„Mühlen Kölsch schafft es ohne Jobabbau“Hier kommt die Hilfe in der Corona-Krise an
- Der Bund und das Land haben Unternehmen in der Corona-Krise viele Soforthilfen versprochen.
- Doch kommen die Hilfen an? Reichen sie aus? Läuft alles problemlos?
- Michael Rosenbaum, Geschäftsführer der Kölner Malzmühle, berichtet zum Start der Serie von seinen Erfahrungen.
Köln – Wie alle Betriebe der Gastronomie und Hotelbranche leidet die traditionsreiche Kölner Malzmühle unter den Einschränkungen durch die Corona-Krise. In unserer Serie in loser Folge ist sie die erste, die berichtet, wie Hilfen von Bund und Land bei Firmen ankommen.
Problem
„Die Malzmühle ist aktuell natürlich schwer getroffen: Sechs Gastronomien geschlossen, Hotel geschlossen, nahezu alle 160 Mitarbeiter in Kurzarbeit. Prognostizierter Umsatzverlust in 2020 bis zu drei bis vier Millionen Euro“, sagt Geschäftsführer Michael Rosenbaum. Lediglich der Flaschenverkauf funktioniere noch. Die vollen Fässer für die Gastronomie sowie die Frühlingssaison stehen im Lager.
Hilfen
Die Malzmühle nutzt aktuell das Kurzarbeitergeld und plant die Inanspruchnahme von Corona-Darlehen der KfW. „Wir haben dies noch nicht beantragt, da wir noch abwarten, bis von der Bundes- oder Landesregierung ein Signal kommt, wann die Gastronomien wieder öffnen dürfen. Ich gehe aktuell nicht davon aus, dass wir vor Mitte Mai wieder öffnen dürfen“, sagt Rosenbaum. Und auch dann würden sicherlich die Touristen und Messegäste wegbleiben.
Auch Firmenveranstaltungen fänden sicher weniger statt. „Lediglich bei den Veedelskneipen ist damit zu rechnen, dass die Kölner wieder ausgehen werden. Auf dieser Basis haben wir die Liquiditätsplanung vorgenommen“, sagt Rosenbaum.
Das könnte Sie auch interessieren:
„Unser Plan sieht vor, dass wir keinen einzigen Mitarbeiter aufgrund der Corona-Krise entlassen werden. Wir gehen fest davon aus, dass sich das Geschäft in 2021 wieder stabilisiert, und daher werden wir die Zeit bis dahin gemeinsam mit den Mitarbeitern durchstehen. Es wäre zu kurzfristig gedacht, hier schnell Stellen abzubauen“, sagt Rosenbaum.
Zu seinen Mitarbeitern halte er engen Kontakt über Whatsapp-Gruppen sowie eine geschlossene Facebook-Gruppe. „Wir helfen den Mitarbeitern auch bei der Antragstellung von Finanzhilfen, etwa bei NotKIZ. Eine Reihe von Mitarbeitern nutzten auch die Möglichkeit und arbeiteten in der Kurzarbeit bei anderen, systemrelevanten Unternehmen, zum Beispiel im Handel oder der Altenhilfe.
Das läuft
„Die Prozesse der Beantragung und Genehmigung scheinen sehr schnell zu laufen. Die Unternehmen aus unserem Netzwerk berichten, dass ihr Antrag auf Soforthilfe innerhalb kürzester Zeit bewilligt wurde. Von den Sparkassen und Banken weiß ich, dass diese aktuell mit Sonderschichten intensiv daran arbeiten, dass die in die Krise geratenen Unternehmen schnell die Darlehen aus den KfW-Programmen bewilligt bekommen“,sagt Rosenbaum. Auch die Arbeit der Kölner Arbeitsagentur in Sachen Kurzarbeit lobt er.
Er ist erfahren, was Firmenkrisen angeht. Der frühere Kienbaum-Unternehmensberater ist 2009 als Sanierer bei der Malzmühle eingestiegen und hat sie gemeinsam mit der Eigentümerfamilie wieder auf solide Füße gestellt. Neben seiner Tätigkeit als Brauereichef ist er Mitinhaber der Unternehmensberatung Rosenbaum Nagy, die mit 40 Mitarbeitern auf Sanierungen vor der Insolvenz spezialisiert ist.
Das läuft nicht
Problem für das Familienunternehmen Malzhilfe und viele andere Mittelständler: Die gestaffelten Soforthilfen gibt es nur für Firmen mit maximal 50 Mitarbeitern. Da liegen die Malzmühle und viele andere Familienunternehmen deutlich drüber. Insbesondere bei Solo-Selbstständigen und Kleinunternehmern fehle häufig das betriebswirtschaftliche Know-how für die Finanz- und Liquiditätsplanung.
Hier gebe es zwar sehr viele Checklisten, Hilfestellungen, Kalkulationstabellen und so weiter. „Trotzdem höre ich von meinen Ansprechpartnern bei den Kammern sowie den Sparkassen, dass sich viele Antragsteller schwer tun und den Liquiditätsbedarf zu hoch oder zu niedrig einschätzen“, sagt Rosenbaum.
Tipps für andere hat der Unternehmensberater jede Menge. Erst einmal alle Finanzhilfen von Bund und Land in Anspruch nehmen, insbesondere die Soforthilfeprogramme, die KfW-Darlehen sowie das Kurzarbeitergeld. Weiter: „Stellen Sie alle Kosten ihres Unternehmens zusammen und prüfen diese durch: Alle Ausgaben, die aktuell nicht notwendig sind, sofort stoppen, soweit dies vertraglich möglich ist“, sagt Rosenbaum. Das betreffe die Abbestellung von Reinigungsdiensten, Müllabfuhr oder auch die Beantragung der Reduzierung von Energiekosten.
Zu Vorsicht rät er bei Stundungen: „Sie sind gut bei der kurzfristigen Überbrückung von Liquiditätsengpässen. Aber die Zahlungen müssen ja trotzdem irgendwann geleistet werden.“ Ausnahme sind die Steuerstundungen, da die Vorauszahlung ja auf dem Plangewinn des Jahres 2020 basiert und aufgrund der Coronakrise wohl geringer wird. Außerdem rät Rosenbaum, kaufmännisch vorsichtig zu planen, wegen späterer Krisen-Auswirkungen.