Der Logistikkonzern DHL Group hat am Mittwoch seine Geschäftszahlen für 2023 veröffentlicht. Zufrieden können die Bonner nicht sein, im Gegenteil.
DHL Group<br>Gewinn bricht ein, immer weniger Briefe
Es kam so, wie es DHL-Group-Chef Tobias Meyer erwartet hatte: Das Geschäftsjahr 2023 war für die Deutsche Post ein „Jahr der Normalisierung“. Nach den Rekordjahren 2021 und 2022, in denen die DHL Group Gewinnhöchststände verzeichnen konnte, müssen die Bonner nun der schwachen Weltwirtschaft Tribut zollen.
Im vergangenen Jahr erlöste der Konzern knapp 82 Milliarden Euro - ein Umsatzminus von rund 13 Prozent. Grund dafür seien unter anderem die Normalisierung der Frachtraten im internationalen Frachtgeschäft sowie negative Währungseffekte, die DHL Group erlöst fast drei Viertel ihres Umsatzes im Ausland. Der operative Gewinn sank sogar um ein Viertel auf 6,3 Milliarden Euro. Unzufrieden ist man in der Bonner Zentrale nicht: Man habe damit die eigene Gewinn-Prognose getroffen, wenn auch nur das untere Ende.
Briefgeschäft ist weiterhin defizitär
Im Briefgeschäft stehen rückläufige Sendungsmengen gestiegenen Personal- und Energiekosten gegenüber. Rund 46 Millionen Briefe werden jeden Werktag verschickt. Zum Vergleich: Vor zehn Jahren waren es werktäglich noch 64 Millionen. Der Umsatz stagnierte (plus 0,7 Prozent), der Gewinn brach im Geschäftsjahr 2023 um knapp ein Drittel ein. Dass der Umsatz ein leichtes Plus aufweist, liegt vor allem am Preisaufschlag im Paketgeschäft: Im vierten Quartal hatte der Konzern erstmals einen saisonalen Preisaufschlag für Geschäftskunden erhoben. Jeden Werktag befördert DHL rund 6,3 Millionen Pakete.
Auch im Briefgeschäft hätte die Deutsche Post gerne das Porto angehoben und hatte im Sommer 2023 bei der Bundesnetzagentur einen entsprechenden Antrag gestellt. Doch die Behörde sah dafür keinen Grund und lehnte ab - bis Ende 2024 bleibt das Briefporto stabil. „Wir können die Kosten nicht an die Kunden weitergeben und das macht einen wirtschaftlichen und nachhaltigen Betrieb des Briefgeschäfts sehr schwierig“, sagt DHL-Group-Chef Meyer.
Bei der Beförderung von Briefen muss sich die Post an Regeln halten, die aus den 1990er Jahren stammen, etwa dass 80 Prozent der heute eingeworfenen Briefe am nächsten Werktag ankommen müssen. Im Rahmen einer Gesetzesnovelle sollen sich diese Vorgaben dem veränderten Bedarf anpassen und der Zeitdruck für die Post soll sinken - dann könnte der Bonner Konzern seine Kosten senken. Bis zum Ende des Frühjahrs soll die Novelle abgeschlossen sein.
Milliardeninvestitionen in grüne Logistik
Hochprofitabel ist hingegen das Expressgeschäft, also zeitgenaue internationale Sendungen, obwohl auch hier die Stückzahlen zurückgehen. Zwar hat die DHL Group auch hier Federn lassen müssen - die Gewinnspanne ging von 14,6 auf 13 Prozent zurück -, doch die Express-Division ist nach wie vor die Cash Cow des Konzerns. Im Jahr 2023 standen rund 288 Millionen solcher Sendungen zu Buche. Die DHL Group schätzt ihren globalen Marktanteil in diesem Segment auf rund 43 Prozent. In der Express-Division arbeiten rund 116.000 Personen.
Rund 3,4 Milliarden Euro hat die DHL Group im abgelaufenen Geschäftsjahr investiert, unter anderem in den Ausbau emissionsarmer Logistikinfrastruktur und Fahrzeugflotte. 2023 waren rund 35.200 E-Fahrzeuge in Abholung und Zustellung unterwegs und damit 7.400 mehr als im Vorjahr. Hinzu kommen mehr als 25.000 elektrisch betriebene Fahrräder, Trikes und Lastenräder.
Verhaltene Aussichten für 2024
Mit Blick auf die anhaltenden geopolitischen Spannungen erwartet DHL-Group-Chef Meyer nicht, dass die globale Nachfrage in der ersten Jahreshälfte schnell anzieht. „Auch deshalb liegt unser Fokus weiterhin auf dem Kostenmanagement“, sagt er. Für 2024 rechnet er mit einem operativen Gewinn zwischen 6,0 und 6,6 Milliarden Euro. „Natürlich würden wir uns mehr Rückenwind erhoffen, doch selbst unter schwierigen Rahmenbedingungen bewegen wir uns mit unserer Prognose deutlich über den Werten des Vor-Pandemie-Jahres 2019.“ Für 2026 rechnet der Konzern mit einem operativen Ergebnis zwischen 7,5 und 8,5 Milliarden Euro.