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Nobelpreisträger Edmund PhelpsUkraine-Krieg hat den Westen wieder zusammengeschweißt

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Interview  mit Edmund  Phelps, Wirtschaftsnobelpreisträger

Interview mit Edmund Phelps, Wirtschaftsnobelpreisträger

Im Interview mit dem „Kölner Stadt-Anzeiger“ spricht der Ökonom Edmund Phelps über die Folgen der neuen Zinspolitik und die Zukunft des Euro.

Sie haben kürzlich Ihren 90. Geburtstag gefeiert und können auf eine beeindruckende Karriere, unter anderem den Wirtschaftsnobelpreis 2006, zurückblicken. Gibt es eine Errungenschaft, die für Sie im Rückblick besonders hervorsticht?

Ich glaube, meine wichtigste Leistung ist der Durchbruch in meinem Buch „Mass Flourishing“. Jahrzehntelang bestanden meine Leistungen nur darin, die Theorien anderer zu verbessern oder zu korrigieren. Ich habe immer auf der Theorie eines anderen aufgebaut: Keynes' Arbeitslosigkeitstheorie, Solows Wachstumsmodell, Rawls Theorie der wirtschaftlichen Gerechtigkeit.

Aber mit meinem Buch „Mass Flourishing“ habe ich eine neue, eigene Theorie entwickelt, eine Theorie der Innovation einer Nation – Innovation durch Menschen, die innerhalb der Wirtschaft arbeiten. Diese Theorie unterschied sich radikal von der neoklassischen Theorie der Innovation und des Wirtschaftswachstums, die von Joseph Schumpeter und einigen anderen Vertretern der „German Historical School“ vertreten wurde, die davon ausgingen, dass die meisten Innovationen von Wissenschaftlern und Managern stammen.

Ihre Theorien haben die Wirtschaftswelt revolutioniert. Was raten Sie den Regierungen der Welt, insbesondere der EU und der USA, in dieser Zeit der steigenden Zinsen?

Nachdem die Covid-Pandemie abgeklungen ist und sich die Volkswirtschaften unserer Länder davon weitgehend erholt haben, müssen die europäischen Regierungen meiner Meinung nach die Steuern erhöhen oder die öffentlichen Ausgaben senken – oder beides. Nachdem diese fiskalische Medizin ihre Wirkung getan hat, können diese Regierungen darauf hoffen, dass die Europäische Zentralbank die Zinssätze senkt, und so hoffen, die Investitionen wieder anzukurbeln.

Wirtschaftskraft und Integration sind zwei Werte, die im Mittelpunkt Ihrer Arbeit stehen. Sie haben einmal erklärt, europäische Unternehmen schnitten in beiden Bereichen nicht gut ab. Trifft das immer noch zu, und wenn ja, wie müssen sich die europäischen Volkswirtschaften verändern, um in beiden Bereichen besser abzuschneiden?

Zunächst einmal würde ich Wirtschaftskraft und Integration nicht als Werte betrachten. Ich würde sie als Merkmale der Gesellschaft und der Wirtschaft in dieser Gesellschaft bezeichnen. Da moderne Werte wie Individualismus, Vitalismus und Selbstentfaltung, wenn sie von großen Gruppen der Gesellschaft geteilt werden, in meiner Theorie eine herausragende Rolle spielen, sind sie die Triebkräfte für Dynamik und Innovation.

Ich glaube, es besteht kein Zweifel daran, dass die Dynamik, die in Deutschland und Frankreich einst vorhanden war, heute einfach nicht mehr auf diesem Niveau ist. Deutschland kann zwar auf einige Innovationen in der Pharmaindustrie und anderswo verweisen, aber die europäischen Regierungen könnten im Bildungssystem mehr tun, um junge Menschen dafür zu begeistern, sich mehr auf Neues einzulassen und mehr Kreativität zu üben. Die Unternehmen könnten mehr tun, um ihre Mitarbeiter zu ermutigen, nach besseren Wegen zu suchen und sogar neue Dinge zu produzieren.

Welche Auswirkungen wird der Krieg in der Ukraine auf die globalen Wirtschaftsbeziehungen insgesamt haben?

Vielleicht bin ich naiv, aber ich habe den Eindruck, dass der Einmarsch in der Ukraine die Nationen des Westens enger zusammengeschweißt hat als sie es vorher waren.

Haben die Menschen, vor allem die Europäer, vergessen, wie man in der Nullzinsphase spart?

Ich bin mir sicher, dass, wenn sich reichhaltige und weit verbreitete Investitionsmöglichkeiten ergeben, die Unternehmen Kreditgebern und Anlegern höhere Zinssätze anbieten würden. Und diese höheren Realzinsen würden die Haushalte dazu veranlassen, ihre Sparquote zu erhöhen.

War die Einführung des Euro die richtige Entscheidung und sollten andere Länder ihr folgen?

Ich denke, es ist am besten, wenn ich mich nicht an eine Antwort auf diese Frage wage. Ich war der Meinung, dass der Euro für alle Zeiten in Europa bleibt. Ich hätte nie gedacht, dass dies noch einmal überdacht würde.