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DEVK-Chef über Neubau in Köln„Wir planen mit einer Höhe von 142 Metern“

Lesezeit 6 Minuten
DEVK Köln Nacht

Blick auf die Zentrale der Kölner Versicherung DEVK bei Nacht. 

  1. Der Kölner Versicherer DEVK kommt trotz aller Widrigkeiten gut durch die Krise – und möchte sogar Beiträge in Millionenhöhe an die Kunden erstatten.
  2. Im KSTA-Interview spricht Vorstandschef Gottfried Rüßmann auch über die Pläne, einen neuen Büroturm direkt am Rheinufer zu bauen.
  3. Auch ein wirtschaftliches Schwergewicht wie die DEVK hat Probleme, in Köln zeitnah eine Baugenehmigung zu bekommen.

Herr Rüßmann, 2019 war für die DEVK ein Rekordjahr, dann kam Corona. Wie kommt Ihr Unternehmen durch die Krise?Gottfried Rüßmann: Im März und April 2020 ist unser Neugeschäft um bis zu 45 Prozent eingebrochen. Viele unserer etwa 1000 Geschäftsstellen wurden geschlossen. Wir haben uns anschließend auf den Weg gemacht, das sukzessive aufzuholen – und hatten am Jahresende das beste Neugeschäft in der 135-jährigen Geschichte der DEVK. Unsere Umsätze sind um mehr als acht Prozent auf 3,9 Milliarden Euro gestiegen. Ich rechne damit, dass nach Steuern rund 70 Millionen Euro Gewinn rauskommen.

Eine Ursache dürfte sein, dass es 2020 deutlich weniger Schadensfälle gab.

Wir hatten weniger Autounfälle und weniger Hausratschäden – im Homeoffice wird nicht eingebrochen. Wir wollen, dass unsere Kunden auch etwas davon haben. Wir haben deswegen im Vorstand beschlossen, etwa 13 Millionen Euro ihrer Beitragszahlungen an eine Million Kunden zurückzuzahlen. Jetzt muss nur noch der Aufsichtsrat zustimmen.

Wie erklären Sie sich den guten Jahresverlauf?

Der Erfolg speist sich aus unterschiedlichen Geschäftsfeldern. Wir haben stark zugelegt in der Rückversicherung. Dort nähern wir uns Prämieneinnahmen von 600 Millionen Euro und bauen dieses Geschäft aus. Auch das Privatkundengeschäft spielt eine entscheidende Rolle. Wer viel zu Hause arbeitet und wenig unterwegs ist, kommt am Versicherungsordner vorbei und schaut sich an, wie gut er abgesichert ist – und bessert nach. Wir haben aber nicht nur gewartet, sondern sind auch aktiv an Kunden herangetreten.

Zur Person

Gottfried Rüßmann, Jahrgang 1961, studierte Betriebswirtschaftslehre an der Universität Köln. 1988 begann er bei der DEVK im Controlling, war Assistent des Vorstandsvorsitzenden und wurde nach verschiedenen Stationen 2016 Vorstandsvorsitzender des Kölner Versicherers.

Was waren für Sie die größten Schadensfälle?

Es gab eine starke Zunahme bei Rechtsschutzfällen, vor allem im Reiserecht. Die Fälle haben um 40 bis 50 Prozent zugenommen. Ich rechne damit, dass das Arbeitsrecht bald nachziehen wird – 2021 dürfte es hier zehn bis 15 Prozent mehr Rechtsschutzfälle geben. Der größte Schadensfall für unser Haus hat aber an den Kapitalmärkten stattgefunden.

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DEVK-Chef Gottfried Rüßmann

Die Zinsen sind im Keller und bleiben es wohl auch...

Die weltweite Flutung der Zinsmärkte mit Liquidität trifft uns. Auch bei den Aktien ging es im März und April richtig in den Keller. So schnell, wie das erodierte, konnte man gar nicht schauen. Am liebsten hätten wir abgewartet, was am Ende rauskommt. Dann sähe es heute besser aus. Rein regulatorisch mussten wir aber bei vielen Werten früher die Reißleine ziehen.

Wie sah es für Sie bei Immobilienanlagen aus?

Wir haben weltweit Immobilien, vor allem gewerbliche. Bisher sind wir damit gut durch die Krise gekommen. Wir besitzen ein Gebäude an der Fifth Avenue in New York, in dem H&M eine Filiale hat. Denen haben wir natürlich die Miete gestundet, im Gegenzug aber auch den Mietvertrag um zwei Jahre verlängert. Das haben wir bei vielen Objekten gemacht.

Werden mehr Lebensversicherungen gekündigt?

