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Früher Weltstars, heute InfluencerWie ein Kölner Unternehmen Instagram-Stars nutzt

Lesezeit 5 Minuten
Novalanalove O-Mochi

Die Kölnerin Farina Opoku ist auf Instagram unter dem Namen Novalanalove bekannt.

Köln – Früher vermarkteten bloß Hollywood- und Sportstars ihre Gesichter und Namen, um Verkaufszahlen in die Höhe zu treiben. Heute kooperieren Firmen bei der Entwicklung neuer Produkte mit Influencerinnen und Livestreamern und setzen auf deren millionenstarke Followerschaft. Das Kölner Unternehmen SD Sugar Daddies steht an der Spitze der Werbe-Bewegung.

1982 brachte Paul Newman eine Salatsoße auf den Markt, die sowohl seinen Namen trug als auch sein Konterfei zeigte. Seine Person nutzte der zweimalige Oscar-Gewinner für den guten Zweck: 100 Prozent der Erlöse mit „Newman's Own“ wurden für den guten Zweck gespendet.

Steffi Grafs eigener Corsa

Steffi Graf hatte zwar keine eigene Automarke, aber im Jahr 1988 immerhin eine eigene Version des Opel Corsa. Bunte Illustrationen von Deutschlands erfolgreichster Tennisspielerin zierten die Sitzbezüge, der Schriftzug „Steffi Spezial“ sollte den Verkauf ankurbeln.

Paul Newman Salat

Der Hollywood-Schauspieler gründete die Salatdressing-Marke Newman's Own und spendete die Profite. 

Auch heute noch drucken Unternehmen Gesichter und Namen von Prominenten auf Verpackungen, doch wo früher mit Stars von Weltrang versucht wurde, die Umsätze anzukurbeln, wird heute mit Social-Media-Größen geworben.

Erst wenige Wochen alt ist die Kooperation von Farina Opoku mit der Kölner Firma SD Sugar Daddies. Die auf Instagram als Novalanalove bekannte Kölnerin Opoku besitzt nun eine personalisierte Version von deren O-Mochi-Eisbällchen – und trommelt dafür kräftig unter ihren 1,4 Millionen Followern.

„Das Game hat sich geändert“

Mochis sind Eiskugeln verpackt in japanischen Reisteig, ein Trend-Dessert, das weltweit verzehrt wird. Mark Mühürcüoglu möchte Millionen Bällchen der Novalanalove-Sonderedition – mit Käsekuchen-Geschmack und flüssigem Karamell-Kern – bis Ende des Jahres im Supermarkt verkaufen, sagt der SD-Mitgründer und -Geschäftsführer im Gespräch mit dem „Kölner Stadt-Anzeiger“. „Das Game hat sich geändert“, sagt der Kölner zu der Zusammenarbeit: „Und Novalanalove ist das perfekte Beispiel dafür. Früher wurde mit Filmstars geworben, heute mit Influencerinnen.“

Novalanalove O-Mochi 2

Farina Opoku hat auf Instagram rund 1,4 Millionen Follower. 

Ihre Followerinnen würden auf Instagram an Opokus Leben teilnehmen und wollten sein wie sie, „das Gleiche erleben, trinken und essen“, so Mühürcüoglu. „Ihre hohe Authentizität ist für uns extrem wichtig.“ Weil sie ihr Smartphone immer in der Hand hätten, würden Menschen immer „geinfluenct“, sagt er, „Auf dem Klo, auf der Couch, in Warteschlangen.“

Verkäufe gehen durch die Decke

Wenn Opoku Bilder eines neuen Kleids zeigt, den Namen eines Restaurants nennt oder in ihrer Instagram-Story erzählt, welches Parfüm sie benutzt, gehen die Verkäufe und Reservierungen durch die Decke. Auch Mark Mühürcüoglu berichtet von einem reißenden Absatz der pinken O-Mochi-Sorte: „Die Leute sind verrückt nach der limitierten Edition. Und viele neue Händler kamen nach dem Launch auf uns zu und wollten uns listen“, sagt er. Ein deutsches Luxus-Kaufhaus habe sogar angefragt, einen eigenen Shopbereich für die Marke O-Mochi in seinen Häusern einzurichten.

