Zwei Signa-Firmen gehen in Insolvenz. Die Miete für den Kölner Kaufhof an der Hohe Straße soll weit über der marktüblichen liegen.
Signa-InsolvenzenKölner Galeria-Chef kritisiert Höhe der Mieten
Nach der angekündigten Insolvenzanmeldung wichtiger Signa-Unternehmen bleibt die Zukunft der Warenhauskette Galeria Karstadt Kaufhof (GKK) weiter unklar. Nachdem in den vergangenen Wochen mehrere Unternehmen aus der Handels- und Immobiliengruppe Signa Insolvenz angemeldet hatten, kündigten am Donnerstag die zwei wichtigsten Immobiliengesellschaften der Gruppe ebenfalls Insolvenzverfahren an.
Laut Gericht haben die Signa Prime Selection AG und die Signa Development Selection AG beim Handelsgericht Wien die Eröffnung von Sanierungsverfahren in Eigenverwaltung beantragt.
Dies könnte auch Auswirkungen auf Galeria haben: Zu Signa Prime gehören auch 18 Kaufhausimmobilien von Galeria Karstadt Kaufhof. GKK selbst gehört zu einem anderen Signa-Tochterunternehmen, zur Signa Retail Selection AG, die angekündigt hatte, ihr Geschäft geordnet abzuwickeln, was einen Verkauf von GKK bedeutet.
„30 Prozent des Umsatz in Köln als Mietbelastung“
Das Gebäude des Kölner Kaufhof an der Hohe Straße gehört Unternehmenskreisen zufolge einer Signa Immobiliengesellschaft und soll 2023 eine Mietbelastung von mehr als 30 Prozent des Umsatzes haben. „Dies ist mehr als doppelt so viel wie etwa die Miete des KaDeWe“, sagte ein Branchenkenner dem „Kölner Stadt-Anzeiger“.
Die Miete soll trotz Galerias beider Insolvenzverfahren von 2019 bis 2023 von rund 16 auf rund 19 Millionen Euro gestiegen sein und auch 2024 noch weiter steigen. Köln ist zwar Spitzenreiter, was Signa-Mieten angeht, aber kein Einzelfall. Im benachbarten Bonn sind es dem Markt-Experten zufolge fast 21 Prozent Umsatzanteil, in Aachen und Düsseldorf Königsallee rund 18 Prozent. Sogar das KeDeWe in Berlin liegt Berichten zufolge nur bei 13 Prozent.
Befragt zu den Insiderinformationen über Hohe Mieten sagte der Chef des Kölner Kaufhof an der Hohe Straße, Harry Benzrath am Donnerstag im Interview mit dem „Kölner Stadt-Anzeiger“ : „Zahlen möchte ich nicht nennen, aber lassen Sie es mich so sagen: Unsere Filiale befindet sich in einem tollen Gebäude an erstklassiger Lage, aber Mieten deutlich oberhalb dessen, was alle mir bekannten Einzelhandelsexperten als zu hoch bezeichnen, sind eine enorme Belastung für das Geschäft. Die Hohe Straße ist nicht dasselbe wie die Champs-Elysees in Paris. Natürlich frustriert das unsere Menschen, die hart für einen Erfolg arbeiten.“
Im Kölner Kaufhof an der Hohe Straße blicken die Mitarbeiter besorgt auf das aktuelle Insolvenzgeschehen. „Natürlich belastet es die Kolleginnen und Kollegen, wenn Galeria operativ erfolgreich ist und wir in Schwierigkeiten hereingezogen werden, die wir nicht zu verantworten haben“, sagte Benzrath.
Das neue Geschäftsjahr sei seit September vielversprechend angelaufen, und zwar im ganzen Unternehmen, so Benzrath. Weihnachten sei für das Warenhaus generell wichtig, „aber wir haben ein paar Kölner Besonderheiten, die einfach zur Stadt dazugehören wie etwa das Steiff-Schaufenster oder der eindrucksvolle Lichthof im Erdgeschoss mit dem großen, imposanten Rolltreppenbereich“.
Galeria betreibt aktuell noch 92 Warenhäuser. Das Unternehmen mit Sitz in Essen beschäftigt derzeit rund 15 500 Menschen. Deutschlands letzter großer Warenhauskonzern hatte Ende 2022 zum zweiten Mal Rettung in einem Schutzschirmverfahren suchen müssen. Signa hatte für die Sanierung 200 Millionen Euro zugesagt. Die ersten 50 Millionen sollen im Februar fließen.
Diverse Übernahmegerüchte um GKK
Nach dpa-Informationen werden bei GKK derzeit mehrere Optionen geprüft. Mit gleich mehreren Interessenten werden demnach Gespräche über eine Übernahme des Unternehmens geführt. Unternehmenskreise schließen derzeit nicht aus, dass es trotz der Signa-Insolvenzen zu einer Zahlung der zugesagten 200 Millionen Euro kommt und es auch bei den Mietzahlungen für die 18 Signa-Immobilien noch Bewegung geben könnte.
Derzeit zahlt GKK rund 180 Millionen Euro pro Jahr an Miete an Signa. Sollten die 200 Millionen Euro nicht fließen und kein Käufer gefunden werden, droht eine Insolvenz, obwohl das Unternehmen derzeit operativ schwarze Zahlen schreiben soll.
Auch Verkaufsgerüchte halten sich hartnäckig. So war am Donnerstag Peek & Cloppenburg als möglicher Käufer in den Medien genannt. Die Firma dementierte umgehend. Gleichzeitig wurde bekannt gegeben, dass Strategiechef Stephan Fanderl P&C zum Jahresende verlassen wird. Fanderl war vorher Galeria-Chef. Auch das Gerücht, der Düsseldorfer Milliardär Walter Droege habe Interesse an GKK, machten am Mittwoch die Runde.
Benzrath möchte solche Gerüchte nicht kommentieren. „Zunächst einmal konzentrieren wir uns auf unser Geschäft, auf unsere Kölner Kundinnen und Kunden. Soweit ich weiß, liegen zur Stunde noch alle Optionen auf dem Tisch bis hin zu einer Übernahme des ganzen Unternehmens. Es ist doch eine gute Nachricht, dass sich offenbar mehrere Investoren für uns interessieren“, so der Kölner Niederlassungsleiter.