Innerhalb der Protestbewegung herrschte Uneinigkeit, ob der Betrieb des weltgrößten Frischgroßmarktes gestört werden sollte oder nicht.
79 FestnahmenProtestierende Bauern dringen in Pariser Großmarkt Rungis ein
Die Bauernproteste in Frankreich verschärfen sich weiter. Die Polizei nahm am Mittwoch 79 demonstrierende Bauern in Gewahrsam, die zu Fuß und trotz massiver Polizeipräsenz in den Großmarkt Rungis bei Paris eingedrungen waren. In einer Lagerzone habe es Beschädigungen gegeben, hieß es von Seiten der Polizei. Die Sicherheitskräfte hätten das Gelände inzwischen wieder geräumt.
Innenminister Gérald Darmanin hatte schon vor Tagen gepanzerte Fahrzeuge der Gendarmerie in Rungis stationieren lassen. Innerhalb der Protestbewegung herrschte Uneinigkeit, ob der Betrieb des weltgrößten Frischgroßmarktes im Süden von Paris gestört werden sollte oder nicht. Der Chef des regierungsnahen größten Bauernverbands FNSEA, Arnaud Rousseau, hatte sich dagegen ausgesprochen.
Frankreich: Linksgerichteter Bauernverband blockiert Autobahnen
Aus dem Südwesten des Landes hatte sich jedoch ein Traktor-Konvoi auf den Weg gemacht. Der linksgerichtete Bauernverband Coordination rurale hatte Rungis zum Ziel erklärt. Sicherheitskräfte blockierten den Konvoi am Mittwoch in etwa 170 Kilometern Entfernung. Nach Angaben der Gendarmerie hatten aber etwa 30 Traktoren die Sperren durchbrochen.
Unterdessen waren mehrere wichtige Autobahnen Richtung Paris den dritten Tag in Folge blockiert, was zu zahlreichen Staus führte. Die Zugeständnisse der französischen Regierung und der EU konnten die protestierenden Landwirtinnen und Landwirte in Frankreich bislang nicht zu einem Ende ihrer Aktionen bewegen.
„Die Erwartungen sind sehr hoch“, sagte Rousseau bei einer Anhörung im französischen Senat. „Dabei geht es auch um Dinge, die sich nicht in drei Tagen regeln lassen“, fügte er hinzu. Er bekräftigte seinen Aufruf zu Mäßigung.
In Frankreich protestieren die Bauern seit mehr als einer Woche. Am Mittwoch waren nach Regierungsangaben rund 10.000 Landwirtinnen und Landwirte landesweit auf den Straßen. Sie klagen über bürokratische Auflagen, kostspielige Umweltstandards und geringe Einkommen.
Die Regierung in Paris hat bereits auf eine geplante Steuererhöhung für Agrardiesel verzichtet und Hilfen für Rinderzüchter angekündigt. Die EU-Kommission lockerte unterdessen die Vorschriften für einen Mindestanteil an Brachland auf Ackerflächen. (afp)