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Corona-PandemieDehoga ruft Restaurants zu Preiserhöhungen auf

Lesezeit 4 Minuten
Gastronomie Köln Corona Symbolbild

Gäste sitzen vor dem Kölner Lokal „Salon Schmitz“ an Tischen.

Köln – Die Gastronomie ist neben der Messelandschaft die Branche, die mit Abstand am stärksten von den Auswirkungen des Lockdowns im Zuge der Corona-Pandemie betroffen ist. Viele Restaurants und Gaststätten sind daher in einer historisch schwierigen wirtschaftlichen Lage.

„Die Pandemie hat unsere Betriebe geschäftlich um zehn Jahre zurückgeworfen, es wird zehn Jahre dauern, bis wir wieder auf dem Stand von vor der Krise sind“, sagte der Geschäftsführer des Hotel- und Gaststättenverbandes Nordrhein (Dehoga), Christoph Becker, bei der Hybridveranstaltung „Restart Rheinland“, einem Gemeinschaftsprojekt des Businessclubs Rotonda und dem „Kölner Stadt-Anzeiger“. Anders als in anderen Branchen gebe es in der Gastronomie nach der Pandemie keinen Nachholeffekt, so Becker.

Dehoga-Chef fordert Preisanstieg von bis zu 20 Prozent

Entsprechend fordert der Dehoga-Chef einen kräftigen Preisanstieg. „Es sollte in der Gastronomie einen Preisanstieg von zehn bis 20 Prozent geben. Es muss so kommen, auch wenn es ein sehr heikles Thema ist“, sagte Becker weiter. Es sei zu wünschen, dass die Unternehmen einen solchen Preisanstieg auch wirklich umsetzten. Viele kleinere Gastronomen scheuten sich, „beim Kölsch nun nach der Wiedereröffnung 20 Cent mehr fürs Glas zu nehmen“, so Becker.

„Wir haben niedrigste Preise im internationalen Vergleich“, sagte der Geschäftsführer. Die jetzige Zeit nach dem sehr langen Lockdown bezeichnete er als „Chance“. Die höheren Preise sieht er als gerechtfertigt an. „Durch mehr Abstand bei den Tischen haben unsere Betriebe ja auch viel niedrigere Umsätze bei nahezu gleichen Kosten.“ Teils stiegen sogar die Kosten für Hygienemaßnahmen.

Hybridveranstaltung „Restart Rheinland“

Die Hybridveranstaltung fand zum zweiten Mal im Rotonda Business-Club statt. Wegen der Corona-Pandemie waren nur die drei Podiumsteilnehmer und Techniker vor OrtAuf dem Podium saßen IHK-Präsidentin Nicole Grünewald und Dehoga-Chef Christoph Becker. Thorsten Breitkopf, Wirtschaftsressortleiter des Kölner Stadt-Anzeiger“, moderierte.Die Diskussion gibts im Netz: www.rotonda.de

Bei der ersten Lockerung im Sommer vergangenen Jahres hätten einige Gastronomen versucht, ein zusätzliches Hygienegeld pro Gast zu erheben, und hätten dafür teils harsche Kritik geerntet. „Die Deutschen sind so etwas leider nicht gewöhnt. Im Urlaub in Frankreich sind sie dagegen bereit, sogar ein Extrageld für das Gedeck zu bezahlen“, so Becker. Er beklagt, deutsche Gäste seien oft nicht bereit, für Qualität zu bezahlen und schielten nur auf den Preis.

Dumping zwischen Hotel-Betrieben möglich

Insbesondere in der Hotellerie fürchtet er dagegen, dass es statt zu einer Preiserhöhung zu einem ruinösen Dumping zwischen den Betrieben kommt. „Wegen des hohen Wettbewerbsdrucks und der Reisenden besteht die Versuchung, die Preise zu drücken um noch an den letzten Gast zu kommen. Doch das Gegenteil muss nun passieren“, sagte Becker vor rund 200 digital zugeschalteten Podiumsgästen.

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Einzelne Gastronomen sprechen nicht gerne offen über Preiserhöhungen. In Verbänden aber ist das derzeit die Mehrheitsmeinung. So steht auch der im Herbst gegründete Verband „Gastgeberkreis Deutschland“ für die Notwendigkeit, die Preise nun anzuziehen. Deren Sprecher, Ökonomie-Professor Torsten Olderog, sagte dem Kölner Stadt-Anzeiger“: „Die Preise werden steigen müssen. Die Gastronomen müssen lernen, stabil Geld zu verdienen, die Gäste müssen lernen, dass die Leistungen Geld kosten“. Auf halber Fläche müssten eben die Kosten anders verteilt werden.

Ehemalige Gastro-Mitarbeiter sind in andere Branchen abgewandert

Verschärft werde die Lage in der Gastro-Branche durch einen Mitarbeiter-Mangel durch die Lockdowns. Bundesweit ist die Zahl der sozialversicherungspflichtig Beschäftigten in dem Sektor um ein Achtel gesunken. Noch dramatischer ist es bei den Aushilfskräften. „Diese Gruppe erhielt keine staatlichen Hilfen und ist größtenteils in andere Branchen abgewandert. Viele Gastro-Mitarbeiter arbeiteten heute etwa bei Anwälten, im Einzelhandel oder in der Gesundheitsbranche“, sagt Becker. Allein in Köln gab es vor Corona 25 000 Aushilfen in der Gastronomie und 25 000 Festangestellte. Manche Betriebe sind nicht in der Lage den Betrieb hochzufahren, weil sie keine Mitarbeiter mehr haben.

Nicole Grünewald, Präsidentin der IHK Köln, bestätigte den Trend für weitere Branchen. „Alle Wirtschaftsbereiche, in denen es die umfangreichen Coronaschließungen gab, beklagen einen Anstieg des Fachkräftemangels“, sagte Grünewald.