund 6,4 Milliarden Euro dieses Umsatzes seien direkt in den Urlaubsregionen geblieben und hätten die lokale Wirtschaft gestärkt. Der Umsatz der Caravan-Industrie mit seinen Tausenden Mitarbeitern ist dabei noch nicht mit berücksichtigt.

Nach Jahren des Booms stellte sich 2023 erstmals wieder eine Normalisierung auf dem Caravan-Markt ein. Insbesondere in den Corona-Jahren ab 2020 war die Nachfrage nach Wohnmobilen in einem ohnehin schon wachsenden Markt noch einmal sprunghaft gestiegen. Wegen Lieferengpässen waren manche Modelle gar nicht lieferbar oder hatten mehrjährige Lieferzeiten.

Rabatte bei Händlern sind wieder möglich

Laut Onggowinarso ist die Zeit extremer Lieferfristen inzwischen Geschichte. „Alle gängigen Chassis sind inzwischen wieder lieferbar“, sagte der CIVD-Chef. In diesem Zusammenhang gibt es auch gute Nachrichten für Kaufinteressierte. „Es gibt wieder gute Einstandspreise und auch Rabatte beim Händler sind wieder möglich“, so Onggowinarso auf Nachfrage des „Kölner Stadt-Anzeiger“.

Für Händler und Caravan-Industrie ist damit auch ein Paradigmenwechsel verbunden. Die Händler müssten sich wieder daran gewöhnen, Fahrzeuge zu verkaufen anstelle sie wegen der Knappheiten nur noch zuzuteilen, so Onggowinarso. Grund zur Sorge gebe es jedoch nicht. „Es war klar, dass der Boom nicht unendlich weitergehen würde, irgendwann kommt immer die Normalisierung, und wir sind ja noch auf sehr hohem Niveau. Die Nachfrage ist immer noch sehr groß“, sagte Onggowinarso.

Der Trend auf dem Caravaning-Markt ist immer stärker zweigeteilt. Von Januar bis Juli wurden gut 52.700 Reisemobile neu zugelassen. Das sind 9,8 Prozent mehr als im Vorjahreszeitraum, berichtete der Caravaning Industrie-Verband. Angesichts politischer und wirtschaftlicher Herausforderungen für Unternehmen und Verbraucher sei die Branche zufrieden mit dem bisherigen Jahresverlauf, erklärte Daniel Onggowinarso. „Diese Entwicklung zeigt, dass das grundlegende Interesse am Caravaning bei den Urlaubern ungebrochen groß ist.“ Dagegen sank die Nachfrage nach neuen Wohnanhängern im gleichen Zeitraum leicht um 1,1 Prozent auf knapp 15.000 Neuzulassungen.

Der Rückgang bei den Wohnanhängern ist ein seit gute zehn Jahren zu beobachtender Trend, der mehrere Gründe hat. Zwar sind Wohnwagen viel preiswerter als Wohnmobile. Sie setzen aber ein starkes Zugfahrzeug voraus, das entsprechend teurer ist und das ganze Jahr auch außerhalb des Urlaubs gefahren wird.

Führerscheinregelungen machen Caravans zu schaffen

Erschwerend hinzu kommt eine Reform des Führerscheinrechts aus den späten 1990er Jahren hinzu. Wer nach 1999 seinen Pkw-Führerschein erworben hat, braucht für das Fahren eines Wohnwagens in den meisten Fällen einen separaten Anhängerführerschein. Den haben viele nicht oder scheuen Zeit und Kosten um ihn zu erwerben. Entsprechend wird der Kreis potenzieller Wohnwagenkäufer immer kleiner. Außerdem ist es kaum möglich, Wohnwagen mit den immer mehr verbreiteten Elektrofahrzeugen zu fahren.

Bei den Wohnmobilen sind neben den Kastenwagen zunehmend auch kleinere Teilintegrierte und Vollintegrierte wieder gefragt. Gegenüber dem Wohnanhänger bieten viele von ihnen einen PKW-ähnlichen Fahrkomfort, was viele Camper besonders in Feriengegenden mit engen Straßen zu schätzen wissen.

Anm 30. August startet in Düsseldorf die Messe „Caravan Salon“. Bei der 63. Ausgabe wollen 778 Aussteller ihre Produkte präsentieren. 2023 besuchten rund 254.000 Menschen die nach Angaben der Messe Düsseldorf weltweit größte Messe für Reisemobile und Caravans. Letzter Messetag ist der 8. September. Der CIVD ist der ideelle Träger der Messe.