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Handelskrieg mit ChinaMehrheit der deutschen Industriefirmen für Strafen

Lesezeit 3 Minuten
ARCHIV - 01.04.2024, China, Wuhan: Roboter arbeiten in einer Schweißwerkstatt von Voyah, einer chinesischen Elektroautomarke, in Wuhan in der zentralchinesischen Provinz Hubei.  (zu dpa: «EU-Kommission droht hohe Strafzölle auf E-Autos aus China an») Foto: Xiao Yijiu/XinHua/dpa +++ dpa-Bildfunk +++

Roboter arbeiten in einer Schweißwerkstatt von Voyah, einer chinesischen Elektroautomarke, in Wuhan in der zentralchinesischen Provinz Hubei.

Laut einer Studie des Kölner IW zwingt der Konkurrenzdruck aus China deutsche Industriefirmen zu Entlassungen. Peking droht derweil mit Klage gegen die EU.

Der Handelskonflikt zwischen China und der EU spitzt sich immer weiter zu. Im Kampf um Absatzmärkte für E-Autos droht die EU-Kommission mit hohen vorläufigen Strafzöllen auf Stromer aus China. Ob die Zölle von bis zu 38,1 Prozent tatsächlich gezahlt müssen, hängt laut EU zufolge davon ab, ob mit China eine andere Lösung gefunden werden kann.

Klage vor der Welthandelsorganisation möglich

China reagierte am Donnerstag umgehend und drohte mit einer Klage vor der Welthandelsorganisation (WTO). „China behält sich das Recht vor, bei der Welthandelsorganisation Klage einzureichen und wird alle notwendigen Maßnahmen ergreifen, um die legitimen Rechte und Interessen chinesischer Unternehmen entschieden zu verteidigen“, sagte He Yadong, ein Sprecher des chinesischen Handelsministeriums.

Die EU-Kommission untersucht seit vergangenem Herbst, ob E-Autos in China von wettbewerbsverzerrenden Subventionen profitieren. Kommissionsangaben zufolge sind chinesische Elektroautos normalerweise rund 20 Prozent günstiger als in der EU hergestellte Modelle.

Deutsche Autoindustrie kritisiert Zoll-Pläne

Der Verband der Automobilindustrie (VDA) kritisiert die Drohung der EU-Kommission. Verbandspräsidentin Hildegard Müller sieht die Abgaben als Hindernis für die globale Zusammenarbeit. So wachse das Risiko von globalen Handelskonflikten, betonte sie.

Die Mehrheit der Industrieunternehmen in Deutschland allerdings befürwortet Strafzölle. Mehr als 80 Prozent der Firmen halten entsprechende Handelsschutzmaßnahmen für mindestens teilweise gerechtfertigt, sollte China tatsächlich auf unlautere Weise subventionieren. Das geht aus einer Studie des arbeitgebernahen Instituts der Deutschen Wirtschaft (IW) mit Sitz in Köln hervor.

Die Erhebung stützt sich auf eine repräsentative Umfrage unter knapp 900 Industrieunternehmen und industrienahen Dienstleistern. Besonders stark betroffen vom Wettbewerb mit China ist dem IW zufolge das Produzierende Gewerbe.

Probleme bereitet den Unternehmen vor allem der Preisdruck: Jedes zweite Unternehmen gab an, dass chinesische Konkurrenten die eigenen Preise um mehr als 20 Prozent unterbieten. Etwa 60 Prozent gehen davon aus, dass die chinesische Regierung den Wettbewerb durch unfaire Subventionen verzerrt.

Firmen reagieren mit Entlassungen

Der Umfrage zufolge reagiert ein gutes Drittel (35 Prozent) der Firmen mit Konkurrenz aus China mit Produktionskürzungen, knapp 30 Prozent sehen als Folge Entlassungen und Auslandsverlagerungen.

Bei den Firmen, die den chinesischen Konkurrenzdruck als große Herausforderung sehen, reagiert fast jede zweite mit Produktionskürzungen und Auslandsverlagerungen. Von ihnen sehen sich auch rund sieben von zehn Unternehmen zu Entlassungen gezwungen. Gut 85 Prozent der Unternehmen sprechen sich ganz oder teilweise dafür aus, den Transfer von Technologien zu verbieten, die China für sein Militär nutzen könnte.

„China spielt beim Handel schon seit Jahren kein faires Spiel“, sagte IW-China-Experte Jürgen Matthes. Es gehe darum, gleiche Wettbewerbsbedingungen zu schaffen. „Die EU darf die chinesische Subventionspolitik nicht tatenlos hinnehmen, sonst gefährdet sie das Überleben vieler eigentlich profitabler Firmen hierzulande.“ Besonders stark betroffen vom Wettbewerb mit China ist dem IW zufolge das Produzierende Gewerbe. (mit dpa)