AboAbonnieren

Immer mehr Markenartikel verschwindenEdeka streicht wegen Preisstreit Windeln aus dem Sortiment – und wirft Herstellern Gier vor

Lesezeit 3 Minuten
Eine Außenansicht der Edeka-Zentrale im Hamburger Statteil Winterhude. Edeka liegt derzeit mit vielen Herstellern im Streit wegen deren Preispolitik.

Eine Außenansicht der Edeka-Zentrale im Hamburger Statteil Winterhude. Edeka liegt derzeit mit vielen Herstellern im Streit wegen deren Preispolitik.

Eine Lösung im Preisstreit scheint nicht in Sicht, Kunden müssen sich auf ein verändertes Sortiment einstellen. Experten äußern Bedenken.

Der Preisstreit zwischen Edeka und Herstellern zieht immer größere Kreise, massenweise Markenprodukte fliegen aus dem Regal. Miracoli, Mars, Pepsi, sogar Baby-Windeln – diese Produkte sind bei Edeka vorerst nicht erhältlich. Der Grund ist ein Streit des Lebensmittel-Großhändlers mit Markenherstellern, vor allem über die Preisgestaltung besteht offenkundig kein Konsens.

Die Hersteller begründen ihre höheren Preisforderungen mit gestiegenen Kosten. „Durch unsere Eigenmarken haben wir die Transparenz und wissen, was gerechtfertigt ist und was nicht“, hält der Edeka-Chef dagegen. Rückendeckung bekommen die Händler laut dem „Handelsblatt“ durch eine Preisstudie von Allianz Trade. „Wir beobachten, dass insbesondere Lebensmittelhersteller hungrig nach Profiten sind. Sie haben die Preise wesentlich stärker erhöht als die Einzelhändler“, erklärte Aurélien Duthoit, Branchenexperte bei Allianz Trade, laut einem Bericht des Blattes.

Edeka: Nach Mars und Pepsi werden bald auch Pampers knapp

17 Konzerne würden Edeka nicht mehr beliefern, verkündete Edeka-Chef Markus Mosa jüngst, Kundinnen und Kunden des Lebensmitteleinzelhändlers müssen sich auf weitere Kürzungen im Sortiment einstellen. Neben Mars gehören auch die Unternehmen Procter & Gamble (P&G), Pepsi sowie Teile von Henkel, Schwartau und Unilever zu den Unternehmen, mit denen der Supermarkt-Riese im Clinch liegt. „Es wird eher Monate als Wochen dauern, bis der Kunde wieder Mars-Riegel in unseren Regalen findet“, prognostizierte Mosa. Er wirft den Produzenten Gier vor.

Markus Mosa, Vorstandsvorsitzender von Edeka, will gegenüber Herstellern mit aus seiner Sicht überzogenen Preisvorstellungen hart bleiben.

Markus Mosa, Vorstandsvorsitzender von Edeka, will gegenüber Herstellern mit aus seiner Sicht überzogenen Preisvorstellungen hart bleiben.

Eine Folge des Streits über die Einkaufskondition ist, dass es bald in dem Unternehmen Deutschlands bekanntestes Baby-Produkt nicht mehr geben wird: „Pampers“-Windeln. Mosa zufolge beliefere P&G, das unter anderem „Lenor“, „Head & Shoulders“ und „Ariel“ vertreibt, Edeka seit Monatsanfang nicht mehr. Die Lagerbestände der „Pampers“ sollen noch bis etwa Juni reichen. Andere Produkte könnten zurückkehren.

Im Streit zwischen Edeka und Herstellern um Preise scheint keine Lösung in Sicht

Vergangenes Jahr hatten die genannten Firmen Medienberichten zufolge Preiserhöhungen von rund drei Milliarden Euro geltend gemacht. Eine weitere Forderung von Anfang 2023 wollte Edeka demnach nicht mehr akzeptieren. Edeka soll sich bereits möglichen anderen Lieferanten im Gespräch befinden.

Beobachter überrascht die rigorose Haltung von Edeka. Experte Martin Fassnacht zeigte im „Spiegel“ wenig Verständnis für die Preispolitik von Mosa, das Verhalten von Edeka sei für ihn „nicht sinnvoll“. „Hersteller und Handel sind eigentlich über eine Wertschöpfungspartnerschaft verbunden. Hier stellt der Handel die Hersteller negativ dar, zeigt wenig Verständnis“, so Fassnacht. Er vermutet, dass sich Edeka als Anwalt der Kunden „gegen die ‚bösen‘ Hersteller“ inszenieren.

Nicht nur Edeka: Auch Aldi und Rewe streiten mit Herstellern um Preise

Vorerst scheint keine Einigung in Sicht, Edeka beharrt ebenso auf seinem Standpunkt wie die Hersteller. Experten prognostizieren deshalb, dass einige Marken nicht wieder in die Regale zurückkehren werden.

Der Edeka-Verbund ist mit mehr als 11.000 Geschäften und etwa 409.000 Beschäftigten Deutschlands größter Einzelhändler. Auch Rewe und Aldi stritten im vergangenen Jahr mit Herstellern, die ihre Produkte teurer verkaufen wollen, als es den Supermärkten recht ist. Einige Produkte flogen deswegen vorübergehend aus dem Sortiment. (pst)