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Erlich TextilKölner Start-up setzt Millionen mit nachhaltiger Unterwäsche um

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Erfolgreich mit nachhaltiger Unterwäsche: Das Kölner Start-Up Erlich Textil.

Köln – „Wir achten bei unseren Lebensmitteln und bei unserer Kosmetik darauf, wo es herkommt – warum dann nicht auch bei unserer Unterwäsche, die doch genauso nah an uns herankommt?“ Mit diesem Grundgedanken startete das Kölner Gründerteam Sarah Grohé und Benjamin Sadler 2016 ihr Start-Up Erlich Textil. Die Firma vertreibt BHs, Slips und Loungewear – die Produkte sind nachhaltig und fair produziert. In diesem Jahr wollen Grohé und Sadler nun doppelt so viele Artikel verkaufen wie 2020 – und dabei nicht nur mit Nachhaltigkeit punkten.

Ein Pullover mit einer „There is no Planet B“-Aufschrift, die Jeans mit dem groß angebrachten Logo der Fair-Fashion-Marke am Bund – Nachhaltigkeit ist angesagt, und die Konsumentinnen und Konsumenten stellen ihre mit gutem Gewissen gekauften Produkte gerne zur Schau. Bei Unterwäsche wird das allerdings schwierig – kaufen Menschen faire Produkte auch, wenn sie keiner sieht?

„Marke soll für sich überzeugen“

„Unsere Marke soll für sich überzeugen“, erklärt Sarah Grohé. „Die Nachhaltigkeit ist bei uns fest verankert, aber wir sind kein Unternehmen, das mit erhobenem Zeigefinger kommuniziert. Wir haben ein dezentes und zeitloses Design – unsere Sachen sollen in den nächsten Jahren nicht aus der Mode kommen, sondern noch lange Freude bereiten.“

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Die Köpfe hinter dem Kölner Start-Up Erlich Textil: Sarah Grohé und Benjamin Sadler.

Und Benjamin Sadler ergänzt: „Wir wollten eine Unterwäsche-Alternative, die nicht nach Oma und Opa ausschaut. Und die sich ein Großteil der Leute auch leisten kann.“ Mit Preisen von H&M oder Primark könne man zwar nicht mithalten, räumen die Gründer ein. Doch mit einem Preis von rund 33 Euro für ein Dreierpack schlichter Slips konkurriert Erlich Textil mit populären Unterwäschemarken wie Calvin Klein oder Victoria’s Secret. „Wir wollen, dass nachhaltige Unterwäsche kein Luxusgut ist und wir auch durch unsere Preise eine wirkliche Alternative zu Fast Fashion sein können“, sagt Sadler.

Produktion ausschließlich in Europa

Der 34-jährige Sadler und die 37-jährige Grohé lernten sich in Köln bei ihrem vorherigen Arbeitgeber kennen. Bereits 2015, vor dem großen Nachhaltigkeitsboom, fingen sie an, an der Gründung von Erlich Textil zu arbeiten. Am 1. Juli 2016 ging ihr Online-Shop live. „Am Anfang waren das nur wir und eine Vollzeitpraktikantin“, erzählt Sarah Grohé. Mittlerweile beschäftigen beide neun Festangestellte, mit Werkstudentinnen und Praktikanten arbeiten rund 30 Leute für die Firma – momentan komplett aus dem Homeoffice.

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Das Bürogebäude des Unternehmens auf dem Gelände der Alten Schirmfabrik in Köln-Bickendorf.

Produziert werden die Produkte von Erlich Textil ausschließlich in Europa. Die Unterwäsche kommt von einem Produzenten aus der Schwäbischen Alb, mit dem man von Anfang an zusammengearbeitet hat. Schlafanzüge und Socken werden in kleinen Familienbetrieben in Portugal genäht. In Asien zu produzieren, war für die beiden Gründer nie ein Thema, die Wertschöpfung des Unternehmens soll in Europa bleiben.

