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Esprit-InsolvenzLogistik von Fiege in Mönchengladbach wackelt

Lesezeit 3 Minuten
22.11.2023 Zülpich. Fiege Logistik Unternehmen

In Zülpich erweitert Fiege seine Logistik um eine weitere Halle.

In Mönchengladbach bangen 250 Mitarbeiter des Logistikers Fiege um ihre Jobs. Sie versenden nämlich Ware für Esprit - und für die Modekette ist bekanntermaßen bald Schluss.

Die zahlreichen Insolvenzen der Modebranche gehen auch an den Logistikern nicht spurlos vorbei. Die Fiege-Gruppe mit Stammsitz im westfälischen Greven bangt nun um ihren Logistik-Standort in Mönchengladbach. Den nutzt aktuell nämlich Esprit - zumindest bis Ende November, dann ist für die Modemarke Schluss. Dann braucht Fiege einen neuen Partner, der die Logistikhallen bespielt, sonst muss auch der Logistikspezialist die Tore in Mönchengladbach schließen. Betroffen wären 250 Beschäftigte im Mönchengladbacher Logistikzentrum.

Aktuelle Konjunktur macht Kundensuche schwierig

„Für den Standort Mönchengladbach, der bislang ausschließlich für den Kunden Esprit tätig war, sind wir deshalb auf der Suche nach Folgegeschäften und führen derzeit Gespräche mit potenziellen Kunden. Wir sondieren die Marktlage und haben unsere aktive Ansprache intensiviert“, heißt es von Fiege. In der aktuellen konjunkturellen Lage sei es allerdings schwierig, neue Kunden zu gewinnen. Deshalb habe sich das Unternehmen entschieden, ein Insolvenzverfahren in Eigenverwaltung anzustreben.

„Wir müssen die Situation umfassend angehen und alle Möglichkeiten ausschöpfen, um auch für den Fall einer endgültigen Schließung des Standorts – die alle Beteiligten vermeiden wollen – sozialverträgliche Lösungen für unsere Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter zu erzielen. Dies kann durch dieses Verfahren sichergestellt werden“, so das Unternehmen. Von dem Insolvenzverfahren in Eigenverwaltung ist ausschließlich das Logistikzentrum in Mönchengladbach betroffen.

Die Esprit-Insolvenz ist indes nicht die einzige Zitterpartie, die die Logistik-Gruppe verkraften muss. Auch ein anderes Sorgenkind sitzt mit Fiege im Boot: Galeria. Im Zuge der Fusion von Karstadt und Kaufhof im Jahr 2020 hatte Fiege ein Logistik-Joint-Venture gegründet, das alle Logistikaktivitäten für den Konzern bündelte. Seitdem sind nicht nur viele Filialen und Anstellungsverhältnisse dem Rotstift zum Opfer gefallen, sondern auch Logistikstandorte, etwa in Essen, München und Berlin. Auch für Zalando erbringt Fiege Logistikdienstleistungen. Im Jahr 2019 hatte Zalando die eigene Immobilie in Brieselang an Fiege verkauft, auch die rund 1000 Mitarbeiter am Standort sind seitdem bei Fiege beschäftigt. „In Brieselang sind wir inzwischen für mehrere andere Kunden tätig. Wir wickeln die Logistik für Zalando mittlerweile an unserem Standort in Ibbenbüren sowie in Italien und Polen ab“, sagte ein Sprecher.

Logistikzentrum in Zülpich wird Ende des Jahres fertig

Die Fiege-Gruppe beschäftigt insgesamt 22.000 Mitarbeiter in 14 Ländern. 2023 erwirtschaftete die Gruppe einen Umsatz von zwei Milliarden Euro und verfügt über mehr als 4,5 Millionen Quadratmeter Logistikfläche. 250 neue Mitarbeiter und weitere 50.000 Quadratmeter kommen bald in Zülpich dazu. Hier steht bereits ein Logistikzentrum für die Gesundheitsbranche, aktuell laufen die Bauarbeiten für ein weiteres Gebäude, das so gebaut sein soll, dass theoretisch verschiedene Kunden und Branchen einziehen könnten. Im November ist das Gebäude fertig, um den Jahreswechsel geht es in Betrieb, bis im Frühjahr 2025 dann ein neuer Kunde einziehen kann - wer das sein wird, will Fiege allerdings noch nicht sagen.

Das Familienunternehmen wird in fünfter Generation geführt, am Ruder sind die Cousins Jens (50) und Felix (46) Fiege. Die Fieges sind Teil von mehr als 40 deutschen Familienunternehmen, die sich im Vorfeld der Landtagswahlen in Sachsen, Thüringen und Brandenburg für mehr Toleranz und Offenheit in der Gesellschaft aussprechen. Gemeinsam zeigen sie mit einer bundesweiten Anzeigenkampagne, dass Vielfalt aus Sicht der Wirtschaft ein Erfolgsfaktor ist.

Kampagne für Vielfalt vor den Landtagswahlen

„Bei Fiege arbeiten Menschen aus 123 verschiedenen Nationen, fast die Hälfte davon ist weiblich. Diese Vielfalt macht unser Familienunternehmen aus. Vor allem macht sie uns stärker, weil wir jeden Tag erleben, wie das Zusammenspiel unterschiedlicher Perspektiven zu besseren Ergebnissen führt“, sagt Jens Fiege. Der Kampagne haben sich unter anderem auch der Kölner Zuckerhersteller Pfeifer & Langen angeschlossen, der Haushaltsgerätespezialist Vorwerk aus Wuppertal und die Bielefelder Oetker-Gruppe.