Es gibt zahlreiche Förderprogramme, die den Erwerb von Wohneigentum unterstützen sollen. Doch bei manchen könnte man sogar draufzahlen.
Experte ordnet einWelche Förderprogramme für Immobilien es gibt – und wieso sich nicht alle lohnen
Wer eine Immobilie kaufen möchte, ist derzeit mit allerlei Unsicherheiten konfrontiert. Die Immobilienzinsen haben sich so stark erhöht, dass Wohneigentum für viele nicht mehr bezahlbar ist. Und diejenigen, bei denen die Finanzierbarkeit auf der Kippe steht, haben es häufig schwer, sich im deutschen Förder-Dschungel zurechtzufinden. Haben sie Anspruch auf eine Förderung? Welche Anlaufstellen gibt es? Wann ergibt die Förderung Sinn? Denn Fakt ist: Längst nicht für jeden rechnen sich alle bestehenden Förderprogramme. Es lohnt sich, genauer hinzuschauen. Fragen und Antworten.
Was sind die wichtigsten Anlaufstellen bei der Suche nach Förderung?
Am bekanntesten – und zuletzt auch meist diskutiertesten – sind sicherlich die Programme der Förderbank des Bundes, der Kreditanstalt für Wiederaufbau (KfW). Auch das Bundesamt für Wirtschaft und Ausfuhrkontrolle (Bafa) spielt hier eine Rolle, hier können sich Interessierte Zuschüsse für Sanierungsmaßnahmen sichern: zum Beispiel, wenn sie die Energieeffizienz eines Gebäudes erhöhen. Für Menschen in Nordrhein-Westfalen ist außerdem die NRW Bank, die Förderbank des Landes, eine wichtige Anlaufstelle.
An welche Voraussetzungen sind die Programme von KfW, NRW Bank und Bafa geknüpft?
Das unterscheidet sich von Programm zu Programm stark. „Für manche Programme gibt es kaum Bedingungen – um sie in Anspruch zu nehmen, muss man lediglich Wohnraum kaufen“, sagt Martin Reuter. Der Diplomkaufmann berät bei der Verbraucherzentrale Köln zum Thema Finanzierung. „Es gibt aber auch solche, die an Einkommen, Kinder oder energetische Anforderungen geknüpft sind. Die sind in der Praxis deutlich interessanter, weil ihre Konditionen sehr viel attraktiver sind.“
Reuter nennt ein Beispiel: So gibt es bei der KfW das sogenannte „Wohneigentumsprogramm“. Es richtet sich an alle, die Wohnraum kaufen oder bauen möchten, um selbst darin zu wohnen. Damit ist es voraussetzungsarm – aber wenig attraktiv. Denn die zu zahlenden Zinsen sind vergleichsweise hoch. „Häufig gibt es günstigere nicht geförderte Finanzierungen am Markt, natürlich auch mit längeren Zinsbindungen“, so Reuter. „Deshalb macht dieses Programm in der Praxis selten Sinn.“
Einen deutlich attraktiveren Zinssatz bietet dagegen das Programm „Wohneigentum für Familien“: Hier wirbt die KfW mit einem „Förderkredit ab 0,01 Prozent effektivem Jahreszins für einen klimafreundlichen Neubau“. „Dieses Programm ist sehr viel attraktiver, da viel günstiger als der Markt, aber an viele Kriterien hinsichtlich Einkommen, Kinder und energetische Aspekte geknüpft“, sagt Reuter. Der Haken: „Natürlich macht das Programm nur dann Sinn, wenn die restliche Finanzierung auch geschultert werden kann und das ist derzeit bei Vielen nicht möglich.“ Ähnlich verhält es sich bei Programmen der NRW-Bank.
Bei den Zuschüssen des Bafa ist die Abwägung dagegen eine rein finanzielle: Wie viel Sanierung kann ich mir selbst leisten – und wie sehr helfen mir die Zuschüsse dabei?
Welche Möglichkeiten gibt es noch?
Neben diesen drei bekannten Fördermöglichkeiten gibt es weitere Optionen, die Interessierte prüfen sollten. So fördern auch einige Kommunen sowie die evangelische und katholische Kirche Wohneigentum. Die Kirchen setzen dabei beispielsweise auf Erbpacht. Aufschluss darüber, wer und wie genau gefördert wird, gibt zum Beispiel die Internetseite „Aktion Pro Eigenheim“.
Deutlich kritischer sieht der Finanzierungsberater Reuter die ebenfalls denkbare Wohn-Riester-Förderung. „Sie ergibt nur unter sehr speziellen Voraussetzungen Sinn und ist stark erklärungsbedürftig. Trotzdem wird sie von vielen Banken beim Abschluss einer Finanzierung dazu verkauft.“
Dafür hat Reuter noch einen anderen Tipp: Wer einen großen Arbeitgeber hat, kann dort nachfragen, ob ein günstiges Arbeitgeberdarlehen denkbar ist. Ein Steuerberater sollte allerdings klären, inwiefern sich das rechnet.
Und das Fazit?
„Nur weil Förderung draufsteht, muss das nicht immer sinnvoll sein“, sagt Martin Reuter. Wichtig sei, sich genau über die Programme zu informieren und sich ausreichend beraten zu lassen. Alles, was das Thema Energie und Klima betrifft, sollte mit einem Energieberater besprochen werden. Auch die Finanzierung kann mit Expertinnen und Experten durchgerechnet werden. Beides bieten zum Beispiel Verbraucherzentralen an. Steuerberater können dagegen bei der Frage helfen, ob sich eine Förderung aus steuerlicher Sicht lohnt.