Nachhaltige Materialien

Auch bei den Materialien habe Erlich Textil einen hohen Anspruch, sagt Gründerin Grohé: „Wir arbeiten mit Micromodal, einer künstlich gesponnenen Faser aus Buchenrinde, die chemisch betrachtet der Baumwolle sehr ähnlich ist.“ Durch das künstliche Spinnen werde die Faser sehr viel feiner als natürliche Baumwolle, weshalb der Stoff am Ende sehr seidig aussieht und thermoregulierend ist. „Bei der Baumwolle die wir verwenden setzen wir zwar zu 100 Prozent auf Biobaumwolle – wir wollen jedoch ganz bewusst nicht vermehrt mit Baumwolle arbeiten, da bei der Gewinnung ein hoher Wasserverbrauch entsteht“, erklärt sie.

Fairer Produktion und guten Arbeitsbedingungen scheint Erlich Textil demnach gerecht zu werden. 2020 gewann das Unternehmen den Deutschen Nachhaltigkeitspreis. Doch kann ein junges Start-Up mit derartigem Anspruch überhaupt wirtschaftlich erfolgreich sein?

Ambitionierte Ziele für 2021

„Nachhaltigkeit steht oft im Widerspruch zu Wirtschaftlichkeit. Für uns ist das überhaupt nicht so. Nachhaltig zu sein bedeutet für uns auch, nachhaltig zu wirtschaften. Wir haben keine Investoren und sind von Anfang an organisch gewachsen. Da sind wir sehr stolz drauf. Wir sind seit dem dritten Geschäftsjahr durchgehend profitabel“, erklärt Benjamin Sadler. Die Gründer starteten mit kleinen Margen und vertreiben ihre Produkte fast ausschließlich online. 2020 hat Erlich Textil laut den Gründern rund fünf Millionen Euro umgesetzt und etwa 300.000 Produkte verkauft.

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Grohé und Sadler haben für 2021 ambitionierte Pläne: Die Zahl verkaufter Artikel soll sich im Vergleich zum Vorjahr verdoppeln.

Auch immer mehr alt eingesessene Textilfirmen springen auf den Nachhaltigkeitszug auf. Große Ketten wie Zara oder H&M haben in den vergangenen zwei bis drei Jahren einen Teil ihres Sortiments umweltfreundlicher gestaltet und vertreiben Baumwollprodukte, die bio oder nachhaltig sein sollen, unter Namen wie „Join Life“ oder „Conscious Collection“. Auch C&A fördert durch eine eigene Stiftung den weiteren Ausbau des Biobaumwoll-Anbaus.

Bei Erlich Textil macht man sich angesichts der Konkurrenz aber keine Sorgen. „Wir haben den steilen Plan, die Anzahl an verkauften Produkten in diesem Jahr zu verdoppeln. Dazu wollen wir auch Kundinnen und Kunden über unsere Stammzielgruppe hinaus erreichen und auf Plattformen wie About You, Zalando oder Otto vertreten sein“, so Sarah Grohé.

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Kundenbindung über Social Media

„In der Textilbranche geht es ganz selten um Innovationen und Weltneuheiten. Für uns ist es auch kein Problem, dass nun immer mehr Firmen die Nachhaltigkeit für sich entdecken – das ist ja nur gut für die Sache. Wir glauben, dass wir eine gute Marke aufgebaut haben, die authentisch ist und mit denen die Kundinnen und Kunden sich identifizieren können“, sagt Benjamin Sadler. Besonders wichtig für die Gefühlswelt, die Erlich Textil verkauft, ist die Vermarktung über Social Media.

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Diversität spielt bei Erlich Textil eine große Rolle.

Auf Instagram postet das Unternehmen zu 80 bis 90 Prozent Bilder, die ihre Kundinnen ihnen zur Verfügung stellen. „Für uns ist das ein tolles Kompliment, dass viele sich trauen sich im Internet in unserer Wäsche zu zeigen und so ein Vertrauen in uns zu haben“, so Sadler. Diversität und die „Body Positivity“-Bewegung, die klassische Schönheitsideale hinterfragt, seien von Anfang an intuitiv mit eingeflossen.

Mittlerweile hat das Unternehmen diesen Ansatz in internen Regeln festgehalten, um auch in Zukunft Vielfalt in Form verschiedener Größen, Hautfarben und Geschlechter abzubilden. „Sonst hätten wir auch keine Berechtigung zu sagen, wir machen Unterwäsche für alle“, sagt Sarah Grohé. „Es macht auch viel mehr Sinn, authentische Bilder zu haben“, ergänzt Sadler. „Denn wer sieht schon aus wie ein Unterwäschemodel?“