Medizin-Lieferdienste in KölnZwei Start-ups wollen das Gorillas der Apotheken werden
Köln – Schon vor Jahren begann der Siegeszug der Lieferdienste: Nach Essenslieferdiensten wie Lieferando und Supermarktlieferanten wie Rewe Digital sorgten auch Schnelllieferdienste wie Gorillas oder Flink für Aufmerksamkeit. Dass noch mehr geliefert werden kann, beweisen nun First A und Mayd: seit kurzem liefern beide Apothekenprodukte an Kölnerinnen und Kölner aus.
Die Funktionsweise unterscheidet sich von der bekannter Lieferdienste kaum: Per App stellen Nutzerinnen und Nutzer ihren Kauf zusammen und zahlen ihn per Kreditkarte, Apple Pay oder Paypal. Eine Partnerapotheke erhält den Auftrag und packt die Ware, während sich ein Mayd- oder First-A-Fahrer auf dem Weg dorthin befindet, um die Bestellung zum Kunden zu bringen.
Lieferung im Innenstadtbereich
Rund 30 Minuten soll die Lieferzeit betragen; etwas mehr, wenn sich der Kunde nicht im unmittelbaren Einzugsgebiet befindet. Mayd-Mitgründer Hanno Heintzenberg erklärt im Gespräch, dass sich jenes in Köln von Nippes über Ehrenfeld, Braunsfeld, Lindenthal bis nach Zollstock erstreckt und rechtsrheinisch Mülheim, Deutz, Höhenberg und Poll umfasst. First A beliefere den Innenstadtbereich, so Mitgründerin Antonie Nissen. In beiden Apps können Nutzer aber auch selbst überprüfen, ob sie beliefert werden.
Im Gegensatz zu Flink und Gorillas unterhalten die Apothekenlieferdienste keine eigenen Lager. „Das ist strikt untersagt“, erklärt Nissen von First A. „Wir sehen uns eher als Partner der Apotheken und wollen sie nicht ersetzen.“ Bei Mayd sind es zurzeit drei Apotheken. „Es werden allerdings konstant mehr. In Berlin sind wir etwa mit einer Apotheke gestartet, nun sind es bereits 15“, sagt Heintzenberg.
Je mehr Partnerapotheken, desto mehr Kapazitätsentlastung, schnellere Lieferung und bessere Beratung, was gerade bei speziellen Medikamenten mit potenziellen Wechselwirkungen von Belang ist. Aus dem Grund bewerben beide Lieferdienste aktiv die telefonische Beratung durch die Partnerapotheken. Fällt eine Bestellung auf, zum Beispiel durch Wechselwirkungen, so werden die Apotheken selbst aktiv und kontaktieren den Kunden.
Wie attraktiv der Markt für Apothekenlieferdienste ist, zeigt sich nicht nur an der wachsenden Konkurrenz, sondern auch an den aufgerufenen Kampfpreisen. First A verzichtet auf einen Mindestbestellwert und erhob zunächst 2,50 Euro pro Lieferung. „Wir testen aber gerade unterschiedliche Gebühren aus, zurzeit sind wir bei 1,80 Euro“, sagt Nissen von First A. Mayd verzichtet gleich auf beides. So starteten einst auch Lieferdienste aus anderen Bereichen. Zurzeit biete man eine hochwertige Dienstleistung ohne Mehrkosten für die Kunden an, sagt Heintzenberg. „Ob das so bleiben kann, ist offen.“
Noch keine verschreibungspflichtigen Medikamente
Mit 3000 Produkten im First-A-Sortiment und 2000 in jenem von Mayd ist die Produktauswahl noch vergleichsweise klein. Letzterer will besonders im Beauty-Bereich und bei Produkten für junge Familien aufstocken. Den größten Sortimentszuwachs dürften aber verschreibungspflichtige Medikamente ausmachen – die dürfen die beiden Apothekenlieferdienste zurzeit nämlich noch nicht anbieten. Eigentlich sollte sich das mit der Einführung des sogenannten E-Rezepts zum Jahreswechsel ändern – doch die wurde zugunsten weiterer Tests auf unbestimmte Zeit verschoben. Die Branche erwartet sie aber noch für dieses Jahr.
Bis dahin haben die Lieferdienste jedoch ohnehin eine gut gefüllte Agenda: Innerhalb kürzester Zeit wollen sie sich in den wichtigsten deutschen Städten platzieren und ganz nebenbei noch ins europäische Ausland expandieren. Punkten will Nissen, die First A mit ihrem Bruder Leif Löhde gegründet hat, mit dem Hintergrund: „Wir haben viel Erfahrung aus dem Bereich Healthcare, wir haben Apotheker und Ärzte im Team“, sagt sie. Zudem haben die Gorillas-Gründer in First A investiert.
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Auch Mayd hat starke Investoren hinter sich, seit der Gründung im April 2021 konnte das Start-up 43 Millionen Euro einsammeln. Heintzenberg führt das auf die Begeisterung der Investoren für Sofort-Lieferdienste und das noch offene Feld für Medikamentenlieferungen zurück.
Die Fehler, die Lieferando und Gorillas in ihren Anfangstagen in Sachen Arbeitsbedingungen für Fahrer begingen, wollen beide Apothekenlieferanten vermeiden. 12 Euro pro Stunde samt Aufschläge für Randzeiten und Sonntage erhalten Mayd-Fahrer, bei First A sind es 12,50 Euro. Das ist mehr als der aktuelle gesetzliche Mindestlohn von 9,82 Euro, allerdings dürfte dieser noch diesen Oktober auf 12 Euro steigen. Fahrräder, Arbeitskleidung und Smartphones gehörten bei Mayd und First A zur Grundausstattung. Dennoch: befristet angestellt sind die Fahrer bei beiden.