Deutsche SargherstellerSterben wird wohl bald deutlich teurer
Köln – Särge aus Deutschland werden künftig wohl teurer. Laut einer Branchenumfrage des Bundesverbandes Bestattungsbedarf wollen die heimischen Hersteller die Preise deutlich erhöhen. Demnach will mehr als jeder zweite Hersteller die Preise im laufenden Jahr um zehn bis 20 Prozent anheben. Jedes sechste Unternehmen (15 Prozent) erwartet sogar Preissteigerungen um mehr als 20 Prozent, nur wenige (acht Prozent) gehen derzeit von gleichbleibenden Preisen aus. „Die steigenden Kosten zumindest teilweise an die Bestatter weiterzugeben, wird unvermeidlich sein“, sagte der Verbandsvorsitzende Jürgen Stahl.
Vorprodukte aus der Ukraine
Er begründete die Aufschläge vor allem mit Folgen des Ukraine-Krieges. So nutzen die Hersteller auch Ware aus der Ukraine, zum Beispiel Metallklammern und Garn für die Innenverkleidung. Zudem seien auch Vorprodukte wie die sogenannten Rohsärge, die vorwiegend aus Osteuropa importiert und dann in Deutschland weiterbearbeitet werden, teurer geworden.
Wie viele andere Branchen befürchten auch die Sarganbieter Lieferengpässe, die zu Produktionsausfällen führen könnten. Stärkster Preistreiber seien die hohen Preise für Energie und Kraftstoff, denn der Transport mache einen relativ großen Anteil der Gesamtkosten eines Sarges aus, so Verbandschef Stahl.
Herstellerpreis bis 600 Euro
Zwischen 250 und 400 Euro liegt der Herstellerpreis für einen deutschen Sarg, der zur Einäscherung verbrannt wird. Bei Särgen, die unter die Erde kommen, liegt die Preisspanne häufig bei 300 bis 600 Euro – wobei es auch deutlich teurere Särge gibt, die mehrere Tausend Euro kosten. Beim Bestatter sind die Modelle dann aber meist deutlich teurer, weil etwa Dienstleistungen wie eine Leichenwäsche direkt mit einkalkuliert werden, erklärt Verbandssprecher Christoph Windscheif. Es sei davon auszugehen, dass die Bestatter die Verteuerung vermutlich ganz oder teilweise an ihre Kunden weiterreichen.
In Deutschland gibt es nur noch wenige Sarghersteller. Insgesamt 19 Unternehmen sind im Branchenverband organisiert. Die meisten Unternehmen haben weniger als 20 Beschäftigte, weshalb ihre Umsätze nicht offiziell erfasst werden. Laut Verbandsschätzung liegt der jährliche Umsatz der deutschen Hersteller bei rund 30 Millionen Euro. Vor zehn bis 15 Jahren habe es in Deutschland dreimal so viele Sarghersteller gegeben wie jetzt, sagt Verbandschef Stahl. „Die Zahl osteuropäischer Importe hat stark zugenommen und das Sargniveau hat sich verändert.“ Zum Beispiel kommen nun viele in Deutschland genutzte Särge aus Polen.
Trend zur Einäscherung
Seit Jahren schon macht der Branche der Trend zur Einäscherung zu schaffen – denn dafür werden oft billige Importe aus Osteuropa benutzt. Von den rund eine Million Särgen, die jedes Jahr in Deutschland gebraucht werden, kommen schätzungsweise 60 Prozent aus dem Ausland. Zu den inländischen Firmen gehört zum Beispiel die Peter Braun Sargfabrik aus Köln.
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Im Jahr 2021 gab es in Deutschland laut Statistischem Bundesamt 1.023.723 Sterbefälle und damit 3,9 Prozent mehr als im Vorjahr. Bis auf wenige Ausnahmen wird für jeden Verstorbenen ein Sarg benötigt. Grundsätzlich sieht der Verbandsvorsitzende, der auch Chef der Stahl Sargbearbeitung GmbH aus dem fränkischen Kleinheubach ist, die Perspektiven der Branche positiv: „Särge werden immer gebraucht, gestorben wird immer.“