Der Esprit-Franchise-Partner PTH Group gibt offenbar zahlreiche Esprit-Geschäfte auf und startet ein eigenes Konzept. Was dahinter steckt.
Zahlreiche Läden betroffenKölner Esprit-Filiale heißt jetzt „Catches“
Mit Angeboten und Luftballons lockt das neue Modegeschäft „Catches“ Passantinnen und Passanten am Hauptbahnhof Köln in seinen Laden. Ohne dabei viel Aufsehen erregt zu haben, hat der Store dort die einstige „Esprit“-Filiale abgelöst. Die Brisanz der Nachricht liegt allerdings weniger im Wechsel des Geschäfts, sondern in der Geschichte dahinter: Die Filiale von Esprit wurde von einem Franchisenehmer der Ratinger betrieben – der PTH Group aus dem sächsischen Bischofswerda. Diese Zusammenarbeit ist nun offenbar beendet.
Betroffen von der Umwandlung ist laut einem Bericht der „Rheinischen Post“ wohl nicht nur die Verkaufsstätte im Kölner Hauptbahnhof, sondern rund 40 Esprit-Läden in ganz Deutschland, darunter auch Standorte in Düsseldorf und Essen. Auf der Website der PTH Group werden nur noch vier Franchise-Filialen gelistet: Hameln, Schweinfurt, Recklinghausen und Berlin. Hinzu kommen fünf Esprit-Outlets sowie diverse Esprit-Läden in Tschechien.
Dass die Geschäfte nach und nach in ein neues Konzept umgewandelt werden und statt des alten Esprit-Logos nun ein „Catches“-Schriftzug über dem Eingangsbereich prangt, ist online nur bedingt ersichtlich. Auf der Website der PTH-Group erscheinen die betroffenen Franchise-Stores nicht mehr. Auf der Esprit-Homepage werden sie derzeit weiterhin gelistet. Mode der Marke Esprit sucht man aber zumindest am Kölner Hauptbahnhof vergebens.
Stattdessen hängen hier ab sofort Konsum-Marken wie Only, Vero Moda und Jack & Jones auf den Kleiderstangen. Doch warum die Zusammenarbeit zwischen der PTH Group und Esprit offenbar beendet ist, ob tatsächlich alle Filialen in das Multimarken-Konzept Catches umgewandelt werden und was sich der Betreiber vom neuen Konzept erhofft, ist bisher nicht klar. Esprit ist für ein Statement nicht zu erreichen, die PTH Group sagt auf Anfrage des „Kölner Stadt-Anzeiger“ vom 4. April, man wolle sich, wenn überhaupt, frühestens Mitte der Folgewoche äußern.
Mitarbeitende wussten wohl im November Bescheid
Während sich auch die Mitarbeitenden im Kölner Geschäft bedeckt halten, sagte eine Catches-Filialleiterin aus Potsdam gegenüber der „Märkischen Allgemeinen Zeitung“, dass die Trennung von Esprit schon seit November bekannt gewesen sei. In den Läden habe es eine Zeit lang Rabatte wegen eines „Wechsels im Sortiment“ gegeben, dann zog Catches ein.
Der Unternehmer Heiko Ronge hat die PTH Group im Jahr 2001 gegründet und führt sie bis dato. Das Unternehmen betreibt eigenen Angaben zufolge 119 sogenannte Mono-Label-Stores in ganz Deutschland und Tschechien, also Läden, in denen nur eine Marke verkauft wird. Neben Esprit ist der sächsische Mittelständler Franchise-Partner von Calvin Klein, G-Star, Levi’s, Marc O’Polo, More & More und Tommy Hilfiger.
Esprit geht es seit Jahren schlecht
Esprit steckt schon seit Jahren in wirtschaftlichen Schwierigkeiten. Im Jahr 2020 meldete das Modeunternehmen Insolvenz an, die Covid-19-Pandemie wirkte sich weiter negativ auf das Geschäft aus. Übrig geblieben sind in Köln und Umgebung die Standorte in der Ehrenstraße, in Köln-Weiden, Hürth und Leverkusen. Und bis vor kurzem die besagte Franchise-Filiale am Hauptbahnhof.
Das Geschäftsjahr 2023 lief für Esprit denkbar schlecht. In der Bilanz weist das Unternehmen nicht nur massive Umsatzeinbußen aus, sondern hat unterm Strich ein dickes Minus stehen. Grund für den Rückgang seien die schlechten weltwirtschaftlichen Rahmenbedingungen auf den Märkten in Europa und insbesondere in Deutschland.
Auch in der Schweiz läuft es für Esprit nicht rund. Die Tochter Esprit Switzerland Retail AG reichte Ende März einen Insolvenzantrag ein, 23 Filialen wurden geschlossen. Ungefähr zur gleichen Zeit gab Wolfgang Schlangmann, Vorstand des in Hongkong sitzenden Modekonzerns, seinen Rücktritt aus dem Führungsteam bekannt. Er wolle mehr Zeit mit seiner Familie verbringen und sich anderen geschäftlichen Interessen widmen. Wie auch immer die Gründe: Für Esprit sieht es alles andere als rosig aus.