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Hürther StudioketteFlexx Fitness erhöht kurzfristig Beiträge – Wie sich Kunden wehren können

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Außenaufnahmen eines FLEXX Fitnessstudios an der Krefelder Straße.

Studio von Flexx Fitness an der Krefelder Straße in Köln

Drei Werktage vor der Abbuchung kündigt das Unternehmen eine Preiserhöhung an. Sie ist womöglich nicht rechtens, sagt eine Expertin.

Die Hürther Fitnessstudio-Kette Flexx Fitness hat ihre Preise ab Juli deutlich angehoben – und damit viele Kundinnen und Kunden überrascht. Vom Konto von Anna, Kundin des Studios in Köln-Poll, wurde am Monatsanfang ein gegenüber dem alten Preis fast doppelt so hoher Mitgliedsbeitrag abgebucht. Sie soll nun 29,95 Euro statt der bisherigen 15,95 Euro im Monat zahlen. Erst am Donnerstag, 29. Juni, hatte die Fitness-Kette eine Mail mit einer entsprechenden Informationen an ihre Mitglieder geschickt – schon am Montag, 3. Juli, zog Flexx Fitness den höheren Betrag über das Lastschriftverfahren ein.

Die Servicepauschale entfällt – die Teuerung bleibt hoch

Für Anna erhöhte sich der monatliche Beitrag für das Studio damit auf einen Schlag um etwa die Hälfte. Denn der monatliche Beitrag kostete Anna vorher effektiv 20,95 Euro im Monat, weil eine sogenannte Servicepauschale von 29,99 Euro halbjährig fällig war. Diese entfällt nun.

Von Fabians Konto, er möchte wie Anna nicht mit vollständigem Namen öffentlich sprechen, sei ebenfalls mehr Geld als zuvor abgebucht worden, berichtet er. Er ist seit 2018 Kunde im Hürther Studio, wo auch die Zentrale sitzt. Flexx Fitness betreibt sechs Studios in Köln und weitere in Leverkusen und Pulheim.

In dem Schreiben von Flexx Fitness, das der Redaktion vorliegt, werden zunächst Veränderungen der Studios in mehreren Absätzen beschrieben: „Schau einfach mal zurück und erinnere Dich daran, wie sehr wir gemeinsam gewachsen sind“. Es gebe im Vergleich zur Vergangenheit verlängerte Öffnungszeiten, vergrößerte Trainingsflächen und zum Beispiel Trainingsmöglichkeiten im Freien vor den Studios.

Weiter unten folgt, dass ab 1. Juli die Mitgliedschaft „noch einfacher, transparenter“ werde. Die erhöhten Kosten von 29,95 Euro bei einer Erstlaufzeit von zwölf Monaten und 24,95 bei 24 Monaten sind als ein Unterpunkt aufgelistet.

Verbraucherzentrale: Erhöhung der Preise wohl unwirksam

Fabian meldete sich, wie viele andere, bei der Verbraucherzentrale. Eine „Welle von Anfragen“ sei dort eingegangen, sagte Diana Meschke, Leiterin der Kölner Beratungsstelle. 100 E-Mails in der Servicestelle für NRW, weitere 30 E-Mails in Köln und noch mehr Telefonate zählte Meschke bis Dienstag, „das sind sehr viele zu einem konkreten Thema“.

Meschke hatte eine gute Nachricht für die Kundinnen und Kunden: Wenn der Preiserhöhung nicht zugestimmt wurde und in den AGB keine Preisanpassungsklausel steht, ist die Vertragsänderung unwirksam. Die AGB müssten im Einzelfall geprüft werden, Kundinnen und Kunden könnten unterschiedliche erhalten haben. Aber Meschke sagte: „In den AGB, die uns geschickt wurden, konnten wir bisher keine wirksame Preisanpassungsklausel finden“. Und wer eine Klausel zur Anpassung der Mehrwertsteuer in seinem Vertrag findet, solle auch beruhigt sein, laut Verbraucherzentrale rechtfertigt diese keine allgemeine Anhebung des Beitrags.

Kunden können sich bereits abgebuchtes Geld wieder zurückholen

Unwirksam sei die Preiserhöhung also, weil Kundinnen und Kunden von Flexx Fitness nicht die Möglichkeit gehabt hätten, der Vertragsänderung zuzustimmen. Deshalb müsste der Vertrag bis zum regulären Ende, zum Beispiel der zwölf Monate, zum vereinbarten Preis weiterlaufen. Meschke rät, die Einwilligung für das Lastschriftverfahren zu widerrufen und weiterhin den ursprünglichen Preis zu überweisen, exakt und pünktlich. Das bereits abgebuchte Geld, das darüber hinausgeht, könnten sich die Kundinnen und Kunden über ihre Bank zurückholen.

Die Leiterin der Beratungsstelle sagte zudem: „Auch wenn ein Verbraucher einer Vertragsänderung widerspricht, kann das Fitness-Studio ihm nicht plötzlich kündigen“. Gültig wäre weiterhin das Ende der vereinbarten Laufzeit. Ein Sonderkündigungsrecht für den Verbraucher besteht allerdings nach Einschätzung der Beratungsstelle ebenso nicht.

Auf eine Anfrage des „Kölner Stadt-Anzeiger“ reagierte ein vom Hürther Unternehmen beauftragter Anwalt einer bekannten Kölner Medienrechtskanzlei. Die Preiserhöhung wird in dem Schreiben mit gestiegenen Kosten begründet, insbesondere für Personal. Zudem sei der Beitrag seit 16 Jahren nicht erhöht worden.

Der Anwalt betont, der Beitrag sei im Vergleich zu anderen Wettbewerbern noch immer günstig. Derweil kostet die günstigste Mitgliedschaft bei McFit bei zwölfmonatiger Laufzeit aktuell 24,90 Euro monatlich, dazu kommt eine Aktivierungsgebühr von 29 Euro und eine halbjährig fällige Servicegebühr von 15 Euro. Die Basic-Mitgliedschaft bei der Kölner Kette Xtrafit kostet monatlich 25 Euro, mit einer Anmeldegebühr von 30 Euro.