Die Stimmung der Unternehmen in NRW trübt sich ein. Die aktuellen Pleiten einiger Projektentwickler sind dafür ein Zeichen. Auch andere Branchen leiden aktuell.
Förderbank-UmfrageStimmung in NRW-Wirtschaft trübt sich weiter ein
An vielen Orten in NRW ruhen die Baustellen. Vier deutsche Projektentwickler haben in kurzer Zeit Insolvenz angemeldet. In Köln am auffälligsten ist das Laurenz-Carré im Zentrum. Wegen der Pleite des Bauträgers Gerchgroup ruhen dort die Arbeiten. Dass dies kein Einzelfall, sondern ein allgemeiner Trend ist, zeigt eine Umfrage des Förderinstituts NRW-Bank. Denn auch dort, wo es nicht gleich zu Insolvenzen kommt, ist die Stimmung der Wirtschaft im bevölkerungsreichsten Bundesland schlecht.
Das Geschäftsklima in Nordrhein-Westfalen hat sich im August insgesamt zum fünften Mal in Folge verschlechtert. Der entsprechende Ifo-Geschäftsklima-Index, der von der NRW-Bank veröffentlicht wird, sank erneut. Dies sei ein deutliches Signal für eine sich vertiefende Schwächephase in der nordrhein-westfälischen Wirtschaft für das laufende zweite Halbjahr, teilte das Förder-Institut mit.
Erwartungen ans Geschäft sind pessimistisch
Die rund 1500 Unternehmen, die im Auftrag der Förderbank zum Geschäftsklima befragt wurden, zeigten sich sowohl mit ihrer aktuellen Geschäftslage als auch mit Blick auf ihre Geschäftserwartungen erneut unzufriedener. Insgesamt sank das Geschäftsklima im August um 3,2 auf -13,7 Punkte.
Vor allem ihre laufenden Geschäfte bewerteten die Unternehmen schlechter. So rutschte der Umfragewert zur Geschäftslage erstmals seit Februar 2021 um 4,7 Punkte in den negativen Bereich und liegt aktuell bei -0,7 Punkten. Zudem blickten die Unternehmen im August noch pessimistischer als bisher auf die kommenden sechs Monate. Der Wert zu den Geschäftserwartungen sank um 1,9 Zähler auf -25,8. „Die jüngsten Umfrageergebnisse zeigen, dass sich die konjunkturellen Sorgen in der nordrhein-westfälischen Wirtschaft verfestigen, und zwar über alle Branchen hinweg“, sagte Eckhard Forst, Vorstandschef der landeseigenen NRW-Bank. „Als stabilisierend sollten sowohl die strukturelle Stärke der hiesigen Wirtschaft sowie der bisher solide Arbeitsmarkt in NRW nicht unerwähnt bleiben.“ Dabei unterscheidet sich die Lage in den einzelnen Sektoren deutlich unterschiedlich.
Dienstleistungen
Im Dienstleistungssektor war das Minus laut Forst mit Abstand am größten. Hier fiel das Geschäftsklima um 6,9 Zähler auf -5,0 Punkte. Der Rückgang ging sowohl von der aktuellen Geschäftslage als auch von den Geschäftserwartungen aus. Den stärksten Stimmungsdämpfer erfuhr die Logistikbranche. Sie sei von der anhaltenden Schwäche der Industrie direkt betroffen, so der Vorstandschef. Das Gastgewerbe hingegen konnte ein kleines Stimmungsplus verbuchen.
Handel
Auch im Handel trübte sich die Stimmung laut der Umfrage im August deutlich ein. Die Händler beurteilten ihre aktuelle Lage deutlich negativer. Auch mit Blick auf ihre Geschäftserwartungen waren sie pessimistischer. Wegen der schwachen Umsätze stieg der Lagerbestand im Groß- und Einzelhandel auf den höchsten Wert seit Beginn der Umfrage im Jahr 1991.
Bauhauptgewerbe
Im Baugewerbe setzte das Geschäftsklima in NRW seine Talfahrt ebenfalls fort, was auch die zahlreichen Insolvenzen der Projektentwickler belegen. Die Unternehmen im Land waren pessimistischer, was ihre künftigen Geschäfte betrifft. Ihre gegenwärtige Lage bewerteten die Baufirmen unverändert als schlecht. Der Bestand an Bauaufträgen sank im August auf den tiefsten Stand seit mehr als neun Jahren. Vor allem der Hochbau habe laut Umfrage mit einem Mangel an Aufträgen zu kämpfen.
Industrie
Am wenigsten stark ist das Geschäftsklima im verarbeitenden Gewerbe gefallen. Allerdings ist die Stimmung hier bereits stark eingetrübt. Die Unternehmen waren insbesondere mit ihren laufenden Geschäften im August unzufriedener als im Monat zuvor. Aber auch ihre Erwartungen blieben pessimistisch. Die Industrieunternehmen klagten über immer weniger Aufträge, weshalb die Produktion bereits gedrosselt wurde.
Auch die Produktionspläne für die nächsten drei Monate sehen deutliche Rückgänge vor. In Anbetracht der Nachfrageschwäche geht mittlerweile eine Mehrzahl der Firmen von Preisrückgängen aus. Dies war zuletzt Mitte des Jahres 2020 der Fall. Die einzelnen Branchen entwickelten sich uneinheitlich. Stark trübte sich die Stimmung bei den Metallerzeugern ein. In der chemischen Industrie sowie im Autobau gab es hingegen ein Plus.