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Corona-KriseMehr Kölner arbeitslos als in der Finanzkrise

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Arbeitslose NRW

Die Agentur für Arbeit

Köln – Die Zahl der Arbeitslosen in Köln ist bedingt durch die Corona-Krise auch im Juni weiter gestiegen. Mit 58.013 Arbeitslosen liegt sie nun über dem Höchstwert der Finanzkrise in den Jahren 2008/2009 (57.653 im Februar 2008). Im Vergleich zum Vorjahr stieg die Zahl um 23,3 Prozent, im Vergleich zum Vormonat um 2,1 Prozent und damit etwas schwächer als zuletzt. Die Arbeitslosenquote betrug im Juni 9,4 Prozent.

„Kurzarbeit bleibt ein wichtiges Instrument, um einen stärkeren Anstieg der Arbeitslosigkeit zu verhindern“, sagt Sabrina Nüchter von der Kölner Agentur für Arbeit. Die Anzeigen zur Kurzarbeit seien aber im Vergleich zu den Vormonaten deutlich zurückgegangen, auch wenn gerade Handel, Gastgewerbe und andere Dienstleistungsbetriebe sie auch zuletzt noch in Anspruch nehmen. Von April bis Ende Juni lagen der Kölner Agentur für Arbeit insgesamt 13.724 geprüfte Anzeigen zur Kurzarbeit für 187.935 Arbeitnehmer vor. Dabei entfielen 337 Anzeigen für 4579 Beschäftigte auf den Juni.

Kurzarbeit für 12 Millionen Menschen

NRW-weit meldeten Unternehmen im Juni Kurzarbeit für 77.000 Beschäftigte an, ein deutliches Minus im Vergleich zu den 126.000 Anzeigen für 1,6 Millionen Beschäftigte im April. Bundesweit haben in der Krise inzwischen Betriebe für mehr als zwölf Millionen Menschen Kurzarbeit angemeldet. Erfahrungsgemäß wird sie aber nicht überall auch tatsächlich realisiert – während beispielsweise im April bundesweit Anzeigen für rund acht Millionen Beschäftigte vorlagen, waren ersten Hochrechnungen zufolge nur 6,8 Millionen von ihnen tatsächlich in Kurzarbeit. Auch das entspricht aber bereits einem Wert, der mehr als viereinhalb Mal über dem Höchstwert von 1,4 Millionen in der Finanzkrise liegt.

Ohne Job waren im Juni bundesweit insgesamt 2,85 Millionen Menschen, die Arbeitslosenquote stieg um 0,1 Prozentpunkte auf 6,2 Prozent. In Nordrhein-Westfalen wuchs die Zahl der Arbeitslosen um etwa 14 000 auf knapp 771 000, was einer Arbeitslosenquote von 7,9 Prozent entspricht. Der Arbeitsmarkt in NRW stehe weiterhin deutlich unter dem Einfluss der Pandemie, sagte der Vorsitzende der Regionaldirektion NRW der Arbeitsagentur, Torsten Withake. „Dass die Arbeitslosigkeit in einem Juni steigt, ist für die Jahreszeit absolut untypisch.“ Von Normalität am Arbeitsmarkt sei man weit entfernt. Üblicherweise sinkt die Zahl der Arbeitslosen im Juni saisonbedingt.

Wende zum Besseren erwartet

Doch rechnet Withake noch in diesem Jahr mit einer Wende zum Besseren. „Wir gehen davon aus: Sobald mehr konjunkturelle Stabilität in die Wirtschaft in NRW einzieht – auch als Wirkung des Konjunkturpakets des Bundes –, wird die Arbeitslosigkeit schon in diesem Jahr wieder zurückgehen und werden viele Menschen zurück in Arbeit finden“, sagte er. Der Arbeitsmarktexperte sieht schon jetzt positive Trends. So sei der Anstieg der Arbeitslosigkeit im Juni bereits deutlich geringer ausgefallen als in den stärker vom Lockdown geprägten Monaten April und Mai. Außerdem sei die Zahl der Menschen, die eine neue Arbeit aufnehmen konnten, im Vergleich wieder deutlich gestiegen.

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Mit Blick auf den Ausbildungsmarkt hofft man bei der Arbeitsagentur derweil, einen „Corona-Jahrgang“ verhindern zu können. Zurzeit sind bundesweit etwa acht bis neun Prozent weniger Ausbildungsplätze gemeldet als im Vorjahr, gleichzeitig gibt es weniger Bewerber. Man hinke bei der Besetzung der Stellen aktuell sechs bis acht Wochen hinter anderen Jahren hinterher, heißt es. (mit dpa)