Nein. Bei den Lebensversicherungen gab es eine normale Stornoquote. Aber ich bin mir sicher, dass die Stornogründe sich in Teilen verändert haben. Viele Selbstständige mussten in der Krise in ihre Altersversorgung greifen.

Gastronomen klagen gegen Versicherer, weil die nur wenig aus den Betriebsschließungsversicherungen zahlen – Corona sei nicht bekannt gewesen. Wie handhaben Sie das?

Wir regulieren die Schäden in vollem Umfang. Aber ich möchte das nicht als heroische Leistung darstellen. Wir haben nur 800 bis 1000 Verträge – die Hälfte davon sind unsere Vermittler und ansonsten Kleingewerbe. Wir sind auf jeden Kunden zugegangen und haben individuelle Lösungen gefunden.

Wird nicht das Vorurteil bestätigt, dass Versicherer nicht zahlen, wenn es drauf ankommt? Und ist der Reputationsschaden nicht höher, als wenn gezahlt worden wäre?

Eine Kollegenschelte möchte ich mir nicht anmaßen. Aber ein Stück weit gebe ich Ihnen Recht. Doch viele Wettbewerber haben riesige Volumina solcher Verträge. Da ist die Regulierung schon eine große Herausforderung. Ob man eine vernünftige Lösung für die Zukunft findet, ist im Moment schwer zu sagen.

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Wie stark ist Homeoffice heute bei Ihnen genutzt?

Vor der Krise waren 400 Angestellte im Homeoffice, im Lockdown bis zu 3000. Die digitalen Lösungen bereitzustellen, war mühelos. Viel Mühe haben uns hingegen telefonische Rufumleitungen beschert. Im kundennahen Bereich folgt ein Telefonat auf das nächste mit Rufumleitung zu freien Leitungen unserer Berater. Wir haben acht Wochen gebraucht, diese Telefonlogistik reibungslos ins Homeoffice zu verlagern. Wir beschäftigen uns schon jetzt intensiv mit der Situation nach der Pandemie und haben als erster Versicherer bereits eine Betriebsvereinbarung über die Arbeit zu Hause abgeschlossen.

Wie sieht die aus?

Wer künftig mehr im Homeoffice sein möchte, erhält 400 Euro Zuschuss für Büromöbel und einen monatlichen Betrag für Telekommunikation. Wir statten Angestellte auch mit Laptop und Bildschirmen aus. Das ist aber keine Einbahnstraße. Wenn Mitarbeiter mindestens zwei Tage pro Woche von zu Hause arbeiten, verlieren sie ihr Anrecht auf einen festen Arbeitsplatz im Haus.

Wie reagieren Sie auf den digitalen Schub, für den die Pandemie gesorgt hat?

Es ist eine gesamtgesellschaftliche Herausforderung, den Rückstand, den Deutschland zu vielen Ländern hat, aufzuholen. Die Krise hat eine eklatante Lücke offenbart. Das ist kaum zu erklären in einem so hoch technisierten Land. Auch ein Blick in viele Schulen macht fassungslos. Wir haben deswegen auch insgesamt zwei Millionen Euro für digitale Ausstattung an 200 Schulen gespendet.

Wie glücklich sind Sie als Unternehmen in Köln?

Wir möchten uns in Köln vergrößern. Dort wo jetzt das baufällige Zoo-Parkhaus steht, planen wir seit Jahren einen Neubau, eine neue DEVK-Zentrale.

Warum?

Aktuell haben wir Teile der Kölner Belegschaft ausgelagert: zum Beispiel ganz in der Nähe in der Oppenheimstraße und in einem Workspace in Ehrenfeld. Wir wollen alle in einem modernen Gebäude zusammenführen. Wir können uns auch eine gemischte Nutzung vorstellen, inklusive Wohnungen. Nach dem Umzug würden wir das alte Gebäude kernsanieren.

Haben Sie schon eine Baugenehmigung?

Ach was, ich habe noch einen Vertrag über fünf Jahre und glaube nicht, noch den Bau zu erleben. Mit etwas Glück vielleicht die Baugenehmigung. Das geht schon ziemlich schleppend in Köln. Wir zählen darauf, dass Baudezernent Markus Greitemann eine Lösung findet.

Wie hoch soll das Gebäude werden?

Wir haben einen Plan mit einer Höhe von 142 Metern, aber auch einen für 90 oder 130 Meter. Das hängt am Ende auch von politischen Entscheidungsträgern ab. Mit dem Zoo sind wir im besten Einvernehmen. Wir haben sogar schon Schattenwurfmessungen durchgeführt, um sicherzustellen, dass wir die Erdmännchen nicht stören würden.