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IHKs schlagen AlarmEnergieversorgung der Unternehmen gefährdet

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Windräder vor dem Braunkohlekraftwerk Niederaußem bei Bergheim.

Köln – Die IHKs der Region schlagen Alarm. Sie sehen die Energieversorgung der Unternehmen nicht ausreichend gesichert und warnen eindringlich vor Versorgungslücken. Nach dem russischen Einmarsch in die Ukraine seien die Pläne für einen vorgezogenen Kohleausstieg 2030 unrealistisch. Stattdessen müssten Kapazitäten der Kohlekraftwerke im Rheinischen Revier länger als Sicherheitsreserve vorgehalten werden, um auf etwaige Engpässe bei Gaslieferungen reagieren zu können. Das ist eines der zentralen Ergebnisse der Studie „Energiesicherheit im Kern- und Wirkungsraum des Rheinischen Reviers“, die von den Industrie- und Handelskammern Aachen, Köln und Mittlerer Niederrhein in Auftrag gegeben worden ist.

Mehr Tempo bei Energiewende

Aufgrund der russischen Einmarsches in der Ukraine habe sich die Situation deutlich verschärft. Es stehe völlig in Frage, ob Gas nun noch eine Brückentechnologie beim Ausstieg aus der Kohle sein könne, sagt Kölns IHK-Hauptgeschäftsführer Uwe Vetterlein. „Deshalb ist der aktuelle starre Ausstiegspfad aus der Kohleverstromung nicht haltbar, ohne die Versorgungssicherheit und damit die Zukunft unseres Wirtschaftsstandorts zu gefährden", so Vetterlein. Die Politik müsse nun ein glaubhaftes Zeichen für die Versorgungssicherheit setzen. „Dazu gehört ein Moratorium zum Kohleausstieg. Die bisherigen Pläne setzen einseitig auf russisches Gas und sind durch den Krieg nicht mehr haltbar“, sagt der Kammerchef.

Es brauche deutlich mehr Tempo bei der Energiewende, fordert Michael F. Bayer, Hauptgeschäftsführer der IHK Aachen. Dazu müssten unter anderem Planungs- und Genehmigungsprozesse vereinfacht und verkürzt werden. Im Rheinischen Revier müssten zudem schnellstmöglich Flächen für Erneuerbare Energien festgelegt werden. Hier bräuchten die Kommunen Unterstützung vom Land.

Klagen über Netzschwankungen

Unternehmen, die im Rahmen der Studie befragt wurden, klagen schon jetzt über Netzschwankungen und eine Verschlechterung der Versorgungsqualität. In der Studie wird erläutert, dass die sogenannte „gesicherte Leistung“ bei Photovoltaik-Anlagen 0 und bei Windkraft weniger als zehn Prozent beträgt, während sie bei Kohle- und Gaskraftwerken bei 90 Prozent liegt. Unter gesicherter Leistung versteht man die jederzeit, insbesondere unabhängig von Witterungseinflüssen, verfügbare Erzeugungsleistung von Energie. In Zeiträumen, in denen die Sonne nicht scheint und gleichzeitig weitgehend Windstille herrscht, sorgt die fehlende gesicherte Leistung für Probleme im Netz. So werde es immer schwieriger, die notwendige Spannung und Frequenz im Netz aufrecht zu erhalten

Jürgen Steinmetz, Hauptgeschäftsführer der IHK Mittlerer Niederrhein, warnte davor, dass selbst geringe Netzschwankungen zu erheblichen Produktionsausfällen und Anlagenschäden führen könnten. Bei der Transformation im Rheinischen Revier müssten deshalb nicht nur die erneuerbaren Energien massiv ausgebaut, sondern gleichzeitig müsse auch die Netzkapazität gesteigert werden.

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Eine Boykott von russischem Gas sei für die Unternehmen nicht verkraftbar, weil sie ihre Produktionsprozesse nicht kurzfristig umstellen könnten. Viele müssten dann die Produktion einstellen. „Schon allein deshalb sollte Gas nur dann zur Stromerzeugung eingesetzt werden, wenn es ausreichend zur Verfügung steht“, sagte Aachens IHK-Chef Bayer.