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Stellenabbau in KölnFord macht in Europa Gewinn – dank hartem Sanierungskurs

Lesezeit 3 Minuten

Ford verfolgt in Deutschland einen harten Restrukturierungskurs mit dem Abbau tausender Stellen.

Köln – Für den US-Autobauer Ford ist es in den ersten drei Monaten des Jahres trotz anhaltender Schwierigkeiten besser gelaufen als von vielen Marktbeobachtern erwartet. Im ersten Quartal sank der Gewinn zwar im Jahresvergleich um über ein Drittel auf umgerechnet 1,03 Milliarden Euro, wie Ford in Dearborn mitteilte. Den starken Rückgang erklärt der zweitgrößte US-Autobauer vor allem mit einmaligen Sonderkosten in Höhe von rund 538 Millionen Euro, die in großen Teilen für die Einstellung von Aktivitäten im Lastwagen-Geschäft in Südamerika sowie für die Restrukturierung des Europa-Geschäfts aufgebracht werden mussten.

Der Umsatz sank um rund vier Prozent auf 40,3 Milliarden Dollar. Finanzchef Bob Shanks zeigte sich dennoch zufrieden und versprach den Aktionären, dass der Konzern auf Kurs sei, 2019 bessere Ergebnisse zu liefern als im Vorjahr. Dank gefragter SUVs und Pick-ups läuft es für Ford zwar im US-Heimatmarkt rund, weltweit sieht es aber weniger gut aus.

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Vergleichsweise erfreulich verlief es für den US-Konzern in Europa. Nach Verlusten in Höhe von rund 350 Millionen Euro in 2018, schaffte Ford diesmal ein operatives Plus von umgerechnet 51 Millionen Euro. Die Börse hatte im Vorfeld mit einem schlechteren Abschneiden gerechnet, weshalb die Aktie deutlich zulegte.

Ford fährt einen harten Sanierungskurs

Vorstandschef Jim Hackett führt die guten Zahlen bereits auf den harten Sanierungskurs zurück, den die Konzernmutter dem Europageschäft verordnet hat. Weltweit werde „rastlos“ daran gearbeitet, die „operative Fitness“ des Konzerns zu erhöhen. Im Rahmen seiner Offensive zur Neuaufstellung und Kostensenkung hat Ford-Chef Hackett auch schon angekündigt, zahlreiche Jobs in Europa zu streichen.

Für den Autoexperten Stefan Bratzel vom Center of Automotive Management (CAM) sind die Zahlen noch kein Signal für Entwarnung. „Ford ist immer noch in einem kritischen Zustand“, sagt Bratzel. Ohne den harten Sanierungskurs gehe es nicht, zumal Risiken wie ein harter Brexit nach wie vor bestünden.

Ford will 3800 Stellen in Köln streichen

Um den Konzern in Europa wieder dauerhaft zurück in die Gewinnzone zu bringen, setzt Konzernchef Hackett auf harte Einschnitte. Allein in Deutschland sollen 5400 Stellen abgebaut werden, davon 3800 am Standort Köln und 1600 im Werk in Saarlouis.

Weltweit soll der Fokus künftig stärker auf margenstarken SUVs sowie Pick-ups liegen. Zudem will der Konzern in Zukunftstechnologien wie Roboter-Autos und Elektroantriebe investieren. Nachdem bereits mit VW über eine Zusammenarbeit bei E-Mobilität verhandelt wird, kündigte Ford vor wenigen Tagen an, sich mit 500 Millionen Dollar am Tesla-Rivalen Rivian zu beteiligen, um gemeinsam E-Autos zu bauen.

Ford hat eine Ermittlung in den USA gestartet

Juristische Schwierigkeiten könnten dem Unternehmen im Rahmen einer strafrechtlichen Untersuchung des US-Justizministeriums drohen. Hintergrund sind mögliche Gesetzesverstöße bei Abgastests. In einer Mitteilung an die US-Börsenaufsicht sicherte das Unternehmen seine Kooperation bei den Ermittlungen zu. Es gehe bei der Untersuchung nicht um Abschalteinrichtungen zur Manipulation von Abgastests, wie etwa bei Volkswagen.

Ford hatte bereits im Februar bekanntgegeben, eine eigene Ermittlung in der Angelegenheit gestartet zu haben. Nachdem Mitarbeiter Bedenken geäußert hätten, seien Experten hinzugezogen und die US-Behörden informiert worden, hieß es damals. Es gehe unter anderem darum, ob der Rollwiderstand auf Straßen in den Tests zu niedrig angesetzt wurde und somit die Angaben zum Kraftstoffverbrauch verfälscht seien. (mit dpa)