Gefälschte InserateVermeintliche Vermieter bieten falsche Wohnungen im Internet an
„Wenn man 40 oder 50 Wohnungen angeschaut, immer nur Absagen kassiert hat, aber dringend eine Wohnung braucht, dann klammert man sich an jeden Strohhalm“, sagt Hans Jörg Depel, Geschäftsführer des Kölner Mietervereins. „Und dann glänzt da auf einmal eine Nadel im Heuhaufen gülden. Das heißt, man findet auf einem Immobilienportal im Netz plötzlich ein Angebot, das eigentlich zu schön ist, um wahr zu sein.“ Dann setze bei vielen der gesunde Menschenverstand aus.
Wobei man ihn genau in dieser Situation bräuchte: Denn solche Angebote sind häufig das Machwerk von Betrügern. Was da glänzt, ist kein Gold, kein tolles Angebot, sondern meist eine gefälschte Anzeige.
Betrüger kopieren echte Anzeigen und halbieren den Preis
Roland Kampmeyer, Geschäftsführer und Gründer des gleichnamigen Immobilienunternehmens, wurde selbst schon Opfer solcher Betrüger – die die Bilder des Unternehmens im Netz gestohlen haben.
Das Prinzip ist einfach: „Die nehmen eine echte Anzeige und halbieren – überspitzt gesprochen – den Preis“, so der Makler. Mit dieser Masche kommen sie schnell an viele „verzweifelte Wohnungssuchende“, wie auch Depel sagt. Diesen drohen dann verschiedene Szenarien.
Häufiger Fall: Der vermeintliche Vermieter meldet sich bei den Wohnungsinteressenten und gibt vor, im Ausland zu sein und nicht selbst zur Besichtigung kommen zu können. Er schlägt vor, dem Interessenten die Adresse der Wohnung und den Schlüssel mit der Post zu senden, damit er die Wohnung ansehen kann – dafür verlangt er aber eine Sicherheitsleistung, eine Kaution, schließlich sende er ja seinen eigenen Schlüssel.
Kaution soll auf ausländische Konten überwiesen werden
Dies ist – nicht nur in Corona-Zeiten – ein beliebter Trick, aber selbstverständlich „totaler Nonsens“, wie Kampmeyer sagt. Kein seriöser Makler oder Vermieter würde so etwas jemals machen. Willigt der Interessent ein und möchte den Schlüssel haben, so muss er die Kaution für den Schlüssel, oft um die 500 Euro, überweisen.
Dabei handelt es sich häufig um ausländische, manchmal aber auch um deutsche Konten. „In diesen Fällen ist es dann aber eigentlich immer ein Konto, das mit gefälschten Personalpapieren eröffnet wurde“, erklärt Oliver Krey, Leiter des Betrugsdezernats bei der Kölner Kriminalpolizei.
Das Ergebnis für den Wohnungssuchenden bleibt das gleiche. Er bekommt keine Adresse, keinen Schlüssel – und vor allem: Er wird sein Geld nicht wieder sehen. „Die Möglichkeit, dass dies klappt“, räumt Krey ein, „ist sehr gering.“ Er hat deshalb einen Tipp, der gegen alle Arten von Fake-Anzeigen hilft: „Niemals im Leben vorab eine Zahlung leisten – wofür auch immer.“
Skeptisch werden bei digitalen Wohnungsbesichtigungen
Dies gilt auch dann, wenn der angebliche Vermieter vorgibt, das ganze Auswahlverfahren laufe online. Er zeigt die angeblich zu vermietende Wohnung nur virtuell – mit Fotos oder einem Video. Der Betrüger gibt dann vor, sich für einen Bewerber entschieden zu haben und fordert von diesem vor Vertragsabschluss die Mietkaution in voller Höhe – meist wieder als Überweisung auf ein ausländisches Konto.
Ist die Kaution dann erst mal auf dem Konto gelandet, weiß der Betrugsermittler Krey, hört der Interessent nie wieder etwas von dem angeblichen Vermieter. Depel vom Mieterverein weist darauf hin, dass es außerdem keineswegs rechtens sei, die gesamte Kaution auf einmal zu fordern. „Man hat das Recht, die Kaution in drei Raten zu zahlen“, sagt der Jurist. „Und außerdem gibt es Kautionskonten-Modelle, bei denen nur Vermieter und Mieter gemeinsam Zugriff haben oder es gibt auch die Möglichkeit einer Kautionsbürgschaft.“
Das könnte Sie auch interessieren:
In den heutigen globalisierten Zeiten – und gerade auch während der Corona -Pandemie – kommt es allerdings tatsächlich vor, dass auch seriöse Wohnungsunternehmen und Makler ihre Wohnungen nur virtuell anpreisen. Makler Kampmeyer zum Beispiel hat einen Roboter, der ein 360-Grad-Video von Wohnungen erstellen kann. „Wenn sich dann zum Beispiel ein Student aus New York für eine Wohnung in Köln bewirbt, läuft das online. Aber selbstverständlich fordern wir niemals vorab die Kaution“, versichert er. „Die Kautionszahlung wird erst dann fällig, wenn die Wohnung real übergeben und das Übergabeprotokoll unterzeichnet wird – entweder beispielsweise von dem Studenten aus New York oder von einem von ihm Bevollmächtigten.“
Angespannter Wohnungsmarkt in Köln begünstigt Betrug
Manche Betrüger machen sich gar nicht so viel Mühe. Sie stellen lediglich eine gefälschte, aber verlockende Anzeige ins Netz und behaupten dann, unter den vielen Bewerbern für die Wohnung eine Vorauswahl für die Besichtigung zu machen – die Ausgewählten müssten dann vorab eine Gebühr alleine für die Besichtigung überweisen.
