Der Ausgang der US-Wahl und das Ende der Ampelkoalition – zu der ohnehin schwierigen Lage der Wirtschaft im Rheinland kommt nun noch zusätzliche Unsicherheit.
IHK-UmfrageUnternehmen im Rheinland beklagen schlechte Lage
Die Unternehmen im Rheinland sehen sich mehrheitlich in einr schwierigen Lage. Das zeigen die Ergebnisse des jüngsten IHK-Konjunkturbarometers Rheinland für den Herbst 2024. Erstmals seit Anfang 2021 melden mehr Unternehmen eine schlechte als eine gute Geschäftslage. Zwar sind die Erwartungen nicht mehr so pessimistisch wie zu Jahresbeginn. Doch das negative Gesamtbild deutet darauf hin, dass die Talsohle insgesamt noch nicht erreicht ist. Und auch für die kommenden Monate sind keine Wachstumsimpulse zu erwarten.
Rahmenbedingungen sind ein Risiko für die Konjunktur
Bei der Vorstellung der Umfrageergebnisse sagte Jürgen Steinmetz, Hauptgeschäftsführer der Industrie- und Handelskammer (IHK) Mittlerer Niederrhein, zum vorzeitigen Aus der Ampelkoalition: „Die große Unzufriedenheit der Unternehmen mit der Wirtschaftspolitik zeigt, dass wir in diesem Politikfeld dringend einen Neuanfang benötigen.“ 56,4 Prozent der Unternehmen im Rheinland sehen laut der Kammerumfrage in den wirtschaftspolitischen Rahmenbedingungen ein erhebliches Konjunkturrisiko. „Damit ist die Politik ein so großes Wachstumshemmnis wie seit elf Jahren nicht mehr“, sagte Steinmetz. „Die Mehrzahl der Unternehmerinnen und Unternehmer stellen der Regierung Scholz ein schlechtes Zeugnis aus.“
So klagen die Betriebe über die marode Infrastruktur, die hohen Energiekosten und die überbordende Bürokratie. Steinmetz: „Die Bürokratieabbaugesetze, die für Entlastung der Betriebe sorgen sollen, werden häufig sogleich durch neue EU-Vorgaben wie die Nachhaltigkeitsberichterstattung konterkariert. Das untergräbt das Vertrauen in die Politik.“
Die Ankündigung von Bundeskanzler Olaf Scholz, die Vertrauensfrage zu stellen und damit den Weg für vorgezogene Neuwahlen freizumachen, begrüßt der Kammerchef: „Wir brauchen jetzt schnell Handlungsfähigkeit in wirtschaftspolitischen Fragestellungen, damit wir endlich das Problem der sich verschlechternden internationalen Wettbewerbsfähigkeit unserer Wirtschaft angehen können“, so Steinmetz. Das Land könne sich keinen Stillstand leisten.
Viele Firmen erwarten Verschlechterung
Zudem ist mit dem Ausgang der US-Wahl derzeit ebenfalls eine wirtschaftspolitische Unsicherheit verbunden, die wohl auf eine abschottende Handelspolitik hinausläuft.
Laut der IHK-Erhebung berichten lediglich 22,5 Prozent der Unternehmen von einer guten Lage, während 29,5 Prozent die Situation als schlecht einstufen. Der Geschäftslageindikator liegt somit bei -7,0 Punkten und damit deutlich unter dem Wert von +1,1 Punkten zu Jahresbeginn. Auch für das kommende Jahr erwarten die Unternehmen keine Erholung: Nur 17,2 Prozent rechnen mit einer Verbesserung, während 27,3 Prozent eine weitere Verschlechterung erwarten.
Probleme seien hausgemacht
Ein Großteil der Probleme sei hausgemacht, sagt Gregor Berghausen, Hauptgeschäftsführer der IHK Düsseldorf. „Die kritische Lage derzeit ist auch darauf zurückzuführen, dass Teile der Wirtschaft international an Wettbewerbsfähigkeit verloren haben, was immer mehr die Exportfähigkeit deutscher Produkte und Dienste reduziert“. „In vergangenen Krisen sei der Export meist der erste Impulsgeber gewesen, der die Konjunktur wieder in Gang gebracht habe. Das scheint diesmal laut IHK Rheinland vorerst auszubleiben: Die Weltwirtschaft wächst nur mäßig, deutsche Produkte sind vergleichsweise teuer und andere Industrieländer haben technologisch aufgeholt.
Nur 19 Prozent der Unternehmen erwarten steigende Exportgeschäfte, während 27 Prozent mit einem weiteren Rückgang rechnen. Zwei Jahre in Folge negative Exporterwartungen – das gab es im Konjunkturbarometer Rheinland bisher noch nicht. Entsprechend sehen 37,7 Prozent der Industriebetriebe die Entwicklung der Auslandsnachfrage als wesentliches Geschäftsrisiko an.