Je nach Zielland in der EU können Reisende aus NRW viel Geld sparen. Auch zwischen Bundesländern gibt es große Unterschiede.
Bis zu 50 Cent billigerIn diesen Urlaubsländern tanken Sie günstiger als in NRW
Wer ab Nordrhein-Westfalen mit dem Auto in den Sommerurlaub startet, kann bei geschickter Planung an Tankstellen viel Geld sparen. Wie eine Auswertung des Instituts der deutschen Wirtschaft in Köln (IW Köln) zeigt, gehen die Preise an den Zapfsäulen sowohl innerhalb Deutschlands als auch europaweit weit auseinander.
So kommen die Experten zu dem Schluss, dass es sich bei einem innerdeutschen Urlaub anbiete, im Westen zu tanken. Hier seien die Preise für Diesel und Benzin in den ersten beiden Juniwochen im bundesweiten Vergleich durchschnittlich am günstigsten gewesen. Neben Nordrhein-Westfalen stechen vor allem Rheinland-Pfalz, das Saarland, Niedersachsen und Bremen als günstige Standorte fürs Tanken hervor.
Nordrhein-Westfalen ist im deutschen Vergleich sehr günstig
Bei Super war Nordrhein-Westfalen gar Spitzenreiter: Hier zahlte man mit 1,825 Euro pro Liter den niedrigsten Preis. Bei Diesel zeigte sich dagegen ein klares Ost-West-Gefälle: Am preiswertesten war der Liter in Rheinland-Pfalz (1,552 Euro), auch hier folgte Nordrhein-Westfalen bereits auf Platz zwei. In Brandenburg und Berlin kostete der Liter Diesel dagegen etwas mehr als 1,60 Euro und damit etwa fünf Cent mehr als im Westen.
Grund dafür ist der unterschiedliche Ursprung des Öls. „Der Westen Deutschlands bekommt sein Öl seit jeher über Pipelines aus den Niederlanden, die kaum russisches Öl transportierten“, erklärt IW-Verkehrsexperte Thomas Puls. Die Raffinerien im Osten des Landes seien hingegen bis 2022 fast vollständig über russische Pipelines beliefert worden. Die beiden Großraffinerien in Leuna und Schwedt waren bis zum russischen Überfall auf die Ukraine vollständig auf russisches Öl ausgerichtet, die Raffinerie in Schwedt gehörte bis dato mehrheitlich dem Rosneft-Konzern. „Die Umstellung in diesen Regionen dauert noch an und macht sich im Preis bemerkbar, insbesondere in der Nordhälfte der neuen Bundesländer“.
Im EU-Vergleich sind deutsche Kraftstoffe teuer
Noch größer sind die Preisunterschiede zwischen NRW und anderen EU-Staaten. Hier zeigt sich dann auch ein gänzlich anderes Bild als im innerdeutschen Vergleich: „Tatsächlich sind die Preise in Nordrhein-Westfalen deutlich am oberen Ende des Preisspektrums der EU anzusiedeln“, schreiben die IW-Experten.
Bedingt durch die geringere Kaufkraft in den östlichen Mitgliedsstaaten seien dort auch die Preise für Diesel und Benzin geringer. Am größten sind die Unterschiede bei Super E5, da der Kraftstoff in Deutschland mit besonders hohen Steuern und Abgaben belegt ist. In Bulgarien bekommt man ihn für ganze 54 Cent weniger pro Liter als in NRW. In Kroatien können NRW-Urlauber im Vergleich zum heimischen Super derweil 46 Cent pro Liter sparen, in Polen 37. Auch in Tschechien, Ungarn, Österreich und Spanien liegen die Preise 27 bis 24 Cent niedriger, in Portugal, Schweden und Belgien lässt sich ebenfalls Geld sparen.
Größte Preisersparnis in Bulgarien
Auch wer Diesel tankt, kann in den meisten dieser Länder – mit Ausnahme von Schweden und Belgien – Tankgeld sparen. Die Preisunterschiede sind hier allerdings geringer.
Am größten ist die Ersparnis pro Liter in Bulgarien (33 Cent). Vergleichsweise günstig ist Diesel darüber hinaus in Tschechien (23 Cent), Polen (18 Cent) und Kroatien (17 Cent). In Schweden ist fossiler Diesel dagegen besonders teuer: Der Liter kostet 0,30 Euro mehr als in Deutschland, allerdings kann stattdessen auf einen steuerlich begünstigten Biodiesel zurückgegriffen werden.
Preise in Skandinavien oft eher hoch
Mehr als Zuhause müssen NRWler beim Tanken nur in vereinzelten EU-Ländern zahlen. Diesel ist zum Beispiel in Finnland (20 Cent pro Liter), Belgien (13 Cent), Italien und Frankreich (zehn Cent) spürbar teurer. Wer Super E5 tankt, hat dagegen in Finnland, Dänemark, Frankreich und Griechenland das Nachsehen und zahlt vier bis elf Cent drauf. Unter dem Strich sind vor allem die skandinavischen Länder teurer für Autofahrer aus NRW.
Im Vergleich zum Vorjahr haben sich die Preise jedoch in jedem dieser potenziellen Urlaubsländer entspannt. Deutschlandweit war Diesel Mitte Juni 2023 beispielsweise ganze 22 Prozent günstiger als im Vorjahr. Auch bei Super E5 war der Preis immerhin noch 7,5 Prozent niedriger als 2022.
Auf dem Weltmarkt zeigte sich allerdings ein noch stärkerer Preisrückgang: Der Preis für einen Liter Diesel sank beispielsweise von durchschnittlich 1,15 Euro auf 57 Cent und damit um etwa 50 Prozent. Wie diese Entwicklung sich auf die einzelnen Länder auswirkt, hängt allerdings von nationalen Besteuerungen und regionalen Faktoren ab. Darunter fällt dann beispielsweise auch die Herkunft der vor Ort verarbeiteten Rohöle, die auch die hohen Preise im Osten Deutschlands erklärt.