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Digital X Summit in KölnWie wir digital kompetenter werden

Lesezeit 3 Minuten
Microsoft-Deutschlandchefin Agnes Heftberger (Mitte) spricht auf dem „Digital X Summit“ der Deutschen Telekom.

Microsoft-Deutschlandchefin Agnes Heftberger (Mitte) spricht auf dem „Digital X Summit“ der Deutschen Telekom.

Deutschland hinkt in Sachen Digitalkompetenz hinterher. Wie es anders gehen könnte, haben Entscheider aus Wirtschaft und Politik am Dienstag in Köln diskutiert.

Stefan Krebs, 64 Jahre alt und IT-Beauftragter von Baden-Württemberg, hat sich für seinen Auftritt auf der Bühne des „Digital X Summit“ passend angezogen. Er trägt ein schwarzes T-Shirt, auf dem mit leuchtend gelber Aufschrift das Wort „Nerd“ steht. Nerds sind die, die stundenlang vor Computern versacken können, die komplizierte Codes programmieren und die sich in ihre Themen ganz tief einarbeiten. Und ähnlich pragmatisch wie sein T-Shirt ist auch seine Haltung zu Künstlicher Intelligenz: „Beim Fernseher macht sich keiner Gedanken, wie der funktioniert. Wir drücken auf den Knopf und das Ding läuft.“

Schüler können es besser als die Lehrer

Diese Einfach-mal-Machen-Mentalität ist hierzulande nicht so ausgeprägt. „Wir sind sehr perfektionistisch und wollen alles genau verstehen, vorher fangen wir nicht an“, sagt Anna Sliwka. Als Professorin für Bildungswissenschaften an der Universität Heidelberg beschäftigt sie sich unter anderem damit, wie andere Länder Digitalkompetenzen an ihre Schüler vermitteln. „In Kanada zum Beispiel experimentieren Schüler viel mehr. Bei den Digital Natives ist die Hemmschwelle sehr niedrig, aber die Schulen in Deutschland lassen sie oft nicht machen“, sagt Sliwka.

Mit dem Digital-Pakt Schule stellt das Schulministerium in NRW immerhin mehr als eine Milliarde Euro bereit, um unter anderem die digitale Infrastruktur an Schulen auszubauen. „Es mangelt nicht an Geld und politischem Willen, um Digitalisierung in der Bildung voranzubringen“, sagt Christoph Ahlhaus, Geschäftsführer des Bundesverbands mittelständische Wirtschaft. Stattdessen bräuchten wir Lehrkräfte, die Digitalkompetenz vermitteln können. „Die Kinder können es besser als die Lehrer. Viele Schulen haben Geräte, die im Keller verstauben, weil keiner weiß, wie er sie nutzen soll.“

Der Wille, sich mit Technik auseinanderzusetzen, fehlt

Es geht bei Digitalkompetenz also nicht nur um Senioren, die auf gefälschte Whatsapp-Nachrichten hereinfallen und Geld an Betrüger überweisen. Es geht auch nicht nur darum, im Büro zu fluchen, weil sich der große Bildschirm wieder einmal nicht mit dem Laptop verbinden will. Der Schlüssel zur Digitalkompetenz ist der Wille, sich mit der Technik auseinander zu setzen und zu verstehen, wie sie funktioniert.

Was bei einem Fernseher nicht nötig ist - auf Knopfdruck läuft das Programm - ist bei Künstlicher Intelligenz schon deutlich wichtiger. „Es muss nicht jeder neuronale Netze verstehen“, sagt Microsoft-Deutschlandchefin Agnes Heftberger. „Aber Künstliche Intelligenz unterstützt uns im Alltag. Wir müssen verstehen, was sie kann und was nicht.“

KI befreit uns nicht davon, uns Wissen anzueignen

Und hier haben auch die Digital Natives noch Luft nach oben. „Viele Jüngere glauben, dass sie weniger Wissen brauchen, weil KI ihnen hilft“, sagt Jutta Solga, die die kulturelle Transformation beim Kölner Versicherer Axa vorantreibt. Aber: „KI ist wie eine intelligente Person, die mit am Tisch sitzt. Und je mehr ich weiß, desto besser kann ich mich mit der intelligenten Person unterhalten.“ Beim Smartphone sind die Sprachbefehle noch vergleichsweise einfach: Navigiere mich nach Hause, rufe Papa an oder suche mir einen guten Italiener zum Abendessen. Aber im Arbeitskontext, in digitalisierten Unternehmen, kann KI mehr - wir müssen sie nur richtig nutzen.

Deshalb lernen Studierende an der IU Internationale Hochschule ab Oktober, wie sie mit der KI „Copilot“ von Microsoft umgehen. Sie können sich beispielsweise E-Mails netter oder strenger formulieren lassen, je nachdem, was eben gerade gebraucht wird. Der Copilot durchsucht auch sämtliche Dateien in der Cloud des Nutzers, schreibt Zusammenfassungen des digital aufgezeichneten Treffens und filtert den Mailverkehr mit dem Professor, um daraus anstehende Aufgaben abzuleiten. Das soll nicht nur die Lernerfahrung der Studierenden verbessern, sondern ihnen die notwendigen Kompetenzen im Umgang mit KI vermitteln - die sie nach ihrem Abschluss wiederum in die Unternehmen tragen.