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Insolvente ModeketteEsprit-Läden in Köln bleiben vorerst geöffnet

Lesezeit 3 Minuten

09.03.2020  Köln  Schildergasse  Esprit  schließt

Foto: Csaba Peter Rakoczy

Für die Esprit-Filiale auf der Kölner Schildergasse war schon 2020 Schluss. (Archivbild)

Die Ratinger Modekette Esprit ist erneut zahlungsunfähig. 1500 Mitarbeiter sind betroffen, die Läden sind weiterhin geöffnet - zumindest noch.

Es hatte sich schon angedeutet, nun ist es offiziell: Die Modekette Esprit ist in Deutschland zahlungsunfähig und hat für ihre Obergesellschaft Esprit Europe GmbH sowie für sechs weitere deutsche Töchter am heutigen Mittwoch Anträge auf Insolvenz in Eigenverwaltung beim Amtsgericht Düsseldorf gestellt. Rund 1.500 Mitarbeiter sind direkt betroffen, sie wurden am Mittwoch bei einer Versammlung in Ratingen über die Planungen informiert.

Filiale am Kölner Hauptbahnhof ist schon seit einigen Wochen weg

Dass Esprit in wirtschaftlichen Schwierigkeiten steckt, ist schon länger bekannt. Im Geschäftsbericht für 2023 weist der Modekonzern mit Sitz in Hongkong einen Betriebsverlust von umgerechnet rund 107 Millionen Euro für sein Europageschäft aus. Während der Wholesale noch ein leichtes Plus eingefahren hatte, stand für das europäische Retail-Geschäft ein dickes Minus zu Buche. Esprit verkauft seine Produkte in eigenen und Franchise-Läden (Retail) sowie bei großen Modefilialisten wie Galeria und Peek & Cloppenburg (Wholesale). Grund für den Rückgang seien die schlechten weltwirtschaftlichen Rahmenbedingungen auf den Märkten in Europa und insbesondere in Deutschland, heißt es im Geschäftsbericht.

Die Anzeichen für eine drohende Schieflage verdichteten sich jüngst, als der Esprit-Franchisenehmer PTH Group zahlreiche Esprit-Standorte zu Catches-Filialen umgewandelt hatte, darunter auch das Geschäft am Kölner Hauptbahnhof. In Köln und Umgebung gibt es aktuell noch Esprit-Filialen in der Ehrenstraße, in Köln-Weiden, Hürth und Leverkusen. Im März 2024 hatte auch Wolfgang Schlangmann als einziger deutscher Manager den Esprit-Vorstand verlassen, die Retail-Gesellschaften in Belgien und der Schweiz hatten Insolvenz angemeldet.

Läden bleiben vorerst geöffnet

Der Geschäftsbetrieb soll bis auf Weiteres weiter laufen, teilt Esprit mit. Bereits vor den Antragstellungen seien Gespräche mit einem Finanzinvestor geführt worden, der Interesse „an wesentlichen Teilen der Vermögenswerte der Esprit-Gesellschaften im Rahmen eines Fortführungskonzepts bekundet hat“. Verhandlungen über den Erwerb der Markenrechte für Europa durch diesen Investor seien bereits in einem fortgeschrittenen Stadium.

Ziel der Insolvenz in Eigenverantwortung ist, das maßgeblich aus Deutschland geführte europäische Geschäft von Esprit zu restrukturieren und neu aufzustellen. „Dazu werden sehr zeitnah alle Optionen für tragfähige Zukunftslösungen ausgelotet“, heißt es in einer Mitteilung. Welche Auswirkungen die Verfahren auf weitere Gruppengesellschaften, vor allem im europäischen Ausland, haben werden, ist noch nicht abzuschätzen.

Rechtsanwalt Christian Gerloff, der im Rahmen der Sanierung ab sofort die Geschäfte führt, nennt als Gründe für die wirtschaftliche Schieflage unter anderem sinkende Umsätze verbunden mit zahlreichen Umstrukturierungen und Managementwechseln. „Die Eigenverwaltungsverfahren sollen die Chance eröffnen, die europäischen Aktivitäten von ihrer Struktur und vom Produkt her so aufzustellen, dass sie nachhaltig profitabel werden können“, sagt Gerloff. Die derzeitige Geschäftsführerin Man Yi Yip scheidet aus der Europa-Gesellschaft aus.

Deutschland ist der wichtigste Markt

Die Esprit Europe GmbH mit Sitz in Ratingen ist die Obergesellschaft für Esprit in Deutschland, Frankreich, Belgien, Österreich, den skandinavischen Länder, Polen und Großbritannien. Einkauf und Vertrieb sind in diversen europäischen Tochter- und Enkelgesellschaften organisiert. Deutschland ist der wichtigste Markt. Esprit hatte bereits im Jahr 2020 ein Schutzschirmverfahren für mehrere deutsche Gesellschaften beantragt. Damals waren rund 50 Filialen in Deutschland geschlossen worden, etwa 1100 Stellen wurden gestrichen.

Der Esprit-Konzern ist eigenen Angaben zufolge in rund 40 Ländern aktiv und hat seine operativen Hauptzentralen in Ratingen und in Hongkong, wo das 1968 gegründete Unternehmen auch an der Börse gelistet ist.