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Gewerbegebiet MarsdorfSprechende Waschtrommeln und Kerzen für den Dom

Lesezeit 5 Minuten
Luftbild_Marsdorf

Das Gewerbegebiet Marsdorf auf einer Luftaufnahme

Köln-Marsdorf – In unserer Serie „Arbeitswelten“ stellen wir zehn Kölner Gewerbegebiete vor – heute: das Gewerbegebiet Marsdorf.

Das Gewerbegebiet

Größe: etwa 160 Hektar Entstanden: 1960er Jahre Zahl der Betriebe: rund 130 Vertretene Bran chen: Großflächiger Einzelhandel, IT-Unternehmen, Handwerk, Industrie, Labore und ArzneimittelherstellerVerkehrsanbindung: Autobahnen 1 und 4, Stadtbahn-Halt Köln-MarsdorfDas ist das Gebiet: Auf dem Gewerbegebiet Marsdorf nehmen nicht nur Lkws ihre Ladung auf. Das Gelände ist geprägt von zahlreichen Einzelhändlern. Von Möbelhäusern über Baumärkte und Elektronikhändler, Drogerie- und Supermärkte bis zum Fachhandel für Sportartikel locken viele Geschäfte die Kölner Konsumenten auf den nördlichen Teil des Geländes.Im Süden, jenseits der Stadtbahn-Gleise, dominiert Toyota. Hier blühen im Frühjahr die Kirschbäume entlang der Toyota-Allee. Knapp 900 der etwa 4000 Beschäftigten im Gebiet arbeiten für den japanischen Autoriesen.

Unternehmen im Porträt

Joh. Schlösser Kerzenfabrik

Joh. Schlösser Kerzenfabrik

Stephan Zimmermann von der Joh. Schlösser Kerzenfabrik

Rund zwei Millionen Opferlichter verglimmen Jahr für Jahr im Kölner Dom. Sie alle kommen aus der Kerzenfabrik von Stephan Zimmermann. Er betreibt das Wachszieher-Handwerk bereits in der achten Generation, die Ursprünge des Familienbetriebs Joh. Schlösser reichen gar bis das Jahr 1764 zurück. „Jeder Leuchter im Dom bekommt seine spezielle Kerze, abgestimmt auf den Standort, den Luftzug, den Dorn, auf dem die Kerze sitzt“, so Zimmermann. Altarkerzen mit aufwendigen Verzierungen und Wachsapplikationen gehören genauso zum Sortiment wie einfache Teelichter. Zu den Abnehmern zählen das Schlosshotel Bensberg und Bestattungen Pütz genauso wie die Babelsberger Filmstudios. „Wir produzieren für Kunden, die Wert auf Qualität legen. Bei uns brennt ein Teelicht, wenn gewünscht, eben 18 Stunden und nicht nur vier“, erläutert Zimmermann.

Viel wichtiger: Wenn ein Notfall eintritt, etwa ein Domherr oder ein Weihbischof plötzlich verstirbt, wird die normale Produktion gestoppt und das Lichtwerk für die Beisetzungsfeier gezogen. „Auf uns kann man sich verlassen“, sagt Stephan Zimmermann. Das wird auch in Zukunft so sein. Die neunte Generation steht bereits in den Startlöchern.

Toyota Deutschland

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Das Toyota-Museum im Gewerbegebiet Marsdorf

Als Toyota 1971 nach Deutschland kam, starteten die Japaner mit sieben Mitarbeitern in einem 70-Quadratmeter-Büro. Heute beansprucht die Firma 100 000 Quadratmeter im Gewerbegebiet Marsdorf. Die verzweigte Toyota-Allee durchzieht den gesamten südlichen Teil des Areals. In all den Jahrzehnten seit dem Start ist aber eines gleichgeblieben: das Bekenntnis zum Standort Köln. Beinahe 30 Jahre steht die Hauptverwaltung mit Zentral-Ersatzteillager sowie Service- und Schulungszentrum im Kölner Westen. Hier schraubt die etwa 300 Mitarbeiter große Toyota Motorsport-Abteilung an ihren Wagen für die 24-Stunden-Rennen am Nürburgring oder in Le Mans.

