EnergiewendeShell will Öko-Kerosin in Köln produzieren
Köln – Der Mineralölkonzern Shell möchte an seinem größten deutschen Standort deutlich ökologischer werden. In der Rheinland Raffinerie in Köln soll demnach bald nachhaltiger Flugzeugkraftstoff erzeugt werden. Dazu soll bis 2025 eine kommerzielle Bio-Power-to-Liquid-Anlage (PTL) gebaut werden, wie die Shell Deutschland am Freitag in Köln im Rahmen einer Videokonferenz mitteilte. Unter PTL versteht man die Umwandlung von elektrischem Strom in Flüssigkraftstoff. Noch wird dieses Verfahren noch nicht großtechnisch eingesetzt. Es werden aber große Hoffnungen damit verbunden, insbesondere in der Luftfahrt, wo auf Flüssigkraftstoff nach heutigem Stand der Technik nicht verzichtet werden kann.
100.000 Tonnen Sprit pro Jahr
„Die PTL-Anlage mit einer Kapazität von zunächst 100.000 Tonnen pro Jahr soll bei der Produktion von Kerosin und Rohbenzin die CO2-Emissionen im Vergleich zu herkömmlichen Produkten um mehr als 80 Prozent senken“, sagte Fabian Ziegler, Deutschland-Chef von Shell. Für die Produktion sollen grüner Strom und Holzreststoffe als Biomasse eingesetzt werden. Synthetische Kraftstoffe gelten als Hoffnungsträger, um in den kommenden Jahrzehnten den Ausstoß von Kohlendioxid vor allem in der Luftfahrt drastisch zu reduzieren.
Darüber hinaus soll die Kapazität der Wasserstoff-Elektrolyse-Pilotanlage am Standort Wesseling südlich von Köln noch vor 2025 auf 100 Megawatt verzehnfacht werden. Shell wolle führender Anbieter von sogenanntem grünem Wasserstoff für Industrie und Transport zu werden, sagte Ziegler. Unter grünem Wasserstoff versteht man solchen, der nicht mit Hilfe von fossilen Brennstoffen wie Gas, sondern mithilfe erneuerbarer Energien gewonnen wird. Neben der geplanten Anlage in der Raffinerie Rheinland engagiere sich der Konzern unter anderem in den Niederlanden und in Hamburg, wo Shell mit Vattenfall, Mitsubishi Heavy Industries (MHI) und der kommunalen Wärme Hamburg am Standort Moorburg eine 100-Megawatt-Elektrolyse errichten wolle.
Investionen von mehreren 100 Millionen Euro jährlich
Ziegler und der Direktor der Rheinland-Raffinerie Marco Richrath wollten keine konkreten Angaben zur Höhe der Investitionen machen. Sie deuteten aber an, dass es um mehrere 100 Millionen Euro pro Jahr gehe. Shell kündigte an, bei der EU und in Deutschland Fördergelder zu beantragen.Für die Anwohner sei die Anlage weiterhin sicher, man halte sich weiterhin an etablierte Standards. Den großflächigen Umbau der Raffinerie könnten die Nachbarn aber von außen beobachten, weil sich die Silhouette der Industrieanlage nachhaltig verändere. Am auffälligsten dürfte bald eine Wasserstofftankstelle für Lkw sein.
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In Wesseling soll zudem ein Campus entstehen, auf dem Unternehmen, Start-ups und Forschungseinrichtungen mit Shell Ideen vorantreiben, sagte Richrath. Die Rheinland Raffinerie in Köln-Godorf und Wesseling ist mit 4,4 Quadratkilometern (doppelt so groß wie das Fürstentum Monaco) die größte in Deutschland.