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Streit um HomeofficeTech-Gigant SAP plant neue Regeln – Deutsche Bank und Trigema wollen nachziehen

Lesezeit 3 Minuten
Ein Logo des Softwarekonzerns an der Unternehmenszentrale von SAP.

Von 2025 an sollen die SAP-Mitarbeiter für ihre Leistung sowie für ihre Teamfähigkeit bewertet werden.

SAP will, dass Mitarbeiter weniger im Homeoffice arbeiten. Und fordert von ihnen mehr Leistung im Austausch für eine bessere Bezahlung.

Bislang stand es den Mitarbeitern von SAP offen, ob sie im Büro oder aus dem Homeoffice arbeiten, damit soll nun Schluss sein. Drei Tage die Woche sollen die SAP-Beschäftigten von nun an im Büro verbringen, so lautet der Vorschlag von Vorstandschef Christian Klein. Bisher konnten die Beschäftigten von SAP sogar ganz von zu Hause aus arbeiten, berichtet die „Bild“-Zeitung.

Streit um Homeoffice bei SAP bis vors Arbeitsgericht

Dem Arbeitsklima bei der Firma mit Sitz im badischen Walldorf dürften die Vorschläge schaden. So berichtet die „Bild“ von monatelangem Streit mit dem Betriebsrat, der sogar bis vors Arbeitsgericht getragen wurde. Doch nicht nur beim Thema Arbeitsplatz soll Vorstandschef Klein vorhaben, Neuerungen einzuführen. Der Chef des mit 220 Milliarden Euro wertvollsten deutschen Konzerns will Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter stärker nach Leistung bezahlen – und sie offener kritisieren können. „Es geht mir um Offenheit, jedem Mitarbeiter zu sagen, wie er besser werden kann“, sagte Klein der „Süddeutschen Zeitung“.

Klein findet: „Gegenseitiges Schulterklopfen bringt niemanden weiter.“ Von 2025 an sollen die SAP-Mitarbeiterinnen und SAP-Mitarbeiter für ihre Leistung sowie für ihre Teamfähigkeit bewertet werden. Das Gehalt der Mitarbeiter würde daran angepasst werden, so Klein.

Auch Streit um Homeoffice bei der Deutschen Bank

SAP ist nicht das einzige Unternehmen, das seine Angestellten nach der Corona-Pandemie wieder ins Büro zurückholen will. So wollen etwa Großfirmen wie die Deutsche Bank oder das Textilunternehmen Trigema ihre Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter mit Regeln aus dem Homeoffice zurück ins Büro holen. So berichtet der „Spiegel“, dass Führungskräfte der Deutschen Bank seit Juni an vier Tagen und Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter an drei Tagen die Woche verpflichtend im Büro Präsenz zeigen müssen.

Die neue Regel trifft bei Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern der Deutschen Bank auf Widerstand. Es seien bereits 1300 Beschwerden im Intranet eingegangen, berichtet der „Spiegel“. Von der Regel seien bei der Deutschen Bank bis zu 10.000 Mitarbeiter betroffen. Bei der Rückkehr vieler Angestellter knirscht es, denn die Deutsche Bank hat die Zeit mit hoher Homeofficequote offenbar dafür genutzt, um Büroflächen zu verkleinern. Mitarbeiter beschweren sich dem Bericht zufolge darüber, dass es schwer sei, einen Platz zum Arbeiten zu finden.

Carsten Maschmeyer verteidigt Möglichkeit für Homeoffice

Auch Trigema-Chef Wolfgang Grupp ist von flexiblen Arbeitsweisen nur wenig überzeugt. Vor seinem Eintritt in den Ruhestand sagte der scheidende Firmenchef der Zeitung „Tagesspiegel“, dass Homeoffice für seine Mitarbeiter keine Option sei. „Wenn ich zu allem Ja sage, egal, ob zur Viertagewoche oder zur Work-Life-Balance, darf ich mich nicht wundern, wenn immer mehr gefordert wird.“

Zu einer anderen Bewertung kommt der aus der Vox-Fernsehsendung „Höhle der Löwen“ bekannte Unternehmer Carsten Maschmeyer. Auf die Aussagen vom Ex-Trigema-Chef Grupp kontert Maschmeyer in der „Bild“: „Wenn du jemandem nicht zutraust, zu Hause zu arbeiten, hättest du ihn gar nicht erst einstellen sollen.“ Für Maschmeyer ist Vertrauen in seine Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter entscheidend. „Es zählt nicht die Zeit, die man am Schreibtisch sitzt, sondern das Ergebnis zum Schluss. Kontrolle demotiviert. Kontrolle führt zur Unproduktivität.“ (rnd)