Hier können Besucher aber auch seit einem Jahr rund 70 Toyota-Oldtimer besichtigen. „Wir nennen es nicht Museum“, sagt Unternehmenssprecherin Sandra Tibor. Schließlich zahle niemand Eintritt, der den Ausstellungsraum in einer ehemalige Tennishalle betritt. Der größte Unterschied zum klassischen Museum aber: „Hier dürfen Sie alles anfassen, sich mal hinters Lenkrad setzen“, so Tibor. Die Sammlung in der Toyota-Allee 2 ist jeden ersten Samstag im Monat von zehn bis 14 Uhr geöffnet.

Wäscherei Colonia

Wäscherei Colonia

Stephan Palmer (links) und Andreas Agridopoulus

In der Wäscherei Colonia faltet der Roboter. Und zwar rund 800 Wäschestücke pro Stunde, mehrere Tonnen pro Tag. Die moderne Großwäscherei setzt voll auf Digitalisierung. „Bei uns sprechen die Maschinen miteinander“, erzählt Geschäftsführer Andreas Agridopoulos. Heißt: Wenn die Handtücher, Bettlaken oder Uniformen, die seine Mitarbeiter bei Hotels oder bei der Kölner Feuerwehr abholen, in den Transporter geladen werden, bekommt die Wäscherei eine Mitteilung. Die Produktion kann dann geplant und vorbereitet werden.

Sobald die Wäscheberge in Köln-Marsdorf ankommen, werden die einzelnen Stücke auf Schäden geprüft, laufen dann über Bänder in die Waschtrommel, wo Chemie, Wassermenge und Waschdauer auf die Zusammensetzung der Wäsche angepasst dosiert werden, und landen schließlich in der Presse. Auch getrocknet wird dank Infrarotsensorik keine Minute zu kurz oder zu lang. Da jedes Wäschestück einzeln codiert ist, weiß Agridopoulos genau, wie viele Waschgänge diese Jacke und jenes Kopfkissen bereits hinter sich hat – und wann es ersetzt werden muss. „Das alles geht natürlich nur, weil wir hier am Standort entsprechend vernetzt sind“, sagt er. 2018 kommt selbst eine Wäscherei nicht mehr ohne Highspeed-Internet aus.

Bestbion dx

Geschäftsführer Bestbion dx, David Stammel

David Stammel von Bestbion dx

Bernd Stammel war 61 Jahre alt, als ihn noch einmal der Ehrgeiz packte. Statt im Großkonzern weiter Laborgerät zu vertreiben und sich auf den Ruhestand vorzubereiten, gründete er seine eigene Firma: Bestbion dx. Sieben Jahre später ist sein Sohn David Geschäftsführer des Familienbetriebs und die Firma macht Millionenumsätze. „Uns geht es wirklich um den Patienten, nicht um die nächsten Quartalszahlen“, erzählt der Junior. Statt Diagnosetechnik in den Markt zu pressen, die die Krankenhäuser gar nicht gebrauchen können, scoutet Bestbion Produktinnovationen weltweit.

Das Spektrum reich vom einfachen Teststreifen bis zu komplexen Analysegeräten für Großlabore. „Wir sind zwar kleiner als unsere Mitbewerber, aber auch flexibler und schneller“, sagt David Stammel. Viele Waren lagern vor Ort und können binnen Stunden versandt werden. Die Kombination aus der Erfahrung sowie dem Netzwerk des Vaters und dem unternehmerische Start-up-Spirit der jungen Generation zahlt sich aus. Mittlerweile sind gut 20 Mitarbeiter bei Bestbion angestellt. Und dank neuem Glasfaser-Anschluss sind nun auch dem weiteren Wachstum keine Grenzen mehr gesetzt. „Die 5-Mbit-Leitung, mit der wir hier 2011 angefangen haben, war schon ein Nadelöhr“, gibt David Stammel rückblickend zu.

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