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Preiswelle ändert Konsum in KölnKunden shoppen „nur Kleinigkeiten und Kinkerlitzchen“

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Hohe Straße in Köln im Herbst 2021.

Köln – Isabelle Denecke vom Café Nimmersatt bleibt noch gelassen. Der Umsatz der kleinen Konditorei in der Südstadt, die Isabelle und Moritz Denecke erst vergangenes Jahr eröffnet haben, ist mit Beginn des Krieges zwar zurückgegangen. Die Konditorin hofft aber noch, dass das zum Teil am Sommerloch liegt und die Zahlen bei kühleren Temperaturen wieder steigen.

Trotzdem schwelt da eine leichte Sorge: „Bestimmt werden sich einige Leute schon denken, dass sie lieber eine warme Wohnung als einen Kuchen haben.“ Andererseits: „Wir haben die Erfahrung gemacht, dass sich viele Menschen in Krisenzeiten das Leben dann mit Kuchen versüßen wollen.“

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Isabelle und Moritz Denecke vom Kölner Café Nimmersatt hoffen auf die Treue ihrer Stammkunden.

Denecke hofft und glaubt, dass ihre gut situierte Stammkundschaft bleibt und auch höhere Preise im Laden etwa wegen explodierender Butterpreise akzeptiert. Nur die Neukunden überlegten jetzt vielleicht zweimal, ob sie ihr Geld für schöne Törtchen ausgeben.

Inflation so massiv wie zuletzt vor 50 Jahren

Dass generell alles teurer wird, haben Verbraucher schon vor der aktuellen Situation gespürt. So massiv wie heute war die Inflation zuletzt aber vor 50 Jahren. Etwa 7,5 Prozent betrug die Teuerungsrate im Juli 2022 in Deutschland laut Schätzungen.

Verbraucher merken das an zahlreichen Stellen: In Nordrhein-Westfalen sind laut Landesamt für Information und Technik die Preise für Energie und Kraftstoffe im Juli um 40,5 Prozent im Vergleich zum Vorjahresmonat gestiegen. Die Aussichten auf Besserung sind trübe, vor allem, wenn Russland Deutschland noch weniger Gas liefern sollte. Neben einem harten Winter könnte das in weiteren Preissteigerungen und einer Rezession münden.

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Konsumbarometer des Handelsverband

Schon jetzt bereiten sich Konsumentinnen und Konsumenten mit Sparmaßnahmen auf teurere Zeiten vor. Das zeigt das Konsumbarometer des Handelsverband Deutschland (HDE), das die Verbraucherstimmung wiedergibt: mit 86,6 Punkten ist es auf ein Rekordtief abgestürzt. Seit Ende 2016 lag das Barometer grundsätzlich zwischen 99 und 103 Punkten, selbst zu Beginn der Corona-Krise im April 2020 lag der Wert noch bei 91 Punkten.

Selbst Stammkunden kommen kaum noch

Andrea Halemeier bekommt die sich ändernde Verbraucherstimmung zu spüren, „und das nicht zu knapp“. Die Kölnerin führt den Kinderbuchladen Pflips im Belgischen Viertel. Die Coronazeit habe sie noch gut überstanden, aber jetzt sei die Kundenfrequenz weit niedriger. Mit Betonung auf weit. Außerdem kaufen die Kundinnen und Kunden bei ihr „nur noch Kleinigkeiten und Kinkerlitzchen“.

Nach der „Schockstarre“ bei Kriegsausbruch habe sich die Situation verselbstständigt, die schnell aufeinanderfolgenden Nachrichten von steigenden Preisen und Krisen hätten für immer weniger Kundschaft gesorgt. Dabei lacht die 49-Jährige, klingt aber eher verzweifelt als froh: „Es ist wirklich nicht mehr lustig.“ Ihr mache Angst, dass selbst mancher Stammkunde kaum noch vorbeikomme.

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Der Hofladen des Bauernhofs Sesterhenn

Den Bauernhof Sesterhenn in Leichlingen im Rheinisch-Bergischen Kreis verlassen die Besucherinnen und Besucher jetzt nicht mehr mit den Armen voll Blumen. „Die kaufen jetzt halt nicht mehr zehn, sondern fünf Blumen“, sagt Bernd Sesterhenn.

Auch im Hofladen spüren er und seine Frau die Folgen der Inflation und steigender Energiepreise. „Zu Coronazeiten standen die Leute hier noch Schlange“, erzählt Sesterhenn, „aber jetzt schlägt das um“. An Lebensmitteln werde gespart, die Laufkundschaft gehe jetzt eben zum Discounter, mutmaßt er.

Blick in die Zukunft ist unsicher

Bettina Roth vom Unverpackt-Laden in Lohmar im Rhein-Sieg-Kreis hofft auf das Ende der Sommerferien. Aktuell kämen definitiv weniger Leute, nur noch Stammkunden. Die Gelegenheitskäufer bleiben weg. „Es ist gar nicht absehbar“, meint Roth. Nur Sommerloch oder die Angst vor Inflation und hohen Energiekosten im Winter? Diese Frage stellen sich gerade viele.

So auch Philipp Rodemann von Fairfitters im Belgischen Viertel. In dem Concept Store auf der Brüsseler Straße in Köln bietet er nachhaltige und faire Mode an. „Wir merken, dass die Umsätze im Juni im Vergleich zum vergangenen Jahr zurückgegangen sind“, sagt Rodemann. Aber woran es genau liegt, könne er nicht einschätzen.

Und wie sieht der Blick auf den Herbst und Winter bei steigenden Heizkosten aus? „Ich habe jetzt keine schlaflosen Nächte“, meint der Kölner. „Aber ich schaue auch nicht so freudig in die Zukunft wie früher mal.“

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Dass Verbraucher zunehmend auf Preise achten, bestätigt Stefan Hertel, Pressesprecher beim HDE. „So wird im Zweifel in vielen Fällen eher bei günstigeren Lebensmitteln zugegriffen, teurere Bio- oder Fair-Trade-Waren haben es oft schwerer als zuvor“, sagt er. „Viele Menschen halten ihr Geld derzeit lieber zusammen, um auf hohe Energiekosten und Nebenkostenabrechnungen vorbereitet zu sein. In der Folge steigt die Kaufzurückhaltung, die Konsumstimmung ist im Keller.“ Sinkende Umsätze und die für den Handel ebenso steigenden Energiepreise ergänzen die Lieferkettenprobleme seit Corona.

Auswirkungen der Flutkatastrophe

In Teilen der Region macht auch immer noch die Flut des Sommers 2021 dem Handel zu schaffen, sagt Jörg Hamel, Geschäftsführer des Handelsverband NRW Aachen-Düren-Köln. „Köln als größte Stadt Nordrhein-Westfalens belastet vor allem der zusammengebrochene Geschäftsreiseverkehr durch noch nicht wieder erstarkte oder wegfallende Messen.“ Die Stadt müsse daher mehr positive Signale aussenden, warum sie einen Besuch wert sei.

Laut Helmut Schmidt, dem Vorstandsvorsitzenden des Vereins Stadtmarketing Köln, spazieren wieder so viele Menschen durch die Kölner Innenstadt wie in Vor-Corona-Zeiten. Sie habe auch vom 9-Euro-Ticket profitiert. „Allerdings schlagen sich die Kundenfrequenzen von Hohe Straße und Schildergasse nicht in den Umsätzen der Händler nieder.“