Ford will mit Verspätung ins Elektrozeitalter starten. Seit Dienstag rollt der Explorer, Fords erstes europäisches E-Auto, vom Band.
Explorer in großer StückzahlE-Auto-Start bei Ford in Köln nach monatelangem Stillstand
Monatelang wurde bei den Ford-Werken in Köln-Niehl auf diesen Tag hingearbeitet. Am Dienstag nun startete der US-Autobauer endlich die Serienproduktion seines ersten Elektroautos für Europa.
Der Produktionsstart sollte ursprünglich schon im vergangenen September sein. Doch dann entschied sich Ford anders und stoppte den Hochlauf wegen eines neuen Batterie-Standards. Wegen neuer Normen und Sicherheitsanforderungen in Europa der ursprünglich für den September 2023 geplante Marktstart auf diesen Juni verschoben werden. Die von Volkswagen gelieferte Plattform mit Batterie sollte nicht schon kurz nach dem Serienstart wieder erneuert werden müssen.
Kölner Werk hat Kapazität von 250.000 Elektrofahrzeugen im Jahr
Neun Monate ruhte das Kölner Werk seitdem. Die Produktionsanlagen wurden gewartet, der Bau des neuen Modells trainiert und Prototypen gebaut. „Wir alle freuen uns, dass es nun endlich losgeht, vor allem die Mitarbeiter und die Händler“, sagte Christian Weingärtner, Geschäftsführer Marketing und Verkauf von Ford Deutschland.
Das Modell Explorer soll in Europa in großer Stückzahl vom Band rollen. Insgesamt hat das Kölner Werk Kapazität von 250.000 Elektrofahrzeugen im Jahr. Gebaut wird es auf der Elektronikbaukasten-Plattform von VW. Wie viele Einheiten letztlich tatsächlich gebaut werden, hängt vom im August startenden Verkauf ab.
Der Explorer soll nun endlich für Ford der Wegbereiter in eine rein elektrische Modellpalette ein, mit der sich der Autobauer in Europa neu aufstellen wird. Der Explorer erinnert an den vor allem in den USA weit verbreiteten SUV, der den gleichen Namen trägt. Seit 1990 ist das Fahrzeug auf dem Markt und hat typisch amerikanische Ausmaße. Der Explorer „verkörpert unverkennbar unsere amerikanischen Wurzeln und unsere Adventurous-Spirit-Neupositionierung“, sagte Fordchef Sander bei der Präsentation vor gut einem Jahr. Allerdings ist dieser Explorer aus Köln auf den europäischen Markt abgestimmt und mit 4,47 Metern Länge und 2,06 Breite (mit Spiegeln) auch in seinen Ausmaßen deutlich bescheidener.
Bestellbar ist das E-Modell seit März dieses Jahres. Wie viele Vorbestellungen es derzeit schon gibt, dazu macht Ford keine Angaben. Man sei aber „mehr als zufrieden“, sagte Verkaufschef Weingärtner.
Modell mit drei Antriebsvarianten
Zu haben ist der E-Ford in drei Antriebsvarianten. Begonnen wird mit einem Hecktrieb und größerer Batterie. Das Modell wird knapp 49.000 Euro kosten. Die Reichweite der dort verbauten 77 kW großen Batterie soll bei 602 Kilometern liegen. Die Allradversion wird preislich wohl etwas darüber liegen.
Die günstigere Version mit kleinerer Batterie kommt erst zu Jahresende mit einem Einstiegspreis von 42.500 Euro. Zur genauen Reichweite liegen laut Ford noch keine offiziellen Zahlen vor.
In Sachen Elektromobilität ist der Autobauer spät dran, die Konkurrenz ist ihm voraus. Ford hofft auf einen hohen Absatz seines neuen Stromers. Angesichts der gestrichenen Prämie für Elektroautos sind in Deutschland zuletzt die Verkaufszahlen für Elektroautos deutlich gesunken.
Ford investiert zwei Milliarden in Köln
Neben dem Explorer soll noch ein zweiter größerer Elektro-Pkw in Köln gefertigt werden, der in Kürze vorgestellt werden soll.
Für die erste Generation europäischer E-Autos der US-Marke investierte die Konzernmutter rund zwei Milliarden Euro in das traditionsreiche Werk am Rhein. Das Gelände und die Abläufe wurden komplett umgerüstet von Verbrenner- auf E-Antriebe. Rund 3300 Menschen arbeiten nun in der Produktion des Ford Cologne Electric Vehicle Center.
Ford setzt dabei auf hunderte hochmoderne Roboter, Künstliche Intelligenz (KI) sowie Selbstlernende Maschinen für eine gute Fertigungsqualität. Die Neuerungen auf dem Gelände sind unter anderem beim Rohbau zu sehen, wo der Fahrzeugbau seinen Anfang nimmt. Im Messzentrum, das bei der Roh-Karosserie Abweichungen vom Idealmaß von bis zu einem Tausendstel Millimeter erkennt, kommt neue digitale Scantechnologie zum Einsatz. Neu gebaut wurde unter anderem auch eine siebenstöckige neue Lackierhalle. Dort tauchen die Karossen in ein Bad mit Korrosionsschutz ein und durchlaufen mehrere Vorbereitungsschichten, bevor schließlich final und in der gewünschten Farbe lackiert wird.