Interview mit den Mühlen-Kölsch-ChefsSo viel kostete die Sünner-Brauerei
- Eigentümerin Schwartz und Manager Rosenbaum erklären den Kauf des Rivalen Sünner.
- Den Neubau einer Brauerei in Lövenich legt Mühlen Kölsch auf Eis.
- Die Zahl der unabhängigen Bier-Brauer in Köln geht weiter zurück.
Frau Schwartz, Herr Rosenbaum, es ist ein gut gehütetes Geheimnis in Köln, dass Sie auf der Suche nach einem neuen Standort für eine Brauerei sind. Wie ist der aktuelle Stand?
Michael Rosenbaum: Da sind Sie gut informiert. Es gibt aber eine aktuellere Nachricht. Wir haben einen anderen Weg gefunden, die Stadt hatte ein Grundstück für uns. Aber dann ergab sich eine viel bessere Gelegenheit. Die Brauerei zur Malzmühle wird ab 1. Januar 2022 die Sünner Brauerei in Köln-Kalk übernehmen und ihre Kräfte am Brauereistandort in Kalk bündeln.
Heißt das, dass Sie künftig Mühlen Kölsch bei Sünner brauen?
Melanie Schwartz: Exakt. Die Brauerei zur Malzmühle wird ihre Produktion vom Heumarkt nach Kalk verlegen und dort Mühlen Kölsch produzieren. Durch die großen Absatzsteigerungen der vergangenen Jahre war die Produktion am Standort Heumarkt an ihre Kapazitätsgrenzen gekommen. Da dort aufgrund der innerstädtischen Lage keine Erweiterung möglich ist, war zunächst ein Neubau in Lövenich geplant. Mitte 2020 kam es aber dann zu Gesprächen mit der Sünner Brauerei, deren Inhaberfamilie um Astrid Schmitz-DuMont durch die Corona bedingten Gastronomie-Schließungen besonders hart getroffen war.
Wie passen die Marken Sünner und Mühlen Kölsch zusammen?
Rosenbaum: Da die Sünner-Brauerei ebenso wie die Brauerei zur Malzmühle noch nach einem handwerklichen Brauverfahren produziert und zudem auch über ausreichende Brau- und Lagerkapazitäten verfügt, kamen beide Parteien nach intensiven Prüfungen zur nun gefundenen Lösung.
Was wird aus der Brauerei in Kalk, die als ältestes Industriedenkmal Kölns gilt? Und was wird aus der Marke Sünner, die Brauerei stellt auch Limonaden und Spirituosen her?
Schwartz: Der historische Brauereistandort Kalk wird so erhalten. Die Brauerei zur Malzmühle wird die Sünner-Biere und Spirituosen sowie die Limonadenmarke Kölsches Wasser weiterführen. Wir sehen für beide Marken trotz hartem Wettbewerbsdruck für die nächsten Jahre gute Wachstumspotenziale.
Was wird aus den gut 30 Mitarbeitern?
Rosenbaum: Da habe ich eine gute Nachricht: Alle Sünner-Mitarbeiterinnen und -mitarbeiter übernehmen wir. Gemeinsam mit unseren 150 Mitarbeitern werden wir ein starkes Kölner Team bilden. Auch die Gastronomie Sünner Keller & Biergarten wird mit übernommen. Mit den dortigen Brauerei- und Brennerei-Technologien, ergänzt um einige technologische und kapazitätsbezogene Erweiterungen werden wir optimale Möglichkeiten haben, sowohl Mühlen Kölsch als auch die Sünner Produkte nach unseren Vorstellungen weiterzuentwickeln.
Bei Fusionen gibt es immer Synergien, das bedeutet in der Regel Arbeitsplatzabbau. Wie erklären Sie den Plan, die Mitarbeiterzahl konstant halten zu wollen?
Schwartz: In der Pandemie haben wir viele Mitarbeiter verloren, Festangestellte und vor allem Aushilfen, die meist in andere Branchen gewechselt sind. Durch die Erweiterung des Portfolios und den geplanten Wachstumskurs haben wir somit überhaupt keinen Bedarf Mitarbeiter abzubauen. Das ist die gute Nachricht heute für alle Beschäftigten sowohl von Sünner als auch der Malzmühle.
Sie sagten, Sie wollten in Lövenich etwas Neues bauen, mit mehr Kapazität. Wie hoch sind die Kapazitäten bei Sünner, reichen sie aus?
