Nur zwei von zehn Geschäftsführern verbleiben derzeit noch auf ihren Positionen. Ein langjähriger Manager geht mit sofortiger Wirkung.
Schlechte Nachrichten reißen nicht abGroßteil der deutschen Ford-Führung in Köln entmachtet
Die schlechten Nachrichten bei Ford in Köln reißen nicht ab. Nach dem völlig überraschenden Abgang von Ford-Chef Martin Sander am 12. Juni und der Ankündigung eines erneuten deutlichen Stellenabbaus wird nun auch noch die deutsche Führung massiv zusammengestrichen.
Umsetzung schon zum 1. Juli
Insgesamt acht von insgesamt zehn Geschäftsführern der Ford-Werke GmbH werden künftig nicht mehr Teil des Führungsgremiums sein. Darüber wurde die Belegschaft am Dienstagmittag (25. Juni) vom Management informiert. Umgesetzt werden die Pläne ab dem 1. Juli.
Personalchef Rainer Ludwig, bisher auch stellvertretender Ford-Deutschland-Chef nach Sanders Abgang, geht nach 37 Jahren im Unternehmen mit sofortiger Wirkung in den Ruhestand.
An der Spitze der GmbH verbleiben nach jetzigem Stand zum einen Christian Weingärtner, Direktor für Ford Deutschland, Österreich und die Schweiz sowie Geschäftsführer Marketing und Sales. Des Weiteren bleibt auch Rene Wolf, Chef des Bereiches Fertigung, in seiner bisherigen Position.
Die weiteren Ressorts wie etwa Produktentwicklung, Finanzen oder Recht werden zwar weiterhin von den jetzigen Geschäftsführern operativ geleitet, aber ohne die entsprechenden Titel. Die Entscheidungen sollen demnächst stärker von Ford-Europa kommen, heißt es.
Maximal vier Mitglieder an der Spitze
Künftig soll es maximal vier Mitglieder an der Spitze von Ford Deutschland geben, teilt das Unternehmen in einer Stellungnahme mit. Wer noch dazu kommt und wann, dazu wollte sich Ford nicht äußern. Nach wie vor unbesetzt ist Position des Ford-Deutschland-Chefs.
Mit dem Abbau an der Spitze wolle man die Verwaltungs- und Führungsstruktur in Deutschland vereinfachen. „Diese Veränderung gibt uns mehr Handlungsgeschwindigkeit und erlaubt dem Management-Team, sich voll auf seine operativen Aufgaben zu konzentrieren und Ford in eine erfolgreiche Zukunft zu führen“, sagte Kieran Cahill, Vorsitzender des Aufsichtsrats der Ford-Werke GmbH.
Neues Sparprogramm droht
Es sind bewegte Wochen für den Kölner Autobauer, dementsprechend ist die Stimmung in der Belegschaft. Erst am 4. Juni der langersehnte Start des Explorers, nach monatelanger Verzögerung wegen Batterie-Themen. Nur zwei Tage später, am 6. Juni, verkündete Ford-Deutschland-Chef Martin Sander, der auch in Europa für die Elektrifizierung zuständig war, seinen völlig überraschenden Abgang. Schon zum 1. Juli wird er in Wolfsburg bei VW als Vorstand für Marketing, Vertrieb und Verkauf anfangen. Das trifft Ford schwer, mitten in der ohnehin schwierigen Transformation.
Am 18. Juni dann eine erneute Hiobsbotschaft. Der US-Autobauer plant offenbar einen massiven Stellenabbau in Deutschland und Europa, von dem vor allem der Standort Köln am stärksten betroffen sein dürfte. Es ist das dritte harte Restrukturierungsprogramm in nur fünf Jahren, das die US-Konzernmutter seiner europäischen Tochter verordnet.
Die Pläne sehen im Einzelnen vor, dass zum einen die Führungsstrukturen deutlich verschlankt und Bürokratie weiter abgebaut werden soll, damit Entscheidungen künftig schneller getroffen werden. Der nun verkündete Kahlschlag an der Spitze in Köln zahlt wohl auf genau diesen Punkt ein. Auch Jobs in Verwaltung, Marketing, Vertrieb und Services sollen reduziert werden — ebenso wie erneut in der Produktentwicklung und der Fahrzeugfertigung. Man wolle sich nur noch auf das Kerngeschäft konzentrieren. Alles was nicht dazu gehört, also das Entwickeln, Bauen und Verkaufen von Autos, soll wegfallen.
Zeichen stehen auf Schrumpfung in Köln
Die Zeichen für Ford in Europa stehen schon seit geraumer Zeit auf Schrumpfung. Bereits 2019 gab es massiven Jobabbau in ganz Europa, sechs Werke, wie etwa im französischen Bordeaux aber auch in Großbritannien und Russland wurden geschlossen. Das kostete 12.000 Jobs. In Deutschland mussten dabei 5400 Fordler gehen, davon rund 4000 in Köln.
Das nächste Sparpaket wurde dann 2023 verkündet. Insgesamt baut Ford dabei knapp 5000 Arbeitsplätze ab, die meisten davon in Deutschland (2300), Großbritannien (1300) und Spanien, wo in Valencia 1100 Stellen gestrichen wurden.
Bis Ende 2025 sollen 2300 Beschäftigte in Köln gehen: 1700 von damals 3900 im Entwicklungszentrum, und 600 von 3400 in der Verwaltung. Dieser Abbau ist dem Vernehmen nach inzwischen zu mehr als zur Hälfte über Abfindungen etc. erfolgt. Er läuft noch, da folgt bereits der nächste harte Schnitt. Derzeit hat Ford in Köln noch knapp 14.000 Mitarbeitende.