Interview„E-Manta soll in Serie gehen“ – Neuer Opel-Chef verrät wann
Im Interview spricht Uwe Hochgeschurtz über den Wandel des Autoherstellers und welche Rolle die deutsche Marke im globalen Stellantis-Konzern spielen wird.
Sie sind knapp 70 Tage im Amt als neuer Chef von Opel. Wie haben Sie sich eingelebt?
Uwe Hochgeschurtz: Der Job macht große Freude. Opel ist eine deutsche Traditionsmarke, die immer wieder wegweisende Innovationen hervorgebracht hat. Das gilt auch für die Elektrifizierung, wo Opel inzwischen führend ist und die Entwicklung weiter vorantreibt. Wir haben jetzt schon neun E-Modelle bestellbar und bis 2024 werden wir für jedes Modell eine elektrifizierte Variante anbieten. Und schon 2028 wird es von uns in Europa nur noch rein-batterieelektrische Fahrzeuge geben. Wir sind also auf einem sehr guten Weg.
Sie arbeiten für einen Konzern, den noch keiner kennt. Bei Chrysler wird Englisch gesprochen, bei Alfa Romeo Italienisch, bei anderen Marken Französisch. Was ist denn die Konzernsprache?
Die Konzernsprache ist Englisch. Deshalb verstehen wir uns sehr gut (lacht). Aber Opel bleibt Opel und eine deutsche Marke – seit 1899 werden in Rüsselsheim Autos gefertigt. Da ist die Sprache nachrangig, die Identität ist entscheidend.
Wie nutzen Sie Ihre Erfahrung, die Sie zuvor bei Renault gesammelt haben?
Ich nehme alle meine Erfahrungen mit. Ich bin seit 30 Jahren in der Automobilindustrie, habe für einen amerikanischen Hersteller gearbeitet, für einen französischen und jetzt für einen globalen Konzern. Bei Renault stand natürlich die Elektrifizierung im Vordergrund und das gilt jetzt natürlich auch für Opel.
Uwe Hochgeschurtz ist Chef der Opel Automobile GmbH. Er führt den traditionsreichen Automobilhersteller Opel seit September 2021. Zuvor war er Chef von Renault Deutschland, Österreich und Schweiz.
Der gebürtige Kölner ist auch Mitglied des Top Executive-Teams von Stellantis und berichtet direkt an Stellantis-Vorstandsvorsitzenden Carlos Tavares.
Der Manager blickt auf mehr als 30 Jahre Erfahrung in der Automobilindustrie zurück. Er startete seine Karriere im Jahr 1990 bei Ford, wo er verschiedene Management-Rollen inne hatte. 2001 wechselte er zu VW. Drei Jahre später ging er zu Renault und war dort in den Bereichen Vertrieb, Marketing und Produktmanagement tätig, ehe er im Juni 2016 zum Chef von Renault Deutschland ernannt wurde.
Geboren am 27. Februar 1963, hat der begeisterte Radfahrer in Deutschland (Wuppertal & Köln), Großbritannien (Birmingham) und Frankreich (Paris Dauphine) studiert und hat einen Master in Betriebswirtschaft und Management. Hochgeschurtz ist verheiratet und hat drei Kinder.
Welches der beiden Unternehmen liegt vorn?
Alle Hersteller haben in dem Bereich stark zugelegt – auch wenn einige vielleicht früher dran waren. Bemerkenswert ist die enorme Steigerungsrate. Und Opel sehe ich in der Spitzengruppe, darauf sind wir stolz.
Opel leidet unter Computerchip-Mangel
Wie sehr leidet Opel unter dem derzeitigen Mangel an Computerchips?
Die Krise betrifft die ganze Branche weltweit. So etwas hat es zuvor noch nie gegeben, das ist schon eine absolute Ausnahmesituation. Es ist derzeit für keinen Hersteller absehbar, wie viele Chips er demnächst bekommt. Das ist für die Unternehmen, aber auch für die Zulieferer sehr schwierig zu handhaben. Und die Situation entspannt sich zwar leicht, bleibt aber schwer zu prognostizieren.
Konnte man Chips denn nicht auf Vorrat lagern?
Das „Just-in-Time“-Prinzip führt dazu, dass Teile, wenn überhaupt nur wenige Tage gelagert werden. Es ist kostengünstig und spart Lagerkapazitäten. Das gilt nicht nur für den Autobau, sondern auch für andere Industrien. Hinzu kommt, nicht jeder Mikro-Chip kann überall verbaut werden. Es muss also alles genau passen. Deshalb ist es also nicht so einfach, sich Berge von Chips auf Halde zu legen.
Andere Hersteller liefern Modelle teilweise trotz fehlender Chips aus und rüsten dann nach…
Halbfertige Autos auf Lager zu stellen, macht in unseren Augen keinen Sinn. Und wir wollen diese Arbeit auch nicht auf unsere Händler abwälzen.
E-Manta soll könnte 2025 in Serie gehen
Im Netz gibt es einen Film über einen elektrischen Manta. PR-Gag oder Zukunftsszenario?
Wir wollten mit der Öffentlichkeit über neue Designkonzepte diskutieren. Die Reaktionen auf den E-Manta waren überwältigend positiv. Deswegen arbeiten wir jetzt daran, den Manta bis Mitte der Dekade in Serie zu bringen – mit einem mutigen, zukunftsorientierten Design.
Wird Opel die E-Marke im gesamten Stellantis-Konzern?
Opel ist die prädestinierte Marke für E-Mobilität. Ab 2028 werden alle Modelle in Europa ausschließlich elektrisch angeboten werden. Es gibt keine Alternative, weder für die Kunden noch für die Hersteller. Aber darin liegt auch eine Riesenchance für uns, neue Märkte zu erschließen.
Wie wollen Sie sich denn mit Opel gegen die anderen Marken im Konzern behaupten?
Wir gehören zu einer sehr starken Gruppe und profitieren auch sehr davon, weil wir Zugang zu Technologien bekommen, denn Stellantis ist sehr breit und weltweit aufgestellt. Jede Marke im Konzern hat ihre eigene Tradition, ihre eigenen Werte und eigenen Vertriebswege. Der Kunden wird sich das für ihn Beste raussuchen.
Aber alle Marken im Konzern fischen doch im gleichen Kundensegment?
Nein, wir haben Marken, die sich eher im sogenannten „Upper Mainstream“ bewegen wie etwa Opel und Peugeot, andere stärker in anderen Preissegmenten. Wir sind ausreichend diversifiziert. Und einen Opel erkennt man sofort, von außen, von innen und beim Fahrerlebnis. Zudem sind wir die einzige deutsche Marke im Konzern.
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Aber wie viel Opel wird denn künftig noch drin sein, vor dem Hintergrund des Technologietransfers innerhalb des gesamten Konzerns?
Opel designed und entwickelt seine Fahrzeuge in Rüsselsheim. Das ist so und das bleibt so. Und wir bauen auch viele unserer Fahrzeuge in Deutschland, wie den neuen Astra und den Insignia in Rüsselsheim, den Grandland in Eisenach und in Kaiserslautern bauen wir eine Giga-Factory für Batterien. Das sind klare Bekenntnisse zum Standort Deutschland.