Dabei geht die Kooperation über das übliche Influencermarketing hinaus: Auf der Verpackung ist ein Foto von Opoku, ihr Instagram-Name, und eine Comic-Figur, die ihr nachempfunden ist, wirft sich ein Eisbällchen in den Mund. Hinzu kommt: Die Kölner Marke und die Kölner Influencerin, die ein Mochi-Tattoo trägt, bei ihrer Hochzeit eine Mochi-Kette um den Hals hatte und die Kölner Firmengründer schon seit Jahren kennt – das sei „der perfekte Fit“, so Mühürcüoglu.

Knossi Cookie Bros

1,7 Millionen meist jugendliche Menschen folgen Jens „Knossi“ Knossala auf der Streaming-Plattform Twitch.

Um ihre zweite Marke – Keksteig mit dem Namen „Cookie Bros“ – hatte die Firma SD Sugar Daddies im vergangenen Jahr einen regelrechten Hype auf der Plattform Tiktok entfacht und dabei jede Menge junger Fans zwischen 13 und 20 Jahren gewonnen. Um weitere Zielgruppen „zu aktivieren“, wie Mühürcüoglu sagt, sind die Kölner gerade erst mit einem weiteren Social-Media-Star eine Kooperation eingegangen. Der vor allem als Gaming-Streamer bekannte Jens „Knossi“ Knossalla, der sich selbst auch „König des Internets“ nennt, sei der richtige Schlüssel dafür, sagt Mühürcüoglu.

Joko Winterscheidt bringt die Jokolade auf den Markt

Auch Knossalla hat 1,4 Follower auf Instagram, auf der weltweit beliebten Streaming-Plattform Twitch kommen weitere 1,7 Millionen hinzu. Zeitgleich mit Novalanaloves Eis bekam „Knossi“ nun eine eigene Keksteig-Marke in der Geschmacksrichtung Weiße Schokolade, Foto und Name auf der Verpackung inklusive.

Den eigenen Namen trägt auch die Schokoladenmarke von Moderator Joko Winterscheidt, der einem deutlich breiteren Publikum bekannt ist. Der präsentierte seine Jokolade im Frühjahr seiner über eine Million Menschen zählenden Followerschaft und bat sie anschließend auch noch darum, einen Slogan für die Werbekampagne einzureichen.

Jokolade

Moderator Joko Winterscheidt hat eine eigene Schokoladenmarke gegründet.

Auch mit Musikern könnten gut Produktkooperationen entstehen, sagt Mark Mühürcüoglu und schränkt ein: „Aber nur, wenn sie auf Social Media extrem erfolgreich sind.“ Einen Social-Media-Erfolgsbeweis in Form von 4,1 Millionen Follower hat Wladislaw Balowazki erbracht. Vor allem jugendlichen Deutschrap-Fans ist er bekannt – als Capital Bra, der mit seinem 13. Nummer-Eins-Hit in den deutschen Charts vor zwei Jahren einen mehr als 50 Jahre alten Rekord der Beatles hinter sich ließ.

Pizza und Eistee von Capital Bra

In seinen Liedern geht es um dicke Autos, Waffen, Luxusuhren, das bekannte großspurige Geprotze. Doch Capital Bra ist tatsächlich auch als Unternehmer erfolgreich. Im Mai 2020 hat er eine eigene Pizzamarke auf den Markt gebracht. Auf der Verpackung der „Gangstarella“ ist der extrem erfolgreiche Musiker als Pizzabäcker abgebildet, darunter steht „#TeamCapi“. Die Rap-Fans kauften beim Verkaufsstart die Tiefkühlschränke der Supermärkte leer.

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Gleiches wiederholte sich, als Capital Bra im Februar dieses Jahres einen Eistee namens Bratee auf den Markt brachte. Es scheint, als reiche der Name auf dem Produkt, um zum Verkaufsschlager zu werden. Sieht wohl auch Capital Bra so, der kürzlich auf Instagram schrieb: „Ich könnte Fischstäbchen verkaufen und es würde laufen.“