IHK zieht nach Köln-Mülheim„Jede Verschiebung bedeutet höhere Kosten“
- Nach langem Zerren hat sich die Industrie- und Handelskammer zu Köln geeinigt: 2022 zieht sie nach Köln-Mülheim.
- Kritik gab es dabei an der Eile mit der die alte Vollversammlung nun noch abgestimmt hat, obwohl die neue schon im Januar zusammentritt.
- Wir haben mit IHK-Präsident Werner Görg darüber, über das neue Gebäude in Mülheim und die Zukunft des Areals am Dom gesprochen.
Die Vollversammlung hat mit 46 von 69 Stimmen für den Kauf des Lofthauses gestimmt. Im Vorfeld hatte es immer wieder Streit um den Wegzug der Kammer aus der Innenstadt gegeben. Hatten Sie mit dem Ergebnis gerechnet?
Werner Görg: Die Situation ist leider relativ eindeutig. Eine Sanierung unseres alten Gebäudes würde eine Summe kosten, die die Vollversammlung nicht bereit ist auszugeben, denn sie hat einen Kostendeckel von 40 Millionen Euro festgelegt. Gleichzeitig haben wir mit Blick auf den Zustand des Gebäudes hohen Handlungsbedarf. Wir haben eine Immobilie gesucht, die unseren Ansprüchen genügt und für die Marke IHK sinnstiftend ist. Vor diesem Hintergrund bin ich mit dem Ergebnis zufrieden, verlasse unser altes Gebäude allerdings mit Wehmut.
Kritik gab es an der Eile mit der die alte Vollversammlung nun noch abstimmt, obwohl die neue schon im Januar zusammentritt ...
Man muss sich die Entwicklung ansehen. Für die Jahre 2017/2018 hätten sich die Baukosten um rund fünf Prozent verteuert. Für 2019 würde es wohl noch mehr sein. Jede Verschiebung bedeutet höhere Kosten. Vor dem Hintergrund hielten es alle für geboten, abzustimmen. Manchmal muss man unternehmerisch auch schon mal zugreifen und das haben wir.
Was spricht für Mülheim?
Das Gebäude ist im Rahmen unserer finanziellen Möglichkeiten und es ist auf dem neuesten Stand. Außerdem ist es an einem Standort, der die industrielle Keimzelle der Stadt ist. Alle wesentlichen Services können wir dort bieten, wie etwa Prüfungen oder Sitzungen der Vollversammlung. Für große Veranstaltungen wie den Neujahrsempfang müssen wir externe Räume anmieten, aber das müssen andere Kammern auch.
Wie ist der Fahrplan für den Verkauf des Gebäudes „Unter Sachsenhausen“?
Sobald wir das Lofthaus gekauft haben, werden wir in einem transparenten Ausschreibungsverfahren diese Immo zum Kauf anbieten. Der Bieterwettbewerb wird sicherlich international sein, weil der Standort sehr attraktiv ist, etwa für jemanden, der hier ein Event-Hotel erreichten möchte. Ich bekomme jetzt schon sehr viele Anrufe, das Interesse ist groß. Der entscheidende Faktor wird dann der Preis sein.
Sie hatten vor einiger Zeit ein Sparprogramm für die Kammer angekündigt. Wie und wo wollen Sie kürzen?
Die Vollversammlung hat sich ein Sparziel von 500 000 Euro für das Jahr 2020 vorgenommen. Gekürzt werden soll bei Sachkosten, zum Beispiel beim Porto durch Veranstaltungseinladungen per Mail. Das werden wir auch in Zukunft fortsetzen, weil wir auf konjunkturbedingte Schwankungen der Beiträge reagieren wollen.
Im Rückblick auf Ihre Amtszeit, was waren die wichtigsten Punkte?
Leider entsteht derzeit der Eindruck, dass es nur um den Umzug gegangen sei. Das ist aber eigentlich ein rein interner Vorgang. Viel wichtiger aber war, dass der Hauptgeschäftsführer, das Präsidium und ich uns in einer fast unendlichen Anzahl von Gesprächen für die Belange der Industrie und des Handels eingesetzt haben. Und das hat an der ein oder anderen Stelle Wirkung gezeigt. Vieles ist dabei nicht öffentlich gemacht worden, denn die Akzeptanz des Präsidenten hängt vor allem von der Vertraulichkeit ab. Aber es ist klar, dass wir uns auch weiter damit beschäftigen müssen, dass der unfaire Steuerwettbewerb der Kommunen auf Dauer von einer Metropole nicht zu bewältigen ist.
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Jetzt zu fordern, dass Köln auch die Gewerbesteuer senken muss, ist billig und einfach. Ein weiterer Themenschwerpunkt ist der Umgang mit dem Rheinischen Revier. Da gilt es, Vorschläge zu erarbeiten, wie man finanziell substanzielle Investitionen in die Region bekommt. Und beim Stichwort Daseinsvorsorge ist es weiterhin fraglich, ob die Finanzierung eines Großmarktes durch die Stadt erfolgen muss oder ob es eine private Finanzierung braucht. Mich freut zudem, dass wir es in enger Zusammenarbeit mit den Unternehmen, der Stadt und der Bezirksregierung geschafft haben, dass das Dieselfahrverbot deutlich geringere Auswirkungen auf die Stadt hat als zu befürchten war.