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FachkräftemangelWie Menschen aus dem Ausland in NRW die Beschäftigungszahlen wachsen lassen

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Der deutschen Wirtschaft gehen die Fachkräfte aus – diese Lücke können zumindest teilweise ausländische Arbeitskräfte füllen.

Der deutschen Wirtschaft gehen die Fachkräfte aus – diese Lücke können zumindest teilweise ausländische Arbeitskräfte füllen. In Nordrhein-Westfalen sieht es vergleichsweise gut aus.

Wir brauchen ausländische Arbeitskräfte, damit wir den Fachkräftemangel zumindest ansatzweise in den Griff kriegen. Wie stark Zugezogene aus der EU und Drittstaaten zum Beschäftigungswachstum beitragen, hat das Institut der deutschen Wirtschaft in Köln untersucht: In Nordrhein-Westfalen sind zwischen 2022 und 2023 knapp 100.000 sozialversicherungspflichtige Beschäftigte hinzugekommen - mehr als drei Viertel stammen nicht aus Deutschland. Demnach sind 17.600 Menschen (18 Prozent) aus dem Europäischen Wirtschaftsraum und der Schweiz hinzugekommen, 59.100 (59 Prozent) aus Drittstaaten.

Ostdeutschland würde ohne ausländische Beschäftigte nicht auskommen

Deutschlandweit machen ausländische Beschäftigte sogar 86 Prozent des Beschäftigungswachstums aus, mehr als drei Viertel kamen aus Drittstaaten. Vor allem die ostdeutschen Bundesländer würden ohne sie nicht auskommen: In Sachsen-Anhalt, Sachsen, Thüringen, Mecklenburg-Vorpommern und Brandenburg ist die Zahl der deutschen Beschäftigten zwischen 2022 und 2023 deutlich zurückgegangen - ausländische Beschäftigte konnten diesen Rückgang laut IW zumindest etwas ausgleichen.

In Mecklenburg-Vorpommern beispielsweise steht trotzdem ein Minus von mehr als 1000 Arbeitenden unterm Strich: Knapp 5400 sozialversicherungspflichtig Beschäftigte aus Deutschland sind ausgeschieden, 1100 Beschäftigte aus dem Europäischen Wirtschaftsraum und der Schweiz sind hinzugekommen sowie 3200 Menschen aus Drittstaaten. In Sachsen hingegen haben ausländische Beschäftigte dazu beigetragen, dass die Beschäftigung im Bundesland wächst. 7400 Deutsche sind aus dem Arbeitsmarkt ausgeschieden, 15.000 aus dem Ausland kamen hinzu.

„Ausländer klauen den Deutschen nicht ihre Arbeitsplätze“

„Ausländer klauen den Deutschen nicht ihre Arbeitsplätze - wie mancher meint - sondern tragen wesentlich zum Beschäftigungswachstum bei“, erklärt IW-Experte Fabian Semsarha. „Damit leisten sie einen wichtigen Beitrag, um unseren Wohlstand zu sichern.“ Das Beschäftigungswachstum ist ein wichtiger Gradmesser für die wirtschaftliche Lage: Wenn die Zahl der Beschäftigten steigt, ist das ein Zeichen dafür, dass Unternehmen einen höheren Bedarf an Arbeitskräften haben und mehr Menschen einen geeigneten Arbeitsplatz finden. Das wiederum führt zu mehr Ausgaben und Investitionen, was die Wirtschaft belebt.

Die Situation dürfte sich demnach in den kommenden Jahren weiter verschlechtern, denn die geburtenstarken Jahrgänge gehen in Rente und die nachrückenden Generationen können die Lücke, die die Baby-Boomer hinterlassen, nicht schließen. Deutschland braucht laut IW Fachkräfte aus dem Ausland - und zwar aus Ländern außerhalb der EU, denn andere europäische Staaten stehen vor ähnlichen Problemen.

Im Jahr 2023 waren laut dem Kompetenzzentrum Fachkräftesicherung bundesweit 570.000 Stellen für qualifizierte Fachkräfte unbesetzt, für die keine entsprechend qualifizierten Arbeitslosen zur Verfügung standen. Hinzu kamen rund 238.000 offene Stellen auf Helferniveau. Gleichzeitig scheiden immer mehr Beschäftigte aus dem Arbeitsmarkt aus: Bis zum Jahr 2035 werden dem Arbeitsmarkt voraussichtlich 7,2 Millionen Erwerbspersonen weniger zur Verfügung stehen als im Jahr 2020, zeigen Zahlen des Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung. Der Fachkräftemangel dürfte sich daher in den kommenden Jahren weiter verschärfen.