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Gerchgroup-Chef nach PleiteSo soll es beim Kölner Laurenz-Carré weitergehen

Lesezeit 3 Minuten
Mathias Düsterdick, Vorstandsvorsitzender der Gerchgroup AG Düsseldorf

Mathias Düsterdick, Vorstandsvorsitzender der Gerchgroup AG Düsseldorf, die vorige Woche Insolvenz angemeldet hat. Sie entwickelt in Köln das Laurenz-Carré

Überraschend hat Gerchgroup-Chef Mathias Düsterdick am Mittwoch vor Journalisten erklärt, wie es bei dem insolventen Projektentwickler weitergehen soll.

In der vergangenen Woche hat der Projektentwickler beim Düsseldorfer Amtsgericht einen Antrag auf Eröffnung des Insolvenzverfahrens gestellt. Nun hat sich Gerchgroup-Chef Mathias Düsterdick – bei einem solchen Verfahren unüblich – am Mittwoch selbst der versammelten Presse erklärt. Neben ihm sein „Sachwalter“ Jens Schmidt und der Restrukturierungsexperte Holger Rhode. Der Sachwalter ist amtlich bestellt und eine Art Insolvenzverwalter. Ein Überblick darüber, wie es mit dem Kölner Laurenz-Carré und anderen Projekten weitergeht, und wie es zu der Pleite kam.

Wie geht es beim Laurenz-Carré an der Domplatte weiter?

Anfangs dachte man bei der Stadt Köln, die Bauarbeiten würden weiter gehen, da nur die Gerch-Holding-Gesellschaften, nicht aber die Projektgesellschaften insolvent seien. Das war ein sehr optimistischer Trugschluss der Stadt. Seit einigen Tagen gilt laut Gerchgroup-Chef Mathias Düsterdick ein Baustopp neben dem Dom.

„Ein Baustopp beim Laurenz Carré ist nur logische Folge, auch und insbesondere, um die am Bau beteiligten Unternehmen zu schützen. Jetzt stehen wir im engen Austausch mit allen Beteiligten, um zu prüfen, wer welchen Beitrag dazu leisten kann, dass das Projekt weiter gebaut wird“, sagte Düsterdick am Mittwoch auf Nachfrage.

Man spreche mit potenziellen Finanzierern, so der Bau-Manager. Düsterdick hatte zuvor erklärt: „Es wollte keiner mehr kaufen. Der Investmentmarkt ist quasi tot.“ Wie er angesichts dieser Marktlage einen neuen Investor finden soll, ist etwas fraglich. Düsterdick scheint aber optimistisch zu sein. „Das Laurenzquartier ist erst in etwa zweieinhalb Jahren fertig. Bis dahin kann es wieder verkäuflich sein, weil die Zinsen nach eventuell noch einem kurzen Anstieg wieder fallen.“ Für das Laurenz-Carré gebe es eine Vorvermietungsquote von 85 Prozent. Zu den potenziellen Mietern gehört die Boston Consulting Group.

Was war Ursache der Insolvenz?

Der Bauträger geriet bereits vor einigen Wochen in Schwierigkeiten. Den Stein ins Rollen brachte eine geplatzte Zahlung der Immobilien-Investmentfirma Corestate. Das Unternehmen hatte im Dezember 2021 das Projekt Laurenz Carré in Köln von der Gerchgroup gekauft. Im Kaufvertrag war eine Zahlung nach Bauabschnitt vereinbart. Eine solche Rechnung von über 120 Millionen Euro stellte die Gerchgroup, doch bezahlt wurde sie laut Düsterdick bislang nicht.

Der Gerchgroup-Chef wies darauf hin, welche Folgen ein Fehlbetrag von über 120 Millionen Euro für ein Projekt wie das Laurenz Carré in Köln hat. In Folge des Fehlbetrags verweigerten die Wirtschaftsprüfer ein Testat, also eine Beglaubigung der Bilanz, für das Jahr 2022. „Damit ist dann der erste Dominostein gefallen“, so Düsterdick.

Was waren weitere Gründe für den Niedergang?

Die Corona-Krise habe man gut überstanden und den Ukraine-Krieg zunächst als nicht so relevant für den Immosektor gehalten. Auslöser für die Krise bei Gerch seien die durch die hohe Inflation und die steigenden Zinsen ausgelösten Verwerfungen auf dem Immobilienmarkt gewesen, sagte Düsterdick. Experten sagen, dass der Markt um 70 Prozent eingebrochen ist. Das bringt die Branche immens in Bedrängnis. Allein in der vorletzten Woche gingen mit Development Partner, der Project-Gruppe und Euroboden gleich drei Projektentwickler in die Insolvenz.

Wie geht es bei anderen Projekten weiter?

Die Insolvenz betrifft bisher nicht die Projektgesellschaften, sondern nur die vier Dach-Gesellschaften der Unternehmensgruppe. Anders als beim Laurenz-Carré gingen bei anderen Projekten wie der Umnutzung der ehemaligen Quelle-Zentrale The Q in Nürnberg die Arbeiten weiter, hieß es.

Bei den großen Quartiersentwicklungen in Ingolstadt und Augsburg sei die Situation eine andere, sagte Düsterdick. Hier sei man noch dabei, Baurecht zu schaffen, und es stünden noch keine Baumaßnahmen an. Dennoch gebe es auch bei diesen Projekten Herausforderungen. „Auch hier müssen wir sicher mit den Projektbeteiligten und den Finanzierern sprechen, um zu gucken, wie stellt man für die kommenden Monate, für die kommenden Jahre die Liquidität sicher?“