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Kölner VereinDeutsche kaufen trotz Krise mehr Fairtrade-Produkte

Lesezeit 3 Minuten
Fairtrade-Bauern bei der Orangenernte.

Fairtrade-Bauern bei der Orangenernte.

Obwohl der Absatz von Bio-Produkten sinkt und die Menschen preisbewusster einkaufen, wurde faire Ware 2022 stärker nachgefragt.

Trotz der schwierigen wirtschaftlichen Rahmenbedingungen sind die Umsätze mit fair gehandelten Produkten im vergangenen Jahr weiter gestiegen. Wie Fairtrade-Deutschland am Dienstag mitteilte, wuchsen sie 2022 um insgesamt elf Prozent auf 2,36 Milliarden Euro. Auch inflationsbereinigt lag das Plus noch bei 5,5 Prozent. Die Zunahme ging also nicht bloß auf steigende Lebensmittelpreise zurück. „Wir sehen es sowohl in den Absätzen als auch bei den Umsätzen“, sagte Fairtrade-Vorständin Claudia Brück.

Der Start ins Jahr 2022 sei „fantastisch“ gewesen, so Brück. Durch den Krieg in der Ukraine, die darauffolgende Energiekrise und hohe Inflation habe sich die Dynamik im Verlauf des Jahres aber abgeschwächt. Dennoch seien keine Kooperationen gestrichen oder gar Produkte ausgelistet worden. Unter dem Strich wurde mehr Fairtrade-Ware verkauft als im Vorjahr. Damit läuft es für faire Ware deutlich besser als für Bio-Produkte – hier hatte es zuletzt teils deutliche Absatzrückgänge gegeben.

Fairtrade-Kategorien entwickelten sich sehr unterschiedlich

Bei Fairtrade-Produkten bekommen die Produzentinnen und Produzenten in den Anbauländern einen Mindestpreis ausgezahlt, der über dem Marktpreis liegt. Außerdem erhalten sie eine Prämie, mit der sie Investitionen tätigen können.

Mittlerweile gibt es etwa 20 verschiedene Produktkategorien. Neben Vorreitern wie Kaffee, Kakao und Bananen sind das zum Beispiel auch fairer Wein, Kosmetik und Gold. Die einzelnen Warengruppen entwickelten sich im vergangenen Jahr sehr unterschiedlich. Während der Bananen-Absatz um rund neun Prozent zulegte, fiel das Plus beim Kakao mit 4,8 Prozent etwas geringer aus. Bei der wichtigsten Produktkategorie, dem Kaffee, gab es dagegen einen Rückgang von 1,5 Prozent. Härter traf es Süßwaren (minus 6,3 Prozent) und vor allem Blumen, wo der Absatz um 23,3 Prozent einbrach.

Fairtrade-Produkte: Kaffee und Kakao anfällig für Schwankungen

„Die Verbraucherinnen und Verbraucher kaufen weiterhin solidarisch Fairtrade-Produkte“, sagte Brück im Gespräch mit dem „Kölner Stadt-Anzeiger“. Im Detail komme es aber darauf an, wie hoch die Preisunterschiede zur nicht-fairen Ware seien. „Sind sie zu groß, greifen auch überzeugte Fairtrade-Käufer zu konventionellen Produkten.“ Kaffee und Kakao seien als Warenkategorien besonders anfällig, weil der Lebensmitteleinzelhandel hier in der Werbung gezielt eine preissensible Kundschaft anspreche. Außerdem habe man es im vergangenen Jahr vor allem bei Produkten schwer gehabt, die eher dem Luxus zugeschrieben würden – zum Beispiel Blumen.

Ein wichtiger Faktor sei darüber hinaus, wie stark das Fairtrade-Sortiment im Handel beworben würde. Bei Rewe entwickeln sich die Umsätze zum Beispiel besser als beim Konkurrenten Edeka. Das liegt laut Brück auch daran, dass Rewe im vergangenen Jahr eine Treuepunkteaktion mit Fairtrade-Handtüchern und -Kosmetik durchführte. „Das hat unsere Sichtbarkeit natürlich erhöht.“

Verschiedene Arten von Fairtrade-Käufern

Insgesamt lässt sich die Fairtrade-Käuferschaft in drei Gruppen einteilen: die Überzeugten, die grundsätzlich fair einkaufen wollen. Dann diejenigen, die bewusster einkaufen, aber bei zu hohen Preisen abwandern. Und zu guter Letzt diejenigen, die mehr zufällig zu den Produkten greifen, zum Beispiel wenn eine Handelsmarke faire Produkte nutzt.

Die Vorständin betonte, dass es in den jetzigen Krisenzeiten wichtig sei, die Produzentinnen und Produzenten im Globalen Süden nicht zu vergessen. „Die Folgen von Krieg und Klimakrise sind in den Anbauländern deutlich spürbar. Die Fairtrade-Absätze sind wichtig für die Menschen vor Ort, denn fairer Handel stärkt die Widerstandsfähigkeit gegen Krisen.“

Faire Bedingungen: Verantwortung bei Politik und Verbrauchern

Die Verantwortung, für faire Bedingungen zu sorgen, liege auch bei der Politik. Aber: „Ich kann als Verbraucherin auch selbst schon Akzente setzen.“ Nur was nachgefragt werde, werde auch im Handel angeboten.

Dabei spielen im Übrigen weiterhin Händler mit ihren Eigenmarken eine deutlich größere Rolle als Markenhersteller. Die setzen bislang beispielsweise bei Süßwaren nur selten auf faire Produkte.