Jetzt ist es offiziell: Galeria hat einen neuen Eigentümer. Der Großteil der Warenhäuser dürfte Bestand haben, doch es droht ein erneuter Stellenabbau.
Entscheidung für WarenhausketteMehr als 70 Galeria-Filialen sollen fortgeführt werden
Galeria Karstadt Kaufhof hat am heutigen Mittwoch seine neuen Eigentümer präsentiert: Unternehmer Bernd Beetz mit seinem Family Office BB Kapital und die US-Investmentgesellschaft NRDC um Ex-Kaufhof-Eigentümer Richard Baker werden die insolvente Warenhauskette kaufen, sofern die Gläubigerversammlung Ende Mai zustimmt. Die neuen Eigentümer werden voraussichtlich mehr als 70 der 92 Filialen fortführen, so steht es zumindest in der Investorenvereinbarung, die am Dienstag notariell beurkundet wurde. Über den Kaufpreis wurde Stillschweigen vereinbart.
„Wir haben intensiv mit zwei potenziellen Investoren verhandelt und uns gemeinsam mit dem Gläubigerausschuss für die beiden Investmentgesellschaften BB Kapital und NRDC Equity Partners entschieden“, sagt Insolvenzverwalter Stefan Denkhaus. „Sie haben uns mit unternehmerischem Mut, einem tragfähigen wirtschaftlichen Konzept und nachgewiesener finanzieller Solidität überzeugt.“
Beetz, der 2018 bis 2019 schon einmal im Aufsichtsrat von Kaufhof saß, sagt: „Wir sind froh, dass unser Plan einstimmig angenommen und unterstützt wird. Wir glauben an die Zukunft von Galeria und haben nur einen Fokus: das Warenhaus.“ Er wolle langfristig investieren, entwickeln und wachsen. „Die nächsten Wochen sind entscheidend, um die Voraussetzungen für ein solides Geschäftsmodell zu schaffen. Wenn diese Voraussetzungen erfüllt sind, können wir Galeria auf einen erfolgreichen Kurs bringen.“ Über sein Verhältnis zu Baker sagte Beetz: „Was uns verbindet, ist die Liebe zum Warenhaus. Es ist Teil der deutschen Lebenskultur.“
Denkhaus behält die Kontrolle bis Juli
Im Rahmen des Insolvenzverfahrens wird Stefan Denkhaus – nach erfolgter Zustimmung der Gläubigerversammlung – voraussichtlich bis Ende Juli 2024 die Kontrolle über Galeria behalten. Dann übernimmt Bernd Beetz als Anteilseigner und Aufsichtsratsvorsitzender. Das bisherige Management um Olivier Van den Bossche soll bestehen bleiben.
„Wir haben vor drei Monaten mit Beantragung des Regelinsolvenzverfahrens den Befreiungsschlag für Galeria Karstadt Kaufhof begonnen. Ziel war es, durch einen Eigentümerwechsel die Lösung aus der Umklammerung der alten Eigentümerstruktur zu erreichen“, sagt Galeria-Chef van den Bossche. „Wir wollten dabei Galeria als Ganzes in einer wettbewerbsfähigen Größe erhalten und die Strategie der konsequenten lokalen Ausrichtung fortsetzen. Heute sind wir diesem Ziel entscheidend nähergekommen.“
Tausende Stellen auf der Kippe
Dennoch dürften Tausende der aktuell 12.800 Stellen wegfallen, wie viele genau, ist noch offen. Denkhaus und das Galeria-Management verhandeln aktuell viele Mietverträge mit den Vermietern, daher wird die Entscheidung über die Anzahl der zu übernehmenden Filialen laut Galeria erst Ende April fallen. Auch die Unternehmenszentrale wird an die reduzierte Warenhausgröße angepasst, mit dem Ziel, Galeria wie ein mittelständisches Unternehmen zu führen. In der Essener Zentrale sollen 450 Arbeitsplätze und damit die Hälfte der Jobs wegfallen. Im Mittelpunkt der nächsten Tage stehen der Interessenausgleich und ein Sozialplan mit dem Gesamtbetriebsrat. Eine Transfergesellschaft soll initiiert und sozialverträglich organisiert werden, teilt das Unternehmen mit.
Die unterzeichnete Vereinbarung über die Übernahme tritt jedoch nur dann in Kraft, wenn das Amtsgericht Essen und die Gläubigerversammlung dem von Denkhaus erstellten Insolvenzplan zustimmen. Wenn sie das nicht tun, kommt der Verkauf nicht zustande. Denkhaus will den Insolvenzplan bis Ende April vorlegen. Die Gläubiger kommen am 28. Mai in der Messe Essen zusammen, um darüber abzustimmen.
Das Insolvenzverfahren war in der vergangenen Woche eröffnet worden. Galeria hatte Anfang Januar einen Insolvenzantrag gestellt. Es ist die dritte Insolvenz innerhalb von dreieinhalb Jahren. Der bislang zur Signa-Gruppe des Österreichers René Benko hatte mehrere Kaufinteressenten, über die im Vorfeld viel spekuliert worden war. (mit dpa/afp)