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Deiters-Chef Herbert Geiss„Der Düsseldorfer verkleidet sich schicker als der Kölner“

Lesezeit 6 Minuten
Deiters-Chef Herbert Geiss

Deiters-Chef Herbert Geiss

  1. Herbert Geiss hat Deiters im Alter von 20 Jahren von seinem Onkel übernommen.
  2. Der Unternehmer spricht über das Geschäft mit Kostümen, den sinkenden Umsatzanteil des Karnevals und eigene Verkleidungsgewohnheiten.
  3. Geiss erklärt auch, warum es keine Karnevalskostüme „Made in Germany“ bei Deiters geben wird.

KölnHerr Geiss, Sie sind der größte Anbieter von Kostümen im Rheinland. Was ist das Kostüm der Session 2020?

Sehr gut gelaufen sind Kostüme in Form einer Ahoj-Brause-Packung in Lebensgröße eines Menschen. Wir machen seit Jahren die Erfahrung, dass exklusive Artikel besonders gut laufen. Ahoj ist unser aktueller Partner. Die Kostüme gibt es nur bei uns, und sie sind beinahe ausverkauft. Vor einigen Jahren waren Einhörner der Hit. Und heute sind es Bienen und natürlich Kostüme in Anlehnung an die großen Fußballclubs wie FC oder BVB.

Wir dachten, als Greta Thunberg zu gehen wäre der Hit. Führen Sie ein Greta-Kostüm?

Wir haben keine Rechte an „Greta“ (lacht). Aber man kann sich mit unseren Produkten zu eigentlich jeder Person verkleiden, also auch als Greta. Also Zöpfe jedenfalls haben wir in jeder Farbe im Programm.

Zur Person

Herbert Geiss, 37, kaufte im Jahr 2003 seinem Onkel Reinhold Geiss die Firmenanteile ab und übernahm Deiters. Das Kölner Familienunternehmen hatte damals nur eine Filiale in Köln Marsdorf und war eine Art Gemischtwarenhandel für Kostüme und Jahrmarktartikel.

Seine Ausbildung zum Groß- und Außenhandelskaufmann beendete er nach der Übernahme der Führung. Der gebürtige Kölner richtete das Unternehmen neu aus und konzentrierte sich auf den Kostümhandel. Geiss ist verheiratet mit Rocsana und hat einen Sohn. (tb)

Karneval ist kein deutsches Phänomen, wann expandieren Sie ins Ausland?

Bislang haben wir 31 Filialen, und es ist noch viel Platz für weitere in Deutschland. Wir sind ja schon längst nicht mehr auf unser Kerngebiet Rheinland beschränkt. Wir haben Niederlassungen in Frankfurt, Mainz, Berlin und Stuttgart – und neuerdings sogar in Ulm an der Grenze zu Bayern, falls Sie das bereits unter Ausland verstehen.

Wenn Sie doch ins Ausland gingen, was wären die bevorzugten Märkte?

In Ulm haben wir zum Teil Schweizer Kunden. Aber in die Schweiz selbst zu gehen haben wir bislang nicht gewagt, wir scheuen das Währungsthema wegen des Franken. Ansonsten muss man sagen, dass das niederländische Südlimburg sicher auch eine jecke Region ist.

Wie wichtig ist der Karneval im engeren Sinne für Ihr Geschäft?

Es ist nicht mehr so wie in den ersten Jahren, als 99 Prozent der Abverkäufe durch die fünfte Jahreszeit getrieben werden. Hier in Köln ist der Karnevalsanteil natürlich vergleichsweise hoch. Das ist auch der Grund warum wir als Logo auf einen Clown setzen, das ist ein Bekenntnis zum Fastelovend. Insgesamt hat heute der Karneval an unserem Umsatz noch einen Anteil von gut 60 Prozent.

Was sind andere Gründe, sich bei Ihnen ein Kostüm zu kaufen?

Halloween ist so ein Grund. Vor einigen Jahren hatten selbst die nicht grade als kostümscheu geltenden Kölner irgendwie ein Problem damit, Ende Oktober verkleidet in der U-Bahn zu sitzen. Aber das hat sich geändert, auch dank unserer Halloween-Party in der Lanxess-Arena. In der Tat ist das Halloween-Fest heute sehr kinderlastig – viele Eltern feiern zuhause Kostümpartys.

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Zurück zur Expansion, wie laufen die Geschäfte in Düsseldorf?

Wir hatten eine genügend lange Anlaufzeit, jetzt läuft es hervorragend. Es läuft, aber große Sprünge erwarten wir nicht mehr.

Kaufen die Düsseldorfer zu Karneval anders als die Kölner?

Ja durchaus, der Düsseldorfer geht schicker verkleidet in den Karneval als der Kölner Jeck. Der Düsseldorfer legt mehr Wert auf Qualität. Entsprechend ist auch der Bon dort höher, also anders gesagt: Der Düsseldorfer gibt für sein Karnevalskostüm messbar mehr aus.

Wie geht es bei Ihrer Zusammenarbeit mit C&A weiter, dort konnte man Ihre Kostüme auch kaufen?

Das wäre ein gutes Geschäft für beide gewesen. Zurzeit ist die Zusammenarbeit aber eingefroren. Die Firma C&A ist nach dem Wechsel von Caparros als Chef zu Brenninckmeijer offenbar mit sich selbst genug beschäftigt. Vielleicht werden wir die Zusammenarbeit später wieder aufnehmen.

Wie läuft es mit Ihrem Online-Handel?

Dort sind die Absätze ständig steigend. Die Umsätze haben sich vervierfacht. Aber wir wollen kein Karnevals-Amazon werden. Wir sind kein Discounter mit Kostümen, die sich nur noch über den niedrigsten Preis absetzen lassen.

Sie lassen in China produzieren. Ist es auch vorstellbar, Karnevalskostüme „Made in Germany“ zu vermarkten?

Die Kunden wollen leider Karnevalskostüme „Made in Germany“ nicht bezahlen. Das ist die Frage des Lohnniveaus, der Materialpreis ist ja überall auf der Welt gleich, die Produktionskosten aber nicht. Wir überprüfen die Produktionsbedingungen in China regelmäßig und sind dabei sehr zufrieden.

Spielt der Faktor Umwelt und Nachhaltigkeit bei Kostümen angesichts der aktuellen Debatte eine Rolle?

Vor zwei Jahren haben wir die Plastiktüte aus unseren Läden verbannt und nur noch Papiertüten angeboten. Manchmal macht es einem der Gesetzgeber aber auch nicht leicht in Sachen Müllvermeidung. Früher haben wir unsere roten Schaumstoffnasen lose verkauft und an der Kasse beim Bezahlen eine Nummer eingetippt. Jetzt aber müssen wir die Nasen scannen, und da man da kein Schild dran machen kann, an so eine Pappnase, sind wir gezwungen sie doch zu verpacken. Überhaupt ist der Verwaltungsirrsinn manchmal anstrengend. Besonders bei Kinderkostümen sind die Kontrollen durch die Bezirksregierung extremer geworden. Und was die Nachhaltigkeit der Kostüme angeht: Die werden ja nicht nur eine Session getragen. Rheinische Haushalte haben eine Karnevalskiste, da kommen die Sachen dann rein für die nächsten Jahre, das ist eigentlich sehr nachhaltig.

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Was tragen Sie selbst an Karneval?

Das ist die ewige K-Frage. Ein Kampf mit mir und mit meiner Frau. Wir machen es wie viele unserer Kunden, und entscheiden uns auf den letzten Drücker. Dieses Jahr gehe ich als der verrückte Hase aus Alice im Wunderland.