Es ist ein Vorurteil, dass Verbraucher in finanziell schwierigen Zeiten auf fair hergestellte und gehandelte Produkte verzichten müssen.
Kommentar zum Erfolg von FairtradeAuch ohne prall gefülltes Portemonnaie kann man bewusst einkaufen
Mit jeder Krise kommen auch die pessimistischen Prognosen: Wer soll sich denn jetzt, wo Lebensmittel so teuer sind, noch Fairtrade-Ware leisten? Verantwortungsbewusst einkaufen ist etwas für gute Zeiten und prall gefüllte Portemonnaies – das ist, was dabei mitschwingt. Bloß, dass diese Logik zu kurz greift.
Fairtrade-Produkte gelten zu Unrecht als reine Luxusgüter. In den vergangenen Jahren haben deutsche Lebensmittelhändler viele Eigenmarken auf Fairtrade umgestellt. Sie verkaufen nun zum Beispiel Orangensaft und Schokolade mit dem blau-grünen Siegel. Diese Produkte sind oft noch immer spürbar günstiger als die Konkurrenz der Markenhersteller. An dieser Stelle hat also der Handel der Kundschaft die Entscheidung für das faire Produkt bereits vorweggenommen.
Politik muss Menschenrechte sicherstellen
Das ist gut so, denn es ist effektiv: Je größer die Verfügbarkeit von fair gehandelter Ware auch bei günstigen Produkten ist, desto breiter dringt sie in die Gesellschaft. Und in einer Situation, in der die Menschen grundsätzlich preissensibler einkaufen, bleiben Umsatz und Absatz eben auch stabiler.
Bewusstes Einkaufen bedeutet also nicht zwangsläufig, das eigene Portemonnaie auszuhöhlen. Eine Balance ist möglich, wenn man am Regal einmal nach links und rechts sieht. Nicht bei allen Produkten gibt es günstige Alternativen. Aber bei einigen schon.
Wichtig ist an dieser Stelle jedoch auch, dass ein Einkauf, der sich an sozialen Mindeststandards orientiert, nicht bloß in der Verantwortung der Konsumenten liegen darf. Anders gesagt: Ich sollte nicht allein dafür verantwortlich sein, dass der Kaffee, den ich trinke, nicht von Kindern gepflückt wurde. Es ist Aufgabe der Politik, dafür zu sorgen, dass Menschenrechte eingehalten werden. Das bedeutet aber nicht, dass man sich bis dahin hilflos zurücklehnen muss. Fair und bezahlbar sind keine unüberbrückbaren Gegenpole.