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Größter Schaden in der GeschichteFlutkatastrophe kostet Gothaer 500 Millionen Euro

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Oliver Schoeller Gothaer Vorstand

Oliver Schoeller

Köln – Sturmtief Bernd und die Folgen der verheerenden Flutkatastrophe haben den Kölner Versicherer Gothaer wie die gesamte Branche im vergangenen Jahr schwer getroffen. Auf insgesamt 503 Millionen Euro beliefen sich die Schäden in Nordrhein-Westfalen und Rheinland-Pfalz für das Unternehmen. Damit ist es das größte Naturereignis in der mehr als 200-jährigen Unternehmensgeschichte.

„Trotzdem hat sich die Gothaer im vergangenen Jahr gut geschlagen“, sagte Vorstandschef Oliver Schoeller bei der Vorlage der Bilanz im Rahmen einer virtuellen Pressekonferenz. Auch, weil rund 96 Prozent des Großschadens durch Rückversicherer gedeckt sind. Insgesamt zahlte die Gothaer im vergangenen Jahr 616 Millionen Euro für Schäden aus Naturkatastrophen wie etwa lokalen Starkregenereignissen.

Starkes Firmenkundengeschäft

Bei den Beitragseinnahmen konnte der Kölner Konzern drei Prozent zulegen auf insgesamt 4,69 Milliarden Euro. Der Gewinn stieg um 13,4 Prozent von 72 auf 82 Millionen Euro. In der Sachversicherung legten die Beiträge um 4,2 Prozent auf etwa über zwei Milliarden Euro zu. „Stärkster Wachstumstreiber bei den Beitragseinnahmen ist weiterhin das Geschäft mit Unternehmerkunden, das um 5,6 Prozent auf rund eine Milliarde Euro stieg“, sagte Thomas Bischof, Vorstandsvorsitzender der Gothaer Allgemeine.

Im Geschäft mit Lebensversicherungen stiegen die Beiträge 2021 nur leicht um 0,2 Prozent auf 1,3 Milliarden Euro. Stark lief allerdings das Neugeschäft mit einem Zuwachs von 33,1 Prozent. Leben-Vorstandschef Michael Kurtenbach begründete dies damit, dass nach der Jahresfrist der Garantiezins weiter von 0,9 auf 0,25 Prozent abgesenkt wurde. Darüber hinaus habe auch das Ende der 100-prozentigen Beitragsgarantie, die sich viele Kunden aber noch sichern wollten, zu dem „Schlussverkauf“ geführt.

Die Beiträge in der Krankenversicherung stiegen um 2,2 Prozent auf 909 Millionen Euro. Wachstum gab es dabei vor allem bei Zusatzversicherungen und der betrieblichen Krankenversicherung (bKV), sagte Vorstandschefin Sylvia Eichelberg. „Durch die Corona-Pandemie ist das Gesundheitsbewusstsein der Menschen stark gestiegen. Wir spüren eine vermehrte Nachfrage nach ganzheitlichen Angeboten.“

Kaum Folgen aus Krieg in der Ukraine

Mit Blick auf den Krieg in der Ukraine erwartet Konzernchef Oliver Schoeller keine großen Schäden für das Unternehmen. Man sei in Russland nicht nennenswert engagiert, die versicherten Risiken lägen deutlich unter einer Million Euro Prämieneinnahmen. Hinzu komme der Kriegsausschluss in den Policen.

Mit Blick auf die Gefahr von Cyberattacken sagte Vorstand Thomas Bischof, dass man die Sorgen der rund 2000 Unternehmen, die eine entsprechende Police abgeschlossen hätten, wahrnähme, es aber bislang keine Schadenserie in dem Bereich gebe.

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Deutlich wachsen will die Gothaer künftig im Bereich erneuerbarer Energien. Hier wolle man Marktführer in Europa werden. Der Kölner Versicherer gilt als Pionier auf dem Gebiet und ist bereits 1990 in den Markt eingestiegen. Derzeit sei man bereits Marktführer bei der Versicherung von Onshore-Windanlagen in Deutschland, Frankreich, Belgien und Österreich.

Künftig soll das Geschäft mit Onshore-Windenergie, Biogas- und Solaranlagen sowie Batteriespeicher ausgebaut werden. „Wir haben vor, die Prämieneinnahmen in dem Bereich bis zum Jahr 2025 um 20 Prozent zu steigern“, sagte Vorstand Thomas Bischof. Derzeit liegen sie bei etwa 85 Millionen Euro. Europaweit versichert die Gothaer 21.000 Windanlagen und 20.000 Fotovoltaik-Anlagen, in Deutschland sind es rund 8000.