„So ein Trick funktioniert auch nur, weil der Wohnungsmarkt in Köln so angespannt ist“, sagt Mietervereins-Geschäftsführer Depel. „In Höxter zum Beispiel hätten solche Betrüger kein Glück.“ Selbstverständlich gibt es in diesen Fällen dann weder die Besichtigung noch die Wohnung, und das Geld ist weg.
Obwohl die Betrugsmaschen seit Jahren bekannt sind und obwohl Immobilienportale allerhand Maßnahmen getroffen haben, um Fake-Anzeigen rauszufiltern und ihre Wohnungsfotos in Anzeigen oft mit Wasserzeichen kennzeichnen, floriert das strafbare Geschäft. „Man kann nicht sagen, dass die Betrügereien ab- oder zunehmen, das geht nach wie vor wellenförmig“, sagt Betrugsdezernats-Chef Oliver Krey. Und es sei schwer, den Tätern habhaft zu werden.
Ferienwohnungen gemietet und als Wohnraum angeboten
Vergangenes Jahr ist ihm allerdings ein Schlag gegen Vermietbetrüger gelungen. Die inzwischen gefassten Täter hatten über Airbnb Ferienwohnungen in Köln angemietet, diese fotografiert und in Immobilienportalen zur dauerhaften Miete angeboten. Sie veranstalteten mehrere Besichtigungen in den angeblich zu vermietenden Wohnungen und gaukelten den Interessenten vor, der Eigentümer zu sein. Gleich mit mehreren Interessenten schlossen sie Mietverträge ab und kassierten sofort die volle Kaution in bar.
Weil in diesen Fällen kein Geld vorab auf ein Konto zu zahlen war, die Wohnung tatsächlich existierte und der angebliche Vermieter so nett war („das sind Betrüger immer“, so Krey), wurden viele Wohnungssuchende nicht misstrauisch und fielen auf den Trick rein. „Sie hätten ja auch schwerlich einen Grundbuchauszug vom Vermieter verlangen können, um zu sehen, ob der wirklich der Eigentümer ist“, sagt Depel. Das sei vollkommen unüblich und würde auch kein Vermieter machen, bestätigt Kampmeyer. Dennoch hätte man bei dem besonders günstigen Angebot stutzig werden können, zumal die Betrüger die Kaution in bar und voller Höhe wollten.
„Bei geforderter Barzahlung muss man immer sehr hellhörig werden“, so Kampmeyer. „Und wenn man sich unsicher ist, kann man ja mal bei den Nachbarn nachfragen“, empfiehlt Krey. Mit denen könne man ins Gespräch kommen und erfahren, ob die Wohnung denn tatsächlich langfristig zu vermieten sei oder wer eigentlich Eigentümer, Vermieter oder Hausverwalter sei.
Skepsis sollte beibehalten werden
Auch wenn „99 Prozent der Angebote seriös“ seien, wie Kampmeyer und Depel sagen, könne ein gewisses gesundes Maß an Skepsis bei der Wohnungssuche nicht schaden. Verbraucherschützer empfehlen, wenn man sich unsicher ist, die Fotos in Wohnungsanzeigen in eine „Umkehr-Suche“ bei Google einzugeben, um zu sehen, wo diese noch veröffentlicht wurden – nämlich womöglich in einer echten Wohnungsanzeige oder in einem Möbelkatalog.
Auch könne man den Text der Anzeige in die Suchmaschine eingeben – oft finde man dann die abgekupferte Anzeige. Außerdem solle man sich das Impressum des Anbieters anschauen und auch schon mal probieren, ob es denn die Telefonnummer tatsächlich gebe und ob ein Internetauftritt existiert. „Wenn es dann irgendwo zwickt im Körper und das Bauchgefühl sagt, da ist was falsch, dann die Finger davon lassen“, so der Rat des Polizisten Krey.