Rosenbaum: Im Jahr 2010 haben wir 34.000 Hektoliter pro Jahr gebraut, heute sind es 51.000, das ist schon mehr, als unsere alte Kapazität hergibt. Die Sünner-Brauerei hat eine Kapazität von gut 70.000 Hektoliter mit der Option auf mehr. Sünner stößt etwas mehr als 10.000 Hektoliter pro Jahr aus, mit einigen im Auftrag hergestellten Bieren ist die Brauerei also nur zu 20.000 Hektoliter ausgelastet. Der neue alte Standort reicht also für unsere beiden Marken Sünner und Mühlen Kölsch in der Zukunft aus.
Sünner und Mühlen Kölsch, allein mit etwa drei Prozent Marktanteil, gehören zu den kleineren Spielern auf dem Kölsch-Markt. Wofür steht die Marke Sünner?
Schwartz: Die Familienbrauerei Sünner ist die älteste Kölsch-Brauerei, gegründet 1830, in der mittlerweile sechsten Generation Sünner-Kölsch, Sünner-Malz sowie weitere Bierspezialitäten gebraut werden. Zugleich ist die Sünner Brennerei die älteste eingetragene Weizenkornbrennerei in Köln und die einzige, in der der gesamte Herstellungsprozess von der Maische über die Destillation bis zur Abfüllung durchlaufen wird. Für die aktuell 14 Sünner Spirituosen, wie Sünners Gin, Vodka und Korn werden ausschließlich regionale Rohstoffe eingesetzt.
Die neueste Produktlinie sind die Limonaden der Marke „Kölsches Wasser“. Am Standort Kalk wird ebenfalls die Gastronomie Sünner Keller & Biergarten betrieben. Sünner ist auch bekannt für echte Traditionshäuser, denken Sie an Sünner im Walfisch, Bieresel oder Groov. Diese Kölschen Treffpunkte alle werden weiter mit Sünner Kölsch beliefert.
Dumme Frage, aber werden Mühlen Kölsch und Sünner dann gleich schmecken, aus einem Kessel kommend?
Schwartz: Aus einem Kessel werden sie kommen (lacht). Sie kochen ja auch Suppe in einem Topf, und im gleichen Topf an einem anderen Tag Spinat, ohne dass beides gleich schmeckt. Die Biere aber werden unverändert bleiben. Sie behalten ihre eigenen Malze, Hopfen, hauseigene Hefen und eben die jeweiligen Brauverfahren. Also Mühlen Kölsch bleibt malzig, und Sünner Kölsch bleibt hopfig, wie wir Brauer sagen.
Hand aufs Herz, was wird Sie die Übernahme kosten?
Rosenbaum: Allein das Grundstück mit einer Fläche von 12.500 Quadratmetern hat seinen Preis, angesichts der aktuellen Bodenrichtwerte können Sie sich als Wirtschaftsredakteur selbst ausrechnen, wo der Preis wohl liegen könnte.
Auch ohne Taschenrechner und angesichts der Kölner Bodenrichtwerte von fast 1000 Euro komme ich auf eine Summe, ohne Frage. Ist das auch der Kaufpreis?
Rosenbaum: Der Kaufpreis ist eine Sache, über die wir Stillschweigen vereinbart haben. Gehen Sie aber mal davon aus, dass unser Investment, also Kaufpreis plus Erweiterungsinvestitionen bei einer hohen einstelligen Millionensumme liegt, am oberen Rand der Einstelligkeit.
Werden Sie auch bei Sünner das Mühlen Kölsch abfüllen?
Schwartz: Sünner hat eine eigene Flaschenabfüllung. Dort wird weiterhin Sünner-Bier abgefüllt. Mühlen Kölsch in Flaschen wird aber unverändert in Krefeld abgefüllt, so ist es schon seit Jahren. Die eigene Abfüllung ermöglicht es uns aber, auch kleinere Mengen, etwa für Craftbeer in Köln abzufüllen. Diese Chance wollen wir nutzen.
Was wird aus den Räumen der alten Brauerei Mühlen Kölsch am Heumarkt?
Rosenbaum: Die werden wir nutzen, um den Gastrobereich weiter auszubauen. Räumlich können wir so von der Fläche zu unseren Wettbewerbern aufschließen.
Also Früh-Kölschs Brauhaus und den Gaffel am Dom?
Rosenbaum: Das haben Sie gesagt.
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Was wird aus den Sünner-Marken?
Schwartz: Wir werden analysieren, für was sie stehen, welche Marktnischen sie ansprechen. Sünner als älteste noch existierende Kölsch-Marke ist für uns eine wunderbare Kölner Ergänzung und auch ein Zeichen, dass nicht nur die großen Braukonzerne den Biermarkt beherrschen, sondern auch die Familienunternehmen, die handwerklich Bier brauen. Sünner ist was Besonderes. Es hält sich schließlich hartnäckig die Geschichte, dass die bei Sünner die Ersten waren, die ihr Kölner Bier Kölsch nannten. Ein gutes